Jubiläum

Die Mittlere Brücke in Basel wird 800 Jahre alt

Sie ist eines der prägenden Bauwerke in Basels Mitte: Die Mittlere Brücke feiert dieses Jahr 800. Geburtstag. Einst war sie die einzige Möglichkeit, den Rhein auf Höhe der Stadt zu überqueren.  

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Die Mittlere Brücke in Basel wird 800 Jahre alt  | Foto: Christian Bieri/stock.adobe.com
Die Mittlere Brücke in Basel wird 800 Jahre alt Foto: Christian Bieri/stock.adobe.com

Sie ist eines der Wahrzeichen der Stadt Basel: Die Mittlere Rheinbrücke wird in diesem Jahr 800 Jahre alt. Gleichzeitig kann der im traditionellen Stil erstellte Neubau den 120. Jahrestag begehen. Lange Zeit war die von Johann Peter Hebel (1760 – 1826) im Gedicht "Z Basel am mym Rhy" besungene "breite Bruck" im Zentrum der Stadt nicht die "Mittlere Brücke", sondern die einzige Brücke, die in Basel über den Rhein führte.

Der älteste befestigte Rheinübergang zwischen Koblenz und Straßburg, war sie aber nicht, auch wenn dies oft behauptet wird: Rheinfelden verfügte bereits ein paar Jahrzehnte früher über eine Rheinbrücke. Zweifellos war die Mittlere Brücke aber über Jahrhunderte hinweg die bedeutendste Brücke am Hoch- und Oberrhein. Sie war die Verbindung, die von Basel aus in den Schwarzwald führte.

Ältestes Dokument aus dem Jahr 1225

Als die ursprüngliche Brücke erstellt wurde, war das rechtsrheinische Kleinbasel noch eine kleine, aber eigenständige Siedlung. Das "mindere Basel" wurde erst Ende des 14. Jahrhunderts als Stadtteil Basels aufgekauft. Der Bau der Brücke geht zurück auf die Initiative des im 13. Jahrhundert mächtigen Basler Bischofs Heinrich II. von Thun. Als Baujahr wird 1225 angenommen – genau weiß man es nicht, weil das städtische Archiv beim großen Erdbeben von 1356 zerstört wurde.

Als älteste erhaltene Dokumente gelten zwei nicht näher datierte Urkunden aus eben jenem Jahr 1225. Darin wurden die Klöster von St. Blasien und Bürgeln (im deutschen Schwarzwald und dem heutigen Thurgau) vom Brückenzoll befreit – als Gegenleistung dafür, dass sie Bauholz für die Brücke geliefert hatten.

Das Bauholz verweist auf eine Besonderheit der alten Brücke: Sie ruhte nämlich nur auf der rechten Seite des Rheins auf Steinfundamenten. Auf der Grossbasler Seite war mit den damaligen Mitteln – wegen der Tiefe und der hohen Fließgeschwindigkeit des Rheins – der Bau von Steinfundamenten nicht möglich. Deshalb wurden dort Holzpfähle in den Grund gerammt.

Im 19. Jahrhundert drohte die Unterspülung

Dies blieb so, bis Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund von Korrekturen des Rheins eine Unterspülung der Fundamente drohte, was einen Neubau erforderlich machte. Bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1903 war das Bauwerk zur Mittleren Brücke geworden, weil zwischenzeitlich mit der Wettstein- und der Johanniterbrücke in den Jahren 1879 und 1882 neue Rheinübergänge entstanden waren.

Ursprünglich war die Brücke als Basis für einen territorialpolitischen Vorstoß in den Schwarzwald gedacht. Ein Vorhaben, das letztlich aber nur bedingt gelang. Zum Wirtschaftsfaktor wurde das Bauwerk aber in hohem Maße. Mit dem Bau ermöglichte der mächtige Bischof im Mittelalter eine Verbindung zu seinen Gütern im Breisgau und beflügelte damit den Aufstieg Basels als Handelsstadt. Um den Bau der Brücke finanzieren zu können, habe der Bischof, wie es heißt, auf Gelder von jüdischen Finanzleuten zurückgreifen müssen. Hierfür habe er einen Teil des Münsterschatzes verpfändet. Gesichert ist, dass die Erhebung des Brückenzolls später regelmäßig so viel Geld einbrachte, dass der Bischof das Pfand bald wieder auslösen konnte.

Wegkapelle und Hinrichtungsort in der Brückenmitte

Blickfang beim mittleren Brückenpfeiler ist das sogenannte Käppelijoch. Das mit einem spitz emporragenden bunten Dach versehene Kabäuschen diente als Wegkapelle und als Hinrichtungsort. Von dort aus wurden die zum "Schwemmen" (Ertränken) verurteilten Verbrecherinnen und Verbrecher in den Rhein geworfen. Dieses Schicksal wurde in erster Linie Kindsmörderinnen und Ehebrecherinnen zuteil. Auch angebliche Hexen wurden dort mit Gewichten versehen und ins Wasser gestoßen, sofern man sie nicht verbrannte.

Seit 2019 wird auf einer Gedenktafel am Brückengeländer gegenüber dem Käppelijoch den Getöteten gedacht. Auf einer Inschrift heißt es: "Basel gedenkt der Menschen, die in früheren Jahrhunderten der Hexerei bezichtigt, verfolgt, gefoltert und getötet worden sind." Nicht speziell erinnert wird an die Entstehung der Brücke, die nun 800 oder, in ihrer neuen Gestalt, 120 Jahre alt wird.

Schlagworte: Heinrich II. von Thun, Johann Peter Hebel
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