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Gefahren durch Unwetter

Freiburger Blitzschützer: "Der Schauinsland zieht Blitze an"

Manuel Fritsch
  • Do, 07. Juni 2018, 09:46 Uhr
    Südwest

     

Schnell kann nach einem Blitzeinschlag ein ganzes Haus brennen. Der Experte Volker Hassler erklärt, warum die Gefahr in Südbaden so hoch ist – und welche Gebäude besonders anfällig sind.

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Blitze haben gewaltige elektrische Ladungen. Ein Blitzableiter kann diese bündeln und unschädlich machen. Foto: dpa
Derzeit sind Gewitter in Südbaden an der Tagesordnung. Wenn grellgelbe Blitze zucken und der Donner rollt, überlegt sich so mancher, ob er nicht besser in einen Blitzableiter investieren sollte. Zurecht? Darüber sprach Manuel Fritsch mit Volker Hassler, der die Region mit Blitzableitern versorgt und auch das Freiburger Münster schützt.

BZ: Herr Hassler, warum brennt es immer wieder nach Blitzschlägen, sind nicht alle Häuser davor geschützt?
Hassler:
Blitzschutz ist nur auf öffentlichen Gebäuden vorgeschrieben – Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten und so weiter. Im privaten Bereich ist es jedem selbst überlassen, ob er sein Haus mit einer Blitzschutzanlage schützt.

BZ: Schützt mich ein Blitzableiter denn?
Hassler: Zu 100 Prozent.

BZ: Wie funktioniert das?
Hassler: Der Blitz ist eine spezielle Art von Elektrizität. Wenn er sich entlädt, hat der Blitzableiter die Aufgabe, den Blitz kontrolliert einzufangen, abzuleiten und in der Erdungsanlage unschädlich zu machen.

BZ: Wie fängt man einen Blitz ein?
Hassler: Die elektrische Feldstärke wird an einer Auffangspitze so stark erhöht, dass der Blitz wie von einem Magneten angezogen wird. Das elektrische Feld ist mal schwächer, mal stärker, und dort, wo die größte elektrische Feldstärke ist, kommt es zur Entladung. Im Blitzschutz machen wir eigentlich nichts anderes, als ein Haus in einen großen Faradayschen Käfig umzuwandeln – also in einen geschlossenen Metallkörper.

BZ: Welche Häuser sind denn gefährdet?
Hassler: Das hängt von vielen Faktoren ab: Wo steht das Gebäude, wie groß ist es, wie ist es gebaut? Je mehr Metall in einem Gebäude verbaut ist, desto eher kann es zu einer Blitzentladung kommen. Ein alter Schwarzwaldhof, in dem überhaupt kein Metall verbaut ist, unterscheidet sich kaum von seiner Umgebung. Da ist es reiner Zufall, wenn dort der Blitz einschlägt.

BZ: Lohnt es sich für einen Hausbesitzer in Blitzschutz zu investieren?
Hassler: Wenn Sie eine Villa für eine Million Euro bauen, wird die Versicherung das sicherlich verlangen. Bei einem normalen Einfamilienhaus rechnet man damit, dass der Blitzschutz weniger als ein Prozent der Bausumme kostet. Da muss jeder selbst überlegen, ob es ihm das wert ist. Der kleinstmögliche Schadensfall, wenn der Blitz reinhaut, wird dieses Prozent auf alle Fälle übersteigen. Bei einem Hausbau ist der Blitzschutz jedenfalls nicht der entscheidende Kostenfaktor.

BZ: Wie gefährdet sind wir durch Blitze?
Hassler: In Südbaden haben wir eine relativ hohe Blitzschlaghäufigkeit. Hier trifft die mediterrane Warmluft, die vom Mittelmeer und dem Rhonetal kommt, auf die Kaltluft, die durchs Rheintal hinunterkommt. Die treffen sich in der Nähe von Lahr im Kaiserstuhl. Auch der Schauinsland zieht Blitze an und selbst im Münster haut der Blitz im Schnitt 1,3 Mal pro Jahr rein. Von dem Blitzschutz dort profitiert die halbe Stadt. So hat unser Münsterturm zwei Funktionen: Er sieht schön aus und bringt Touris nach Freiburg, er ist aber auch der Blitzableiter der Innenstadt.
Zur Person:

Volker Hassler (61) ist amtlicher Sachverständiger in Sachen Blitzschutz und stattet als Chef des Handwerksbetriebs Hassler Blitzschutz private und öffentliche Häuser aus. Seit 1955 schützt die Firma auch das Freiburger Münster.

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Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 07. Juni 2018: PDF-Version herunterladen

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