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Science Days bieten Direktschalte zur Forschungsstation im ewigen Eis
Auch digitale Formate können spektakulär sein: Beim Wissenschaftsfestival Science Days konnten Jugendliche Einblicke ins Forscherleben in der Antarktis erhaschen, zu Pinguinküken und Salatanbau.
Di, 27. Okt 2020, 10:04 Uhr
Südwest
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Seit rund zehn Monaten macht Klaus Guba, Unfallchirurg aus München, einen für einen Arzt eher ungewöhnlichen Job: Er leitet die deutsche Antarktisstation Neumayer III des Alfred-Wegener-Instituts. Seit Februar sind sie nur zu neunt auf der Station, am Donnerstag jedoch hatte Guba für eine Stunde Kontakt zu mehr als 100 jungen Menschen aus so unterschiedlichen Orten wie Staufen, Mannheim, Herrenberg und Boston (USA), die ihn in einer Telefonkonferenz über sein Leben im Eis befragten. Die Telefonschalte war Teil des Wissenschaftsfestivals "Science Days", das seit 2001 jährlich im Oktober im Europa-Park stattfindet, das dieses Jahr coronabedingt aber digital abläuft.
"Was sind Ihre Aufgaben? Woher bekommen Sie Wasser und müssen sich die Forscher ihre Polarkleidung selbst kaufen?" – Die Schülerinnen und Schüler hatten viele Fragen an Klaus Guba in der Antarktisstation. "Ich bin für die medizinische Versorgung zuständig und für Organisatorisches. Außerdem sammle ich Daten für eine Studie über die Auswirkungen der Isolation auf die Psyche."
Für das Trinkwasser wird in einem großen Becken Schnee geschmolzen und mit Mineralien angereichert. Und die Schutzkleidung bekommen die Mitarbeiter über das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, das die Antarktisstation betreibt. "Es ist wichtig", sagte Guba, "dass jede Körperstelle bedeckt ist, sonst gibt es schnell Erfrierungen." Und man müsse aufpassen, dass alle Öffnungen der Kleidung geschlossen seien: "Denn der Driftschnee kommt überall rein und schon hat man einen Schneeball in der Jackentasche."
Unter den Teilnehmern sind auch vier Schülergruppen aus der Stufe 9 des Faust-Gymnasiums in Staufen. Sie haben sich gemeinsam mit ihrer Biologielehrerin Ilka Friedrich auf die Telefonkonferenz vorbereitet. Da ihr Thema im Unterricht gerade Ökologie ist, wollten sie von Klaus Guba unter anderem wissen, wie viel er auf der Forschungsstation vom Klimawandel mitbekommt und ob dort auch über Mikroplastik im Meer geforscht wird. "Vom Klimawandel merke ich hier selbst nichts, allerdings hat das Alfred-Wegener-Institut erst vor ein paar Tagen Messergebnisse veröffentlicht, wonach sich das Weddel-Meer im Nordosten der Antarktis recht stark erwärmt." Und über Mikroplastik forschten beispielsweise französische Wissenschaftler: "Sie untersuchen die Mageninhalte toter Pinguinküken auf die kleinen Plastikteilchen."
Mathilda von Wedel und Cian Knaack aus der Staufener Gruppe sind nach der Telefonkonferenz begeistert. Beide saßen mit ihrer Lerngruppe zuhause am Telefon. "Wir waren ganz schön nervös, aber ich hatte mir das Gespräch genau so vorgestellt. Es war echt interessant", sagt Mathilda. "Als Herr Guba erzählte, dass er später noch aufs Eis geht, war ich ziemlich neidisch." Cian fand vor allem spannend, zu erfahren, wie viele Forschungsprojekte auf der Station laufen, vom Pinguin-Observatorium über Wetter- und Unterwasserbeobachtungen bis zum Salatanbau unter widrigen Bedingungen. "Interessant war auch, welche Berufe es gibt: Geophysiker, Luftchemiker, Koch, Maschineningenieur und so weiter."
Die Science Days funktionieren auch digital, keine Frage. Knapp fünf Wochen lang gibt es noch viel zu entdecken.
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