Fotos: Das sind die Ministerinnen und Minister der Ampel-Koalition
Neun Männer und acht Frauen – diese Politikerinnen und Politiker regieren künftig Deutschland. Das Kabinett ist größer als das bisherige, jünger und der Frauenanteil ist so hoch wie noch nie zu Beginn einer Wahlperiode.
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Olaf Scholz – SPD/Bundeskanzler: Er hat es dann doch geschafft: Olaf Scholz, 63, wird die neue Bundesregierung führen. Er war unter anderem Generalsekretär der Partei, Bundesarbeitsminister, Hamburgs Erster Bürgermeister. Seit 2018 ist er Bundesfinanzminister und Vizekanzler. Wegen seiner Nüchternheit verspotteten politische Gegner ihn als „Scholzomat“ oder entdeckten eine „Schlumpfigkeit“ (Zeichner Peyo erfand die kleinen blauen Figuren in Scholz’ Geburtsjahr). Mit der weltweiten Mindeststeuer für Unternehmen, die er wesentlich vorantrieb, und als Baumeister der Ampel-Koalition beweist Scholz, dass er auch anders kann. Foto: TOBIAS SCHWARZ (AFP)
Annalena Baerbock- Grüne/Auswärtiges Amt : Die 40 Jahre alte Baerbock übernimmt das Amt von SPD-Mann Heiko Maas. Ihr Anspruch wird es sein, die Außenpolitik der neuen Bundesregierung besser als ihr Vorgänger mit den jeweils inhaltlich beteiligten Ministerien abzustimmen. Ob – wie bei Angela Merkel – auch diesmal der Bundeskanzler der aktivere Außenpolitiker sein wird, muss sich zeigen. Als Völkerrechtlerin bringt Baerbock für den Job gute Voraussetzungen mit, als Persönlichkeit könnte ihr auf dem diplomatischen Parkett ihre Spontaneität sowohl hinderlich als auch hilfreich sein. Hinzu kommt mit ihr als Frau das Signal gelebter Chancengleichheit. Foto: TOBIAS SCHWARZ (AFP)
Christian Lindner – FDP/Finanzen: Ob er in den großen Schuhen laufen kann, die er sich gegen Grünen-Chef Robert Habeck erkämpfte, muss der FDP-Vorsitzende erst beweisen. Denn auf den 42-jährigen künftigen Finanzminister wartet eine Mammutaufgabe. Deutschland muss Milliarden in den Klimaschutz, die Digitalisierung und die Überwindung von Corona investieren. Das Geld muss Lindner beschaffen und zugleich seine Wahlversprechen halten. Demnach soll es keine Steuererhöhungen geben und auch die Schuldenbremse wieder eingehalten werden. Wie er das schaffen will, ist noch offen. Regierungserfahrung hat Lindner bisher nicht. Foto: ADAM BERRY (AFP)
Karl Lauterbach – SPD/Gesundheit : „Er wird es“, sagte Olaf Scholz bei der Präsentation seiner SPD-Ministerinnen und -Minister. Für Lauterbach geht mit seiner Ernennung zum Bundesgesundheitsminister ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Als Pandemie-Erklärer ist der 58-Jährige überregional bekannt und präsent. Zur weiteren Bekämpfung von Corona hat Lauterbach gleich mal leicht modifiziert Angela Merkel zitiert: „Wir werden das schaffen.“ Mit ihm an der Spitze des Ministeriums werde das Impfen die zentrale Rolle spielen. Zugleich werde er das Gesundheitssystem stärken. Am Erfolg seiner Arbeit wird sich diese Bundesregierung messen lassen müssen. Foto: Oliver Berg (dpa)
Hubertus Heil – SPD/Arbeit und Soziales: Der 49-Jährige darf als einziges Kabinettsmitglied der alten Regierung auf seinem Posten bleiben. Seine Bilanz als Arbeits- und Sozialminister fiel bisher aus sozialdemokratischer Sicht positiv aus. Heil setzte die Grundrente durch und half mit der Kurzarbeiterregelung bei der Bewältigung der Corona-Krise. Weitere wichtige Aufgaben liegen nun vor ihm: Der Mindestlohn soll auf zwölf Euro steigen, die Selbstständigen werden in die Rentenversicherung einbezogen. Eine wichtige Aufgabe dürfte aber weiterhin liegenbleiben: Die notwendige Rentenreform wird auf die Zeit nach der nächsten Wahl vertagt. Foto: Michael Kappeler (dpa)
Anne Spiegel – Grüne/Familie: Mit Spiegel kommt die Vize-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ins Kabinett. Die 40-Jährige war bereits fünf Jahre lang Familienministerin in ihrem Heimatland, zuletzt leitete sie das Klima- und Umweltministerium. Als Kind wollte Spiegel Pinguinforscherin werden, wie sie kürzlich verriet. Sie studierte dann aber Politik, Philosophie und Psychologie. 2011 startete sie im Landtag. Sie übernimmt ein Ministerium, in dem einiges angeschoben wurde, nach dem Rücktritt von Franziska Giffey im Frühjahr, aber unter Nachfolgerin Christine Lambrecht wenig voran ging. Foto: Andreas Arnold (dpa)
