Klassik
Der Organist Martin Sturm spielte im Freiburger Münster
Er ist preisdekoriert und wird hoch gehandelt. Jetzt konzertierte der Organist Martin Sturm (Jahrgang 1992 sehr klangsinnlich im Freiburger Münster. Eine Entdeckung.
Mi, 26. Jun 2019, 19:52 Uhr
Freiburg
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Überhaupt der Parameter Klangfarbe! Für Martin Sturm spielt er eine prägende Rolle. Doch keineswegs als Selbstzweck: Bezogen auf das vom Hauptspieltisch aus expressiv verabreichte komplexe Schönberg-Opus von 1941, diesen nachromantischen zehn Variationen plus Fuge um ein d-Moll-Zentrum herum, dienen die Farben vielmehr der Strukturerhellung. Eben bei diesem sperrigen, konstruktivistischen Werk, das aus dem Thema Motive abspaltet. Und im Kagel-Beitrag aus dem sogenannten Rrrrrrr. . . -Zyklus, bei dem (simple Erklärung!) alle Stücke mit dem Buchstaben "R" beginnen. In der Musik des Argentiniers ist der Witz ja oft nicht weit. So darf die Nachtigall, die holde Sängerin, hier husten und krächzen. Zur (gesunden) Nachtigall gab es dann ein mit Piano-Nuancen nett spielendes improvisiertes "Capriccio" am Hauptspieltisch. Ein das Prinzip der Variation involvierendes "Notturno" als Stegreifdarbietung im wohligen Flötenuhr-Gestus hatte zuvor an der Langschifforgel stattgefunden.
Man hört (und sieht) es: Martin Sturm ist ein eminent ausdrucksstarker Musiker, der sich reinhängt. Den Klangresultaten kommt dies zugute. Welch ein hervorragender Improvisator er ist, unterstrich der Organist an der gesamten Münsterorgelanlage mit einer sinfonischen Suite in fünf Sätzen. Der Stil: romantisch. Mal mehr deutsch im choralartigen, Mendelssohn-Nähe erreichenden und in Moll schließenden Kopfsatz, mal mehr französisch, wenn im lyrischen zweiten Satz César Franck um die Ecke schaute. Auch eine tänzerische Mitte tat sich auf. Und die finale Fuge mündete in einen pompösen Schluss, wie Max Reger ihn gern auftürmte. Schade nur, dass Sturm trotz unverkennbarer Affinität kein Originalwerk (etwa eine der sieben Choralfantasien) seines spätromantischen Landsmanns aus der Oberpfalz im Gepäck hatte...
Indes bot Sturm aus dem eigenen kompositorischen Schaffen eine Uraufführung: die "Fantasie über einen Schlusschoral". In einer moderneren Tonsprache der Farben, der Fetzen, des Aufbäumens und des Leisen. Der Choral blieb anonym. Kein Problem! An dem heißen Abend hatte man an den virtuos genutzten Münsterorgeln einen so hochbegabten wie klangsinnlichen Organisten kennen gelernt. Eine Entdeckung.
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