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Ein bisschen Nacktheit und ganz viel Boulevard

Mit der aus dem Französischen übertragenen Komödie "Zwei Männer ganz nackt" hat das Agon Theater aus München am Samstag das Publikum im Parktheater begeistert. Grandios in den Hauptrollen waren Rufus Beck und Peter Kremer.  

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Eine Szene aus dem Stück „Zwei Männer ganz nackt“   | Foto: Heidi Fößel
Eine Szene aus dem Stück „Zwei Männer ganz nackt“ Foto: Heidi Fößel
Prime Time im fast ausverkauften Parktheater. Kurz bevor sich der Vorhang hebt, geht elektrisiertes Tuscheln durch die Reihen, eine Besucherin auf den Rängen zieht ein Theaterglas aus dem Handtäschchen: Frau will ja sehen, was es da eventuell zu sehen gibt auf der Bühne – es wird ja nicht ohne Grund für die Presse das Fotografieren in der ersten Halbzeit verboten sein. In der Tat wird die Besucherin nicht lange auf die Folter gespannt: "Der isch jo echt nackig!", kichert da eine entzückt.

Wer da im gepflegten Ambiente einer Pariser Wohnung (mit Blick auf den Eiffelturm) als Staranwalt Alain Kramer im Adamskostüm vom roten Plüschsofa auf den Wohnzimmerteppich rollt, ist Rufus Beck, der schon 1994 in der Figur des Walter beziehungsweise der schrillen Tänzerin Waltraud große schauspielerische Klasse gezeigt hat im Kassenschlager "Der bewegte Mann". Peter Kremer, ebenfalls aus zahlreichen Rollen in Film und Fernsehen bekannt, ist der zweite Nackte, um den sich an diesem Abend alles dreht. Als Nicolas Prioux wacht er auf der selben Couch auf, von der sein Chef splitterfasernackt heruntergekullert ist. Sieht man von ihm zunächst nur den aller Haupthaare baren Kopf, so zieht auch er keine fünf Minuten später blank: die Kissen, die den entblößten Unterleib bedeckt haben, reißt er hoch, nachdem sein Chef ihn mit dem Jagdgewehr bedroht und "Hände hoch" angeordnet hat.

Was dann folgt, ist Boulevard-Theater der vergnüglichsten Art, die mit allem aufwartet, was ein Stück zur Komödie macht. Situationskomik zuhauf: zwei nackte Männer, die offensichtlich die Nacht miteinander verbracht haben, aber dennoch nicht vom hierarchischen "Sie" wegkommen; die Ehefrau, die in der pikanten Situation auftaucht und Rechenschaft fordert; die zweite Szene, die anfangs bis ins Detail eine Wiederholung der ersten Szene ist. Witzig bis aberwitzig sind die Dialoge, in französischer Machart. Frivol und tabulos gibt es Schlag auf Schlag heiße Wortgefechte: "Was macht Ihr beide nackt in meinem Wohnzimmer?" fragt etwa Judith Riehl als entrüstete Ehefrau Catherine Kramer – was der Ehemann ideenreich zu erklären versucht: "Das ist in der Firma Teamwork: Wir ziehen uns gemeinsam aus und wieder an". Das Publikum wiehert vor Vergnügen und stellt fest: "Der rittet sich immer meh nii!"

Köstlich ist auch die Wendung, dass der über sein Verhalten selbst höchst erstaunte Alain eine Geliebte erfindet, diese in Form eines Callgirls (Chiara Piu) in sein Wohnzimmer einlädt, um sich von seiner Ehefrau in flagranti ertappen zu lassen – was tut Mann nicht alles, um als braver Familienvater zu gelten! Lachtränen kullern reihenweise beim Publikum, als der seriöse Anwalt versucht, seinen Angestellten durch einen Trick als Urheber der Peinlichkeiten zu überführen. Nur mit einem wallenden Kaftan bekleidet versucht er, ihn zu den Klängen von Elvis ("Caught in A Trap") und Samba Pa Ti nach allen Regeln der Kunst zu verführen – was aber an der standhaften Seriosität des Mitarbeiters scheitert.

Dass die Wahrheit letztendlich doch komplexer ist als es scheint ("Die Wahrheit ist falsch, also lüge ich..."), erfahren die Zuschauer nebenbei gegen Ende des Stücks. Mit frenetischem Applaus bedankt sich das Publikum bei den Schauspielern, die alle Register ihres Könnens gezogen haben. Fazit: Oh là là, quel plaisir!

Ressort: Lahr

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 22. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

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