Robert Habeck – Grüne/Wirtschaft und Energie: Der Grünen-Politiker wird zwar nicht Bundesfinanzminister. Aber sein Ressort Wirtschaft und Energie ist für die klimapolitische Transformation enorm wichtig. 80 Prozent des Stroms sollen laut Koalitionsvertrag 2030 aus erneuerbaren Energien stammen, vorwiegend aus Wind und Sonne. Gelingt das der Ampel nicht, hat sie – und damit auch Habeck persönlich – das Ziel verfehlt. Damit das nicht passiert, bündelt die neue Bundesregierung Klima und Energie in einem Ministerium. Habeck wird der Chef von 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dass Habeck, von Hause aus Philosoph und Schriftsteller, etwas bewegen kann, hat der 52-Jährige zwischen 2012 und 2018 als stellvertretender Ministerpräsident und Agrar- und Energieminister in Schleswig-Holstein gezeigt. Foto: JOHN MACDOUGALL (AFP)
Volker Wissing – FDP/Verkehr: Der 51-jährige Jurist weiß, wie eine Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP funktionieren kann. In seinem Heimatland Rheinland-Pfalz amtierte er ab 2016 als Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau unter der SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer. 2020 wurde Wissing FDP-Generalsekretär und handelte kürzlich den Koalitionsvertrag mit aus. Für eine Verkehrswende hin zu klimafreundlicher Mobilität setzte sich der kommende Bundesverkehrsminister bisher nicht ein. Mehr Engagement ist von ihm dagegen beim Ausbau der Datennetze zu erwarten. Foto: Michael Kappeler (dpa)
Klara Geywitz – SPD/Bau: Manchmal gibt es späte Siege zu feiern. Vor zwei Jahren unterlag die Potsdamerin Klara Geywitz an der Seite von Olaf Scholz im Kampf um den SPD-Vorsitz. Jetzt zieht sie zu ihm in die Regierungsriege. Die 45-Jährige kann dabei etwas Neues aufbauen: ein eigenständiges Bauministerium. Sie will den Mietern die Sorgen vor explodierenden Wohnkosten nehmen und den Bau von 400000 neuen Wohnungen in den kommenden Jahren initiieren. Jede vierte davon soll öffentlich gefördert werden, damit sie sich auch Mieter mit geringeren Einkommen leisten können. Über ein Abgeordnetenmandat verfügt die stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD nicht. Foto: Monika Skolimowska (dpa)
Nancy Faeser – SPD/Inneres: Mit Nancy Faeser wird eine Frau Innenministerin, die als Überraschungspersonalie im Kabinett Scholz gilt. Dabei ist Faeser in Hessen, wo sie seit 2019 Partei- und Fraktionsvorsitzende ist, als profilierte Innen- und Rechtsexpertin bekannt. Seit vielen Jahren arbeitet sie für die Bundespartei im Arbeitskreis Innenpolitik, sie ist zudem Mitglied der Sozialdemokraten in der Polizei. Eigentlich sollte die 51-Jährige im übernächsten Jahr für die SPD die hessische Staatskanzlei erobern, das ist nun hinfällig. Faeser übernimmt als Nachfolgerin von Horst Seehofer ein Ministerium, dessen Mitarbeitende sich sicher über mehr Struktur an der Spitze freuen werden. Foto: Michael Kappeler (dpa)
Marco Buschmann – FDP/Justiz: Der kommende Justizminister verkündete unlängst in der Bundespressekonferenz, alle Einschränkungen wegen Corona würden Ende März 2022 aufgehoben. Diese Ansage musste Buschmann inzwischen relativieren – die steigenden Infektionszahlen machten ihm und der neuen Regierung einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem zeigt die Episode die Ausrichtung des 44-jährigen Juristen: Er setzt sich für Bürgerrechte und individuelle Freiheiten ein, die er gegen einen zu übergriffigen Staat verteidigen will. Gleichzeitig plädiert der frühere Geschäftsführer der FDP für einen Liberalismus in sozialer Verantwortung. Foto: ADAM BERRY (AFP)
