Blob
Er hat 720 Geschlechter, aber kein Gehirn: der Blob
Er ist kein Pilz, er ist kein Tier – verfügt aber über erstaunliche Fähigkeiten. Er kann sich fortbewegen und ohne Mund fressen. Der Blob fasziniert im Zoo von Paris nicht nur die Wissenschaft.
So, 20. Okt 2019, 20:30 Uhr
Panorama
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Genau genommen ist der Blob ein alter Bekannter. Seit Anfang der 70er-Jahre steht er im Fokus der Wissenschaft, doch immer wieder werden neue Fähigkeiten des mysteriösen Wesens entdeckt. Im Zoo von Paris hat sich am Wochenende nun die Blob-Fangemeinde zusammengefunden. Sie hängt gebannt an den Lippen der Wissenschaftlerin, die ihre neusten Forschungsergebnisse preisgibt.
Auf der Suche nach dem Blob
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Nachdem die Frage nach der Weltherrschaft geklärt ist, führt Dussutour in die Blob-Geheimnisse ein. Größtes Faszinosum: Niemand kann sicher sagen, was der Organismus ist. Er ist keine Pflanze, auch kein Pilz, obwohl er Fruchtkörper ausbildet. Zudem verhalten sich die Einzeller auch wie Tiere. Offiziell heißt er Physarum polycephalum. Den Namen Blob verdankt er dem Science-Fiction-Film "Blob – Schrecken ohne Namen" von 1958. Darin verschlingt ein außerirdisches Wesen alles, was ihm in den Weg kommt.
In diesem kulinarischen Zusammenhang verrät die Forscherin ein Geheimnis. Der Blob liebt Haferflocken. Wie er seine Lieblingsnahrung erkennt, kann sie allerdings nicht erklären, denn der Organismus hat weder Augen noch Nase oder ein Gehirn. Doch weil der Blob ziemlich gefräßig ist, werden die Haferflocken dazu eingesetzt, die "Intelligenz" des Organismus nachzuweisen. Denn der Blob findet ziemlich schnell den kürzesten Weg durch ein Labyrinth, an dessen Ausgang sich seine Leibspeise befindet. Und: Er kann sich an den Weg erinnern – er ist also lernfähig. Zudem kann er das Gelernte an einen anderen Blob weitergeben.
Um das nachzuweisen, hat Dussutour in ihrem Labor einen Blob für ein Jahr "schlafen gelegt", wie sie sagt. Der Organismus kann über Jahrzehnte in einer Art "Winterschlaf" überleben. Wird der Blob dann aufgeweckt, erklärt die Forscherin, findet er sofort den gelernten Weg durch das Labyrinth zu den Haferflocken. Verdaut wird das Futter mithilfe eines Enzyms, das das Lebewesen ausscheidet. Mund und Magen fehlen.
Was es Dussutour besonders angetan hat, ist die Tatsache, dass der Blob offenbar eine Art Charakter besitzt. Zwei Blobs wurden in einer Petrischale auf Futtersuche geschickt. Während der eine sich erst einmal "umsah", machte sich der andere zielstrebig auf in Richtung Futter. Der Organismus bewegt sich fort, indem er seine Außenwand nach umstülpt. Dazu bewegt er das Plasma in seiner Zelle rhythmisch vor und zurück – wie das genau abläuft, ist bisher aber noch sein Geheimnis.
Genau geklärt ist hingegen, wie der Blob sich fortpflanzt, sagt Dussutour, und enttäuscht die Phantasie mancher Zuhörer, die sich so ihre Gedanken angesichts der 720 Geschlechter des Blobs gemacht haben. Das laufe nicht wie bei anderen Lebewesen ab, wo Ei- und Samenzelle miteinander verschmelzen. Der Blob überträgt Informationen direkt von einer Spenderzelle auf eine Empfängerzelle, was auf 720 verschiedene Arten passieren könne. "Von Geschlechtern zu sprechen ist also etwas ungenau."
Nachgewiesen ist auch, dass der Blob kein grelles Licht mag. Daher ruht er im Zoo von Paris im Halbdunkel. Über eine Computeranimation werden seine Fähigkeiten beschrieben, eine Mitarbeiterin des Zoos steht Rede und Antwort. Vor allem Kinder sind vom Blob mit den "Superkräften" fasziniert und löchern die junge Frau.
Der Blob ruht derweil auf einem Ast und macht sich über einen Fliegenpilz her. Aber vielleicht wartet er angesichts seiner Fähigkeiten nur darauf, die Weltherrschaft zu übernehmen – wenn die gefräßigen Nacktschnecken ihm endlich eine Chance dazu geben.
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