JVA Freiburg
Ein Mann sitzt eine lebenslange Freiheitsstrafe ab – unschuldig, meint er
Jürgen E. sitzt im Gefängnis in Freiburg, weil er seine Frau ermordet haben soll. Da sind sich Gericht und Berufungsgericht einig. Nur Jürgen E. sieht das anders. Über die Frage nach Schuld und Unschuld.
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Absprachen, Komplotte, Ermittlungsfehler – kann das wirklich sein?
Der Mann, der auf der anderen Seite der Glasscheibe Platz nimmt, wirkt unscheinbar. Graues Haar, Brille, eher der Bürotyp. Wegen der Trennscheibe im Besucherraum des Freiburger Gefängnisses dürfen Besucher und Häftling die Corona-Masken abnehmen. Schon bei den ersten Fragen sprudelt es aus Jürgen E. heraus, er will alles loswerden zu seinem Fall. Will beweisen, dass er unschuldig ist. Dass er seine Frau nicht umgebracht hat. Der 50-Jährige hat sämtliche Daten im Kopf, weiß, wer wann sein Anwalt war und wer was wann gesagt hat, und wenn er mal ein Datum verwechselt, korrigiert er sich sofort. Jürgen E. erzählt in enormem Tempo, springt von einem Thema zum anderen, so dass es in den ersten von mehreren Gesprächen im Gefängnis zunächst schwierig ist, ihm zu folgen. Was Jürgen E. immer wieder sagt und über Monate in vielen Briefen schreibt: "Ich sitze unschuldig in Haft." Er vergleicht sich mit dem bekannten Fall Gustl Mollath. Der saß zu Unrecht sieben Jahre in der geschlossenen Psychiatrie. E. nennt das Urteil gegen sich "das größte Lügenpamphlet, das meines Wissens je formuliert wurde".Es gibt vermutlich eine hohe Dunkelziffer an Fehlurteilen
Es gibt Justizirrtümer, auch im deutschen Rechtsstaat. Aber trifft das auf den Fall Jürgen E. zu? Es sei, sagt Ralf Eschelbach, Richter am Bundesgerichtshof (BGH), die Lebenslüge der Justiz, dass ...