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Deutlich mehr Firmenpleiten

  • dpa, epd &

  • Di, 25. Juni 2024
    Deutschland

     

Ob Dienstleistungen, Bau oder Handel: Alle Wirtschaftsbereiche in Deutschland verzeichnen einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Die Industrie fordert die Ampel zum raschen Gegensteuern auf.

Galeria Karstadt Kaufhof, FTI Touristik, Esprit Europa – zahlreiche große Unternehmen in Deutschland sind in diesem Jahr in Schieflage geraten und haben Insolvenz angemeldet. Die Zahl der Pleiten von mittleren und großen Betrieben hat sich in den ersten sechs Monaten 2024 im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum verdoppelt. Das teilte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform mit. Auch insgesamt ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich gestiegen: mit 11.000 waren es knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Es ist der höchste Stand seit fast zehn Jahren.

Der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, sieht dafür mehrere Gründe. "Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr." Dies breche zahlreichen Betrieben das Genick. "Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr", so Hantzsch.

Im ersten Halbjahr waren 133.000 Beschäftigte von einer Insolvenz betroffen. Die Zahl der Pleiten nahm in allen Wirtschaftsbereichen zu. Die Dienstleistungsbranche verzeichnete 6500 (gut ein Drittel mehr). Einen starken Anstieg gab es auch im Baugewerbe (plus 27,5 Prozent) und verarbeitenden Gewerbe (plus 21,5).

Unterdessen hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juni weiter verschlechtert. Der Ifo-Geschäftsklima-Index fiel um 0,7 Punkte auf 88,6 Zähler. "Die deutsche Wirtschaft tut sich schwer, die Stagnation zu überwinden", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die deutsche Industrie forderte die Bundesregierung mitten in den schwierigen Haushaltsverhandlungen dazu auf, ein deutliches Signal für mehr Wirtschaftswachstum zu setzen. Die Industrie stehe zum Standort Deutschland; Firmen wollten investieren und wachsen, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, beim Tag der Industrie. "Das geht aber nicht mit angezogener Handbremse." Die Regierung müsse nun entschlossen handeln. Das angekündigte "Dynamisierungspaket" müsse seinem Namen gerecht werden. Damit mehr Firmen investierten, müssten Abschreibungen erleichtert werden. Russwurm forderte auch weniger Bürokratie und Klarheit über die Energiepolitik. Netzentgelte dürfen nicht weiter ein Preistreiber für ohnehin schon teure Energie sein.

Kanzler Olaf Scholz stellte bei der gleichen Veranstaltung Entlastungen für Betriebe in Aussicht. Er sagte: "Ich könnte mir vorstellen, dass wir in Sachen Abschreibung und Forschungsförderung noch eine Schippe drauflegen auf das, was uns mit dem Wachstumschancengesetz gelungen ist." Dafür sei aber die Zustimmung der Bundesländer notwendig.

Ressort: Deutschland

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