Steffi Lemke – Grüne/ Umwelt : Die 53-jährige Diplom-Landwirtin wird Bundesumweltministerin und leitet damit ein Ressort, das für die Grünen und die Bundesregierung zentral ist. Zusammen mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (ebenfalls Grüne) wird sie den Übergang zur Klimaneutralität vorantreiben. Ihre langjährigen Erfahrungen als Partei- und Fraktionsgeschäftsführerin der Grünen im Bundestag sollten Lemke diese Managementaufgabe erleichtern. Die Wahl fiel auch deshalb auf sie, weil sie in der DDR aufwuchs und dem linken Flügel innerhalb der Grünen zugerechnet wird. Foto: Ronny Hartmann (dpa)
Christine Lambrecht – SPD/Verteidigung Christine Lambrecht wollte sich eigentlich aus der Bundespolitik zurückziehen, nun wird die 56-Jährige Bundesverteidigungsministerin. Für viele, sagte sie bei ihrer Vorstellung, sei das sicher eine Überraschung. „Aber wer mich kennt, weiß, dass ich Herausforderungen gerne annehme.“ Zuletzt hatte sie nicht nur das Justizministerium geführt, sondern nach Franziska Giffeys Wechsel in die Berliner Landespolitik gleich noch deren Familienministerium dazu übernommen. Im Verteidigungsministerium werde sie sich um die gute Ausstattung für die Soldatinnen und Soldaten kümmern. Zudem kündigt sie an, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr „ständig evaluiert“ werden sollen. Foto: ODD ANDERSEN (AFP)
Bettina Stark-Watzinger – FDP/Bildung: Sie ist die einzige Frau, die einen der vier FDP-Posten im Kabinett besetzt. Bundesweit hatten noch nicht viele von ihr gehört, bevor sie als Bundesministerin für Bildung und Forschung bekanntgegeben wurde. Dabei hat Bettina Stark-Watzinger in der FDP eine steile Karriere hingelegt: 2017 wurde sie in den Bundestag gewählt und war dort seit 2020 parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion. In ihrer Partei profilierte sie sich vor allem als Finanzpolitikerin. Als designierte Ministerin nimmt die 53-Jährige sich viel vor: Sie will nach eigenen Worten eine „Bildungsrevolution“ vorantreiben und Kindern aus sozial benachteiligten Familien bessere Startchancen bieten. Foto: Michael Kappeler (dpa)
Cem Özdemir – Grüne/Landwirtschaft: Viele hatten eher den Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter auf dem Posten des Agrarministers gesehen. Die Linken in der Partei erbittert es, dass nun der 1965 geborene Realo Cem Özdemir das Bundesministerium für Landwirtschaft übernehmen soll. Zum ersten Mal wird damit ein türkischstämmiger Politiker Bundesminister – und auch zum ersten Mal ein Vegetarier Agrarminister. Özdemir will sich für mehr Tierwohl und für striktere Auflagen in der Fleischindustrie einsetzen. Nicht allen Bauern gefällt das. Eine Herausforderung für Özdemir wird sein, woran seine CDU-Vorgängerin Julia Klöckner oftmals scheiterte: bäuerliche Interessen und nachhaltige Landwirtschaft zusammenzubringen. Foto: Marijan Murat
Svenja Schulze – SPD/Entwicklung: Als Umweltministerin der scheidenden Bundesregierung konnte sich die 53-jährige Schulze oft nicht gegen das Wirtschafts- oder das Landwirtschaftsministerium (beide in CDU-Hand) durchsetzen. Trotzdem machte sie manchmal Punkte, etwa bei der Verschärfung des Klimaschutzgesetzes im Frühjahr dieses Jahres. Das Klima-Thema wird Schulze auf der internationalen Ebene in ihrer Tätigkeit als Entwicklungsministerien erhalten bleiben, in Kooperation mit der grünen Außenministerin Baerbock. Foto: Michael Kappeler (dpa)
Wolfgang Schmidt – SPD/Chef des Bundeskanzleramts: Direkt, redegewandt, gewitzt: Wolfgang Schmidt ist seit 2002 der Mann hinter Olaf Scholz. Er war persönlicher Referent, Büroleiter, inoffizieller Außenminister Hamburgs und bis jetzt Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Manch Außenstehender meint, Schmidt kenne Scholz besser als der sich selbst. Der 51-jährige Jurist ist politisch und bei Journalisten gut vernetzt. Er meldet sich gern auch mal nachts mit Hinweisen zu einem Text, in dem Scholz vorkommt. Schmidt nutzt viel Twitter, manchmal etwas voreilig, was interessante Einblicke ins Kanzleramt bieten könnte. Foto: Michael Kappeler (dpa)
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