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Die Schutzengel

Millionen Schlachttiere werden über unsere Autobahnen gekarrt. Viele leiden dabei unsäglich, manche sterben unterwegs. Doch, wehe, wenn die "Animal's Angels" es bemerken: Die radikalen Tierschützerinnen verfolgen Tiertransporte mit Autos, Kameras und Strafanzeigen / Von Wolfgang Bauer.  

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D ie Haut reißt mit einem mechanischen Geräusch, das an einen Reißverschluss erinnert. Über dem Hafenbecken von Beirut hängt ein lebendes Rind an einem Lastkran. Festgezurrt an einem Vorderlauf baumelt es in der Luft. Das Tier wird vom Schiff auf den Laster zum Schlachthof verladen. Es ist kotverschmiert, blutverklebt und zu schwach, um zu laufen. Am Lastkran geht seine Haut in Fetzen, unter seinem eigenen Gewicht reißen die Sehnen, kugeln die Gelenke aus. Das Ende einer Reise, die eine Woche dauert, in Ostdeutschland beginnt und sich auf diese oder ähnliche Weise wiederholt - jeden Tag.
Es ist ein Kreisverkehr von Waren und Gütern, ein ereignisloses Dahinkriechen auf der rechten Spur. Die Maloche macht der Berufskraftfahrer zweimal die Woche. Er ist unterwegs zwischen Ostdeutschland und Italien, Italien und Ostdeutschland, mit fünf Achsen und 40 Tonnen. Europa ist ein Dorf. Er kommt an diesem Nachmittag aus dem Pissoir der Autobahnraststätte Osterfeld, ein massiges Muskelpaket, mit müden, rot geränderten Augen. Plötzlich beginnt er zu brüllen, aus Leibeskräften, quer über den Parkplatz, mit überschnappender Stimme. Er reckt die Fäuste, Goldkettchen wirbeln an den Handgelenken. Er rennt er über den Platz und brüllt: "Ihr Fotzen!"
Iris Baumgärtner hat soeben den rechten Hinterreifen des Lkw bestiegen, Petra Kandzian den linken. Sie spähen durch die Lüftungsschlitze, notieren, was sie im Halbdunkeln des Wagens sehen, ...

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