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Einzelhändler setzen vermehrt auf Gastronomie

Im Kampf gegen die wachsende Onlinekonkurrenz setzt der Einzelhandel immer stärker auf Essen und Trinken als Lockmittel.  

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Ikea macht „Köttbullar“ eine ganze Menge Umsatz.   | Foto: DPA
Ikea macht „Köttbullar“ eine ganze Menge Umsatz. Foto: DPA
"Die Gastronomie im Handel und in dessen Umfeld nimmt an Fahrt auf", sagt das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI in einer Branchenstudie.

Besonders experimentierfreudig ist dabei zurzeit der durch Onlinekonkurrenten wie Amazon oder Zalando besonders in Mitleidenschaft gezogene Modehandel. Einer der Vorreiter ist das Mannheimer Modehaus Engelhorn: Es beherbergt unter seinem Dach neben einer Champagnerbar und diversen Restaurants den Gourmettempel "Opus V", der inzwischen mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet ist.

"Essen ist in Mode." Fachzeitschrift Textilwirtschaft
Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Der Rivale Breuninger lockte Ende April gleich mit sechs Sterneköchen, die in seinem Stuttgarter Flagship-Store für rund 1000 Kunden kochten. Ganz vorbei geht der Gastronomietrend selbst an H & M nicht. Die skandinavische Modekette hat in den Filialen ihrer Premiummarke Arket in Berlin und München inzwischen ganz selbstverständlich ein Café integriert, das mit seinen vegetarischen und veganen Essensangeboten "die Reinheit, Frische und Einfachheit" widerspiegeln soll, die allgemein mit Skandinavien assoziiert werde.

Für die Fachzeitschrift Textilwirtschaft steht fest: "Essen ist in Mode." Handelsexperten halten die Gastrostrategie durchaus für vielversprechend. Schließlich lässt sich ein solcher Erlebniseinkauf im Internet kaum kopieren. Auch in den großen Shopping-Centern spielen Restaurants und Cafés deshalb eine immer wichtigere Rolle. Belegten gastronomische Angebote noch vor einigen Jahren gerade einmal sechs Prozent der Verkaufsfläche, so hat sich diese Zahl mittlerweile der EHI-Studie zufolge "in vielen Shoppingmalls mindestens verdoppelt". Zum Teil liege der Gastroanteil sogar bereits bei knapp 15 Prozent.

Etwa 60 Prozent der Besucher nutzten die Gastronomie bei ihrem Besuch.

Der Shopping-Center-Betreiber ECE betont, ein gutes Gastronomieangebot trage heutzutage dazu bei, die Verweildauer und die Aufenthaltsqualität in den Einkaufszentren zu erhöhen. Etwa 60 Prozent der Besucher nutzten die Gastronomie bei ihrem Besuch. Rund 40 Prozent wählten das Shopping-Center sogar nach dem Essensangebot aus. In den vergangenen Jahren hat ECE daher den Gastronomieanteil nach eigenen Angaben signifikant ausgebaut.

Auch der Lebensmittelhandel ergänzt sein Angebot immer öfter durch gastronomische Angebote. Das reicht vom – eher bescheidenen – Kaffeeautomaten in den modernisierten Filialen des Discounters Aldi bis zur Champagnerbar mit 120 verschiedenen Sorten und einem riesigen vegetarischen Restaurant in der neuen Filiale von Edeka Zurheide in der Nähe der Düsseldorfer Königsallee. Selbst im Buchhandel finden sich zwischen den Regalen immer öfter Cafés und sogar kleine Restaurants, die zum Verweilen einladen.

Ikea macht mit Essensangeboten mehr Umsatz als (auf Essen und Getränke spezialisierte) Ketten wie Vapiano oder Starbucks.

Andere Sparten wie Möbel- oder Warenhäuser wie Karstadt und Kaufhof haben die Gastronomie schon vor Jahrzehnten für sich entdeckt. Auch Ikea gehört dazu: Die schwedische Möbelkette macht nicht nur Milliardenumsätze mit Billy-Regalen und Poäng-Sesseln, sondern sie gehört dank der Hackfleischbällchen Köttbullar und anderen Speisen nach Angaben des Branchenverbands Dehoga auch zu den zehn größten Systemgastronomen in Deutschland. Ikea macht mit Essensangeboten mehr Umsatz als (auf Essen und Getränke spezialisierte) Ketten wie Vapiano oder Starbucks.

Ein Ende der Gastronomie-Begeisterung im Handel ist nicht in Sicht, meint das EHI. Denn "das Miteinander von Gastronomie und Handel emotionalisiert das Einkaufserlebnis und erhöht im Idealfall auch die Attraktivität, die Aufenthaltsqualität und die Verweildauer."
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