Zum 80. Geburtstag: Er war der am meisten unterschätzte Politiker der Bundesrepublik. Ansgar Fürst, der ehemalige Chefredakteur der Badischen Zeitung, über Altkanzler Helmut Kohl.
Es gehört zum Ritual runder Geburtstage, dass man den Jubilar auf ein Podest stellt, um seine Verdienste zu rühmen. Im Fall Helmut Kohl erübrigt sich das eigentlich. Denn er bewohnt schon lange sein eigenes Denkmal. Und auf dem steht: Kanzler der Einheit. Wobei als bekannt vorausgesetzt wird, dass Helmut Kohl (der "ewige Kanzler", wie es einer ganzen Generation schien) Konrad Adenauers Langzeitrekord einer vierzehnjährigen Kanzlerschaft noch um zwei Jahre übertrumpft hatte. Ein großer Kanzler also? Einer jedenfalls, der sich auf die Techniken der Macht verstanden hat wie keiner nach Adenauer.
Gegen Kritik ist er immun
Als Kohl die Bonner Bühne Anfang der siebziger Jahre betritt, nennt man ihn den "schwarzen Riesen", der im Eiltempo die Karriereleiter bis zum Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz empor geklettert ist – ein dynamischer Modernisierer, dem man zutraut, den betulichen Kanzlerwahlverein CDU in eine moderne Volkspartei zu verwandeln.
1976 heißt sein Gegner Helmut Schmidt: Zwei Männer, ein Kontrastprogramm. Hier der weltgewandte und wortgewaltige ...