Europa wird toleranter, aber nicht überall
Das Eurobarometer belegt, dass der kulturelle Graben zwischen Ost und West weiterhin tief ist.
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Weniger erfreulich ist aber die kulturelle Kluft, die sich zeigt, wenn man die Antworten nach Ländern getrennt betrachtet. In Bulgarien würde bei 93 Prozent der Eltern der Blutdruck steigen, wenn Sohn oder Tochter mit einem gleichgeschlechtlichen Partner nach Hause käme. In den Niederlanden wäre das für 86 Prozent egal. Fällt die Partnerwahl auf ein Mitglied der Romagemeinschaft, eine Person, die das Geschlecht gewechselt hat oder sich als intersexuell definiert, bleiben noch zwei Drittel der Niederländer gelassen. In Bulgarien könnten nur 14 Prozent mit einem Roma-Schwiegersohn leben und lediglich sieben Prozent mit jemandem, der trans- oder intersexuell ist.
Ob sich die liberalen Ansichten aus einer Umfrage in der Praxis halten ließen, ist offen. Die Antworten des Eurobarometers sagen aber viel darüber aus, welche Haltungen im jeweiligen Land als gesellschaftlich anerkannt und mehrheitsfähig gelten. Die langjährige Kluft zwischen Nord und Süd hat sich noch nicht ganz geschlossen. Sie ist allerdings in gesellschaftspolitischen und religiösen Fragen heute deutlich geringer als der Graben zwischen Ost und West. 44 Prozent der Italiener wären völlig entspannt, wenn Ihr Kind mit einem muslimischen oder gleichgeschlechtlichen Partner nach Hause käme. 29 Prozent könnten sich mit einem Roma als Staats- oder Regierungschef anfreunden. In Ungarn kämen zwar 40 Prozent mit einem Roma-Regierungschef klar, aber nur 27 Prozent mit einem Roma-Schwiegersohn und 22 Prozent mit einem Kind, das sich einen gleichgeschlechtlichen Partner gewählt hat.
Was Toleranz angeht, sind übrigens die Briten die Musterschüler: In fast allen Kategorien zeigen sie überdurchschnittlich viel Gelassenheit, eine Eigenschaft, die ihnen in der Politik ja zunehmend abhandenzukommen scheint. Sollten beim nächsten Eurobarometer in vier Jahren die Briten nicht mehr dabei sein, würde Europa wohl weniger gut abschneiden.