„Nachgefragt“ im Rotteck
Catherine Ackermann: Ein schlechtes Gewissen lässt sie sich nicht einreden
Zu Gast bei "Nachgefragt" im Rotteck-Gymnasium: Catherine Ackermann, Filmproduzentin und Tochter eines berühmten Vaters.
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Klein, nicht gerade eine Modelfigur, Jeans, Sneakers, olivgrüne Jacke – von Jetset keine Spur. Obwohl sie sich das ja leisten könnte als Tochter des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann, der bis heute als die personifizierte Macht der Banken gilt. "Mein Leben besteht nicht aus Champagner und Kaviar", hält die 31-Jährige dagegen. Wahrscheinlich hätte es ihr gefallen, zu Schulzeiten genau so mit einer Gruppe Gleichaltriger auf dem Bett rum zu lümmeln in ihrem Zimmer in Zürich, das gar nicht so groß und prachtvoll gewesen sei, wie sich das mancher vorstellen mag. Aber als ihr Vater 2002 an die Spitze der Deutschen Bank wechselte, habe sich das sehr stark auf ihre Freundschaften ausgewirkt. "Es gab viele Neider." Immerhin hat eine aus dem früheren "Mobbing-Clan" sie gerade zur Hochzeit eingeladen. Sie wird hingehen: "Man muss die Vergangenheit auch mal ruhen lassen."
Einen Hang zur Dramatisierung kann man der jungen Frau nicht nachsagen: Selbst die Angst- und Panikattacken, die sie erstmals bei einer Fahrt durch den Gotthardtunnel, später im Flugzeug oder in Fahrstühlen, erfassten, ist sie nicht bereit, mit ihren Lebensumständen in Verbindung zu bringen: Immerhin war ihr Vater der "meistbedrohte Manager des Kontinents", wie die Süddeutsche Zeitung kürzlich schrieb. Hassbriefe, Bombendrohungen, extreme Sicherheitsvorkehrungen auch für Frau und Tochter: "Meine Ängste hatte ich nicht wegen meines Vaters." Das sei erfunden und könne jeden jederzeit treffen. Auch falsches Essen, ein zu niedriger Blutzuckerspiegel könnten Ängste auslösen. Sie will "nicht immer alles mit Tabletten lösen". Und nicht mit Therapeuten. Eher mit "permanenter Hochleistung". Das war schon zu Schulzeiten ein starker Antrieb.
"Einfach machen", ist eine der vielen Empfehlungen, die sie den jungen Leuten im Publikum mitzugeben sich berufen fühlt. Das hat sie mit ihrem Schauspielstudium an der Filmakademie Ludwigsburg so gehalten, das ihr geholfen hat, das "eigene Ich zu befreien". Und mit der Gründung ihrer Produktionsfirma, "The Executive Production". Mit einem ihrer Kurzfilme hat sie es gerade in die Oscar-Vorauswahl geschafft. Sie sei sich "nie zu schade" für eine Arbeit gewesen: mit 18 gekellnert, um für ihr eigenes Budget zu sorgen oder später im Praktikum bei Warner Brothers in Hollywood, wo sie anfangs auch mal Toiletten putzen musste. Ohne die Beziehungen von Josef Ackermann, räumt sie ein, wäre sie da niemals rangekommen. Immerhin wurde bei der Gelegenheit ihre große Begabung zur Produzentin erkannt. Etwas Ähnliches wie ihr Vater mache sie, hat sie ihrer 95-jährigen Großmutter erklärt, die sich darunter gar nichts hätte vorstellen können.
Auf den Vater lässt sie denn auch nichts kommen und bittet das applaudierende Publikum, skeptischer zu sein bei allem, was über ihn veröffentlicht werde. Sie jedenfalls ist "fasziniert, dass er alles selber geschafft hat". Auf die Versuche ihrer Interviewerinnen, die Welt in die wenigen Reichen da oben, der sie selber angehört, und die vielen Benachteiligten da unten einzuteilen, steigt sie nicht ein. Ein schlechtes Gewissen lässt sie sich nicht einreden. Mit dem Reichtum verspricht sie verantwortlich umzugehen: "Talentierte Leute mit guten Ideen und Biss" will sie unterstützen. Sie sollen nicht unentdeckt bleiben, nur weil sie kein Geld haben.
Am Ende eine Umarmung – wie Freundinnen sich voneinander verabschieden. Mit dem besorgten Vater Josef Ackermann übrigens hat Catherine zehn Minuten vor ihrem Auftritt noch telefoniert. "Mit ihm ist alles ganz normal, wie ihr das auch kennt."
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