Software
Basels Datenschutzbeauftragte sieht in der Microsoft-Cloud "eine Gefährdung für die Grundrechte"
Basel will die Microsoft 365 Cloud einführen. Zwar sollen Daten mit hohem Schutzbedarf nicht in der Cloud gespeichert werden. Die Datenschutzbeauftragte des Kantons schlägt dennoch Alarm. Der Kanton verliere die Kontrolle.
sda
Do, 10. Apr 2025, 17:00 Uhr
Basel
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Die Datenschutzbeauftragte des Kantons Basel-Stadt bedauert den Regierungsentscheid zur Einführung der Microsoft 365 Cloud (M365) in der Verwaltung. Sie sieht erhebliche datenschutzrechtliche Probleme. "Ich habe wiederholt den Dialog mit dem Regierungsrat gesucht – vergeblich", sagte Danielle Kaufmann am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie behalte sich nötigenfalls vor, eine Weisung zu erlassen. Der Gebrauch dieses Instruments ist gemäß Informations- und Datenschutzgesetz möglich, wenn ein öffentliches Organ eine Empfehlung ablehnt und schutzwürdige Interessen gefährdet sind. Da die Regierung eine solche Weisung vor dem Appellationsgericht anfechten könnte, hätte dies voraussichtlich einen Rechtsstreit zur Folge, wie Kaufmann erklärt.
Daten mit erhöhtem Schutzbedarf sollen weiterhin lokal gespeichert werden
Ob es zu einer Weisung kommt, ist noch offen. Jedenfalls werde sie genau darauf schauen, welche Applikationen der Cloud eingesetzt werden und ob die Regierung auch Alternativen zum amerikanischen Tech-Konzern prüft. Zudem brauche der Kanton eine Exitstrategie, sprich einen Plan, wie er wieder aus dem Microsoft-System herausfinden kann, sagte Kaufmann.
Die Regierung hatte am Dienstag in einer Mitteilung festgehalten, dass Daten mit einem erhöhten Schutzbedarf, etwa im Sozial-, Gesundheits- und Finanzwesen, weiterhin hauptsächlich in den lokalen Fachanwendungen bearbeitet und gespeichert werden. Kaufmann wirft die Frage auf, wie denn diese Unterscheidung gemacht werde, da M365 auch beim E-Mail-Verkehr Verwendung findet. So berge beispielsweise schon allein eine Mail an eine Sozialhilfeempfängerin sensible Daten.
Ab Herbst 2025 soll auf M365 umgestellt werden
Die Regierung beschloss die Umstellung auf M365 in der Verwaltung ab Herbst 2025. Daten mit einem hohen Schutzbedarf dürften weiterhin nicht in der Cloud bearbeitet oder gespeichert werden. Aufgrund der Datenverschlüsselung und der starken Schutzmechanismen von M365 verbessere sich die Informationssicherheit, schrieb die Regierung. Die Daten werden in den Schweizer Rechenzentren von Microsoft gespeichert. Die Kantonsexekutive beurteilte die Restrisiken im Vergleich zum Nutzen als tragbar. Ein Anbieter- und Produktewechsel betrachtet sie als "nicht realistisch, risikoreich und zu teuer", wie es im Regierungscommuniqué heißt.
Kaufmann sieht in diesem Entscheid hingegen eine "erhebliche Schwächung der digitalen Souveränität und eine Gefährdung für die Grundrechte der Menschen" im Kanton. Sie habe schon im Vorfeld von dieser Cloud-Lösung abgeraten und den Regierungsrat auf die Risiken aufmerksam gemacht, wie es in einem Communiqué von ihr heißt. Mit der Auslagerung der gesamten ICT-Grundversorgung, dazu gehören auch E-Mail-Kommunikation, Telefonie und Datenablage, verliere der Kanton einen wesentlichen Teil seiner Kontrolle darüber.
Hinweis auf gegenwärtige Entwicklungen unter Donald Trump
Microsoft habe trotz Verschlüsselung weiterhin die Möglichkeit, auf sensible Daten zurückzugreifen und für eigene Zwecke zu nutzen oder Dritten bekannt zu geben, schreibt die Datenschutzbeauftragte. Besonders überrascht zeigt sich Kaufmann darüber, dass die Regierung ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt kritische Daten des Kantons in die Hände eines US-amerikanischen Tech-Konzerns gebe. Damit mache sich Basel-Stadt weitgehend "von den erratischen und besorgniserregenden politischen Entwicklungen in den USA abhängig".
Die Konzerne intensivierten dort die Zusammenarbeit mit der Regierung des Präsidenten Donald Trump, die gegenwärtig grundlegende rechtsstaatliche Garantien in Frage stelle, den Datenschutz aushöhle und die Schweiz mit willkürlichen Zöllen belege. Die Datenschutzbeauftragte wies weiter darauf hin, dass der Bund die Nutzung von M365 für sensible Daten und E-Mail-Verkehr ausdrücklich ausgeschlossen habe. Die Regierung wird sich vor dem Parlament zu diesen Fragen äußern.
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