Der Tag, als Lebenspläne in Rauch aufgingen
Tausende unschuldiger Menschen sind gestorben, Millionen verloren ihr Zuhause: Mit sehr bewegenden Ansprachen ist am 24. Februar in Offenburg Solidarität mit der Ukraine bekundet und Putins Angriffskrieg verurteilt worden.
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Drei Jahre nach dem schrecklichen Morgen steht Olesia Zuieva in Offenburg auf dem Rathausplatz und erzählt im Kreis von mehr als 150 Menschen in ausgezeichnetem Deutsch samt ukrainischer Übersetzung ihre Geschichte. Sie ist eine der Rednerinnen und Redner, die am dritten Jahrestag auf Einladung der örtlichen Ukraine-Hilfe an Putins völkerrechtswidrigem Angriff auf die Ukraine erinnern, für Deutschlands Hilfe danken, Solidarität bekunden und vor einem Übergreifen der russischen Aggression auf weitere Länder in Europa warnen.
Vor dem Krieg sei ihre Stadt lebendig gewesen. Sie selbst arbeitet in der Verkaufsabteilung des Konzerns Stadtwärmenetze: "Ich hatte einen festen Arbeitsplatz, ein aktives Leben, Zukunftspläne und Träume." Dann überfiel Putin ihre Heimat. Die nächsten zwei Wochen waren ein einziger Albtraum aus Arbeit, Explosionen, Schlangen vor dem Supermarkt und vor Apotheken. Und immer geprägt von den Gedanken an ihren Sohn und ihre Familie: "Sind sie alle am Leben?"
Am 4. März 2022, als Olesia Zuieva auf dem Heimweg war, schlugen plötzlich zwei Raketen neben ihr ein. "Ich hatte Glück am Leben zu bleiben, aber mir wurde klar, dass ich diesen Horror nicht noch einmal erleben will." Zwei Tage später saß sie bereits mit ihrem kleinen Sohn und zwei kleinen Rucksäcken in einem Evakuierungszug. "Und dann begann eine neue Phase, ein verrückter Wirbelsturm der Gefühle", schildert sie abwechselnd auf deutsch und auf ukrainisch. Auf der einen Seite sei die Zeit von Selbstmitleid und Zukunftsängste, aber auch von Angst um die zurückgelassenen Angehörigen geprägt gewesen. Auf der anderen Seite habe sie aufrichtige Unterstützung der Menschen in Polen und Deutschland erlebt, für das sie dankbar sei: "Für mich persönlich war es ein warmherziges Gefühl, dass ich mit meinem Problemen nicht alleine war."
Bereits drei Monate nach ihrer Ankunft in der Ortenau habe ihr Sohn einen Platz im Kindergarten bekommen und sie selbst habe mit dem Deutsch-Unterricht am Institut für deutsche Sprache in Offenburg starten können: "Aber die ganze Zeit dachte ich , dass alles nur vorübergehend sei. Ich lerne die Sprache, der Krieg endet und wir können nach Hause, nach Saporischschja, in unser Leben zurückkehren."
Es sei ist schwer zu berichten, aber seit Ende 2024 seien 60 Prozent der Region in ihrer Heimat besetzt. Die Stadt werde fast täglich beschossen: "Menschen sterben in ihren Häusern und auf den Straßen." Es werde zunehmend schwieriger, Arbeit zu finden, da viele Fabriken im besetzten Gebiet lägen oder den Betrieb nicht in vollem Umfang aufnehmen können. "Die Zeit vergeht, und es stellt sich die klare Erkenntnis ein, dass nichts dauerhafter als das Vorübergehende ist. Und dass es kein Zurück mehr gibt." Jetzt gehe es für sie darum, die neue Realität anzunehmen, sich weiter zu entwickeln, die Sprachkenntnisse zu vertiefen und noch aktiver nach einem Arbeitsplatz zu suchen: "Wir verstehen, dass wir ständig lernen und arbeiten müssen, um zur deutschen Wirtschaft und zur Entwicklung der Gesellschaft beizutragen, da Deutschland und andere Länder unsere Verwandten und die Ukraine unterstützen."
OB Marco Steffens hatte zuvor deutlich gemacht: "Die Ukraine steht und kämpft auch für unsere Werte, sie kämpft für Europa und für eine freiheitliche, demokratische Gesellschaft." Offenburg als Freiheitsstadt verneige sich vor den Menschen, die seit nunmehr drei Jahren Widerstand leisteten gegen ein Schreckensregime.
Heribert Schramm von der Flüchtlingshilfe Rebland stellte – auch mit Blick auf die in den Bundestagswahl gewählten "Putin-Freunde" der AfD und die gegen Waffenlieferungen eingestellten Linken klar: "Wir möchten frei bleiben und deshalb müssen wir alles tun, um die Ukraine zu unterstützen. Wir wollen ein Ende des Sterbens – aber nicht um den Preis einer Unterwerfung." Scharf geißelte Schramm auch US-Präsident Trump, der Kanada, Grönland und den Panamakanal den USA einverleiben und auch mit Putin "einen Deal machen" wolle. Aus der US-Hilfe solle ein Geschäft werden,Waffen gegen Seltene Erden. Frankreich sollte die Freiheitsstatue zurückfordern, so Schramm unter Beifall: "Sie ist in New York offensichtlich fehl am Platz."