50 Jahre

Deutschland und Israel: Eine schwierige Freundschaft

Am 12. Mai 1965 nahmen Israel und Deutschland diplomatische Beziehungen auf – trotz Holocaust und Kaltem Krieg. Heute sind die beiden Länder enge Partner.  

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Vor dem Besuch von Verteidigungsministerin von der Leyen wurden am Montag auf dem Flughafen Tel Aviv Flaggen bereitgestellt. Foto: dpa
Erst wollte Israel nicht, dann zauderte die Bundesrepublik. Als Bundeskanzler Konrad Adenauer in den Fünfziger Jahren vorfühlte, was Israel von gegenseitigen diplomatischen Beziehungen halte, beschied ihm Israels Staatsgründer David Ben-Gurion, dafür sei es noch "zu früh". Schon das Luxemburger Abkommen über Entschädigungszahlungen, von Adenauer 1952 unterzeichnet, hatte heftige Proteste in Israel ausgelöst. Der Zweite Weltkrieg und der Holocaust lagen erst sieben Jahre zurück. In Israel gab es eine starke, sehr emotionale Abwehrreaktion, vom Tätervolk der Deutschen etwas entgegen zu nehmen, das auch noch als "Wiedergutmachung" verpackt war.

Doch der junge jüdische Staat brauchte dringend Gelder und Material. Die Opposition gegen die Unterstützung aus Deutschland ließ nach – zumal Bonn den Israelis bei Waffengeschäften half (siehe Artikel unten). Ben-Gurion prägte den Begriff vom "anderen Deutschland", das sich von Hitler-Deutschland unterscheide. Adenauer war bewusst, wie sehr die Legitimität der Bundesrepublik von israelischer Akzeptanz abhing. So kam es zu einem ersten, diskret eingefädelten Treffen im März 1960 im Hotel Waldorf-Astoria in New York "Es war ein unvergessliches Bild", erinnert sich Ari Rath (90), damals Reporter und später Chefredakteur der Jerusalem Post, als Adenauer im Vestibül Ben-Gurion entgegenkam. "Der eine klein mit wilder weißer Haarmähne, der andere groß und hager. Sie begrüßten sich wie alte Bekannte."

Trotzdem war es nun Bonn, das vor normalen Beziehungen mit Israel zurückschreckte. Denn der Kalte Krieg zwischen West und Ost diktierte mehr und mehr die Politik. Die 1955 erlassene Hallstein-Doktrin etablierte den Alleinvertretungsanspruch der BRD für Deutschland. Die Bundesrepublik wollte nun vermeiden, durch einen Botschafteraustausch mit Israel die arabische Welt und insbesondere Ägypten der DDR in die Arme zu treiben.

Doch dann flog auf, dass Bonn gebrauchte Nato-Panzer über Italien nach Israel schickte. Aus Protest dagegen lud Kairo demonstrativ DDR-Staatschef Walter Ulbricht ein. Bonn stoppte die geplante Panzerlieferung, bot aber zum Ausgleich Israel diplomatische Beziehungen an. Sie seien "eigentlich in Sünde entstanden", meint Zeitzeuge Rath mit Blick auf die verwickelten Begleitumstände. Die offizielle Aufnahme der Beziehungen am 12. Mai 1965 war "eine knallharte interessenspolitische Entscheidung", bestätigt der israelische Historiker Mosche Zimmermann. "Dennoch spielte die moralische Frage auch eine Rolle."

Entsprechend aufmerksam wurde der Botschafteraustausch verfolgt, eine nicht ganz unheikle Personalwahl in beiden Fällen. Israel entsandte Ascher Ben-Natan, einen ehemaligen Mossad-Agenten, nach Bonn. Die Bundesrepublik ernannte Rolf Friedemann Pauls, einen ehemaligen Wehrmachtoffizier, zum Botschafter in Israel. Dessen Antrittsbesuch am 19. August 1965 in Jerusalem löste unter jüdischen Widerstandskämpfern Empörung aus. "Hunderte protestierten lautstark in den engen Gassen um die Präsidentenresidenz und schubsten Pauls Wagen", so Rath.

Flugblätter vor Adenauers Füße geworfen

Auch als Adenauer 1966 erstmals Israel besuchte, warfen ihm aufgebrachte Demonstranten in Tel Aviv Flugblätter vor die Füße. Der fast Neunzigjährige reagierte gelassen. "Es hätte mich gewundert, wenn es anders gewesen wäre", erklärte er der Jerusalem Post. Aber nach seiner Einschätzung seien das die letzten großen antideutschen Proteste gewesen. Damit, so Rath, "behielt er Recht".

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