Computerindustrie

Der Computerpionier Heinz Nixdorf wäre 100 Jahre alt geworden

Heinz Nixdorf und sein Unternehmen stehen exemplarisch für den Aufstieg und den Niedergang der deutschen Computerindustrie. Am 9. April wäre Nixdorf 100 Jahre alt geworden.  

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Blick auf einen Rechner aus dem Hause ...f im Heinz-Nixdorf-Museumsforum (HNF).  | Foto: Friso Gentsch (dpa)
Blick auf einen Rechner aus dem Hause von Computerpionier und Unternehmer Heinz Nixdorf im Heinz-Nixdorf-Museumsforum (HNF). Foto: Friso Gentsch (dpa)

Das weltweit größte Computermuseum steht in Ostwestfalen. Den Grundstein für die Sammlung legte ein Mann aus Paderborn. Am 9. April vor 100 Jahren wurde in der Bischofsstadt Heinz Nixdorf geboren. Ein Pionier und Firmenpatriarch, der für das Auf und Ab der deutschen Computerindustrie steht. Ausgerechnet auf der ersten Cebit in Hannover bekam Nixdorf einen Herzinfarkt. Am Abend des 17. März 1986 feierte er mit Mitarbeitern, Kunden und Journalisten im Nixdorf-Saloon bei Westernmusik. Überlebt hat er den Infarkt nicht.

Die Cebit etablierte sich in den kommenden Jahren als weltweit größte Messe für Informationstechnik und wurde bis zu ihrem Aus 2018 vom Publikum überrannt. Bei Nixdorf in Paderborn dagegen begann der langsame Niedergang.

Nixdorfs Spuren sind in Paderborn noch heute an allen Ecken und Ende zu finden. So steht das größte Computermuseum (bescheinigt vom Guinness-Buch der Rekorde) nicht in Kalifornien im Silicon Valley, sondern als Heinz-Nixdorf-Museumsforum (HNF) am Standort der ehemaligen Firmenzentrale in Paderborns Westen. Im Schnitt kommen 120.000 Besucher im Jahr in die Ausstellung, für die Nixdorf mit einer Sammlung von Rechen- und Schreibmaschinen seit 1977 den Grundstock legte.

Neue Welt der Datenverarbeitung

Das Leben des mit 60 Jahren gestorbenen Unternehmers steht exemplarisch für den Aufstieg und den Niedergang der deutschen Computerindustrie. Wobei der studierte Physiker die Grundlagen für sein Imperium mit Angeboten für die mittelständische Wirtschaft legte. Hier lief vieles in den 1950er-Jahren bislang mechanisch.

Beeindruckend im Museum ist die meterhohe Telefonvermittlung aus Hagen, bei der Anrufer und Angerufene noch mit klackender Mechanik miteinander verbunden werden. Aus der Mechanik wurde durch Nixdorf Elektronik: anfangs im Computerbereich, von 1982 an auch beim Telefon. Ein von ihm entwickelter Elektronenrechner auf Röhrenbasis steht beispielhaft für die neue Welt der Datenverarbeitung.

Den Anfang macht Nixdorf dabei in Essen. Finanziell angeschoben vom Energieversorger RWE, erhielt er den Auftrag für einen Elektronenrechner. Dazu gründete er das Labor für Impulstechