Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
Darf das Tagebuch über eine Reise durch Israel in Frankfurt beginnen? Wenn am Anfang ein Gespräch mit Igal Avidan steht, vielleicht schon. Der israelische Journalist und Autor erzählt die Geschichte vom Verschwinden der Grünen Linie aus Israels Karten. Die Grüne Linie, sagt Avidan, markiere Israels Grenzen vor dem Sechs-Tage-Krieg 1967. Damals eroberte Israel den Gazastreifen, das Westjordanland, die Golanhöhen und die Sinai-Halbinsel. Wenig später habe der Arbeitsminister angeordnet, die alte Grenze aus sämtlichen offiziellen Landkarten Israels zu tilgen. Was auch geschah. Zwar wurde der Sinai längst wieder zurückgegeben und der Gazastreifen inzwischen geräumt. Dennoch weiß seitdem niemand mehr, der mit dem Finger auf der Landkarte fährt, ob er sich auf israelischem Territorium, palästinensischem Gebiet, von Palästinensern besiedeltem, aber israelisch kontrolliertem oder annektiertem Boden befindet. Und dies, obwohl in der Wirklichkeit Zäune, Mauern und Checkpoints die verschiedenen Territorien voneinander abriegeln. Als in jüngster Zeit die Grüne Linie wieder in ein Schulbuch aufgenommen werden sollte – wohl ein Indiz dafür, dass in Israel die Formel "Land für Frieden" an Anhängern gewinnt –, gab es Streit. Zionistische Juden drohten mit Bücherverbrennungen. Wer am Ende gewonnen hat, habe ich nicht behalten. Mir brummte der Schädel nach mehreren Stunden Fakten-Crashkurs über die bevorstehende Studienreise. So viel steht fest: Israel ist womöglich noch komplizierter zu verstehen, als ich mir ausgemalt hatte. "Sie werden verwirrt zurückkommen", sagt Cornelia Schmitz von der Bundeszentrale für politische Bildung. Ist das gut oder schlecht?
SAMSTAG, 8. NOVEMBER
Im Anflug auf Tel Aviv. Versuch, die knappe Reisevorbereitung nachzuholen und Informationen ins Kurzzeitgedächtnis zu schaufeln. Die Politikwissenschaftlerin Fani Oz-Salzberger hat aus Anlass des 60-jährigen Staatsjubiläums drei Szenarien für die Zukunft Israels entworfen. Eines davon ist eine Art jüdisch-nationalistische Theokratie, die Herrschaft einer Koalition orthodoxer und ultraorthodoxer Juden mit reaktionären, zionistischen Kräften. Die palästinensische Bevölkerung würde in diesem Fall unterdrückt oder vertrieben. Ein anderes Szenario sieht sie im Verschwinden Israels als jüdischem Staat. Wenn die Palästinenser erst einmal die Mehrheit stellen, würden sie den jüdischen Charakter des Staates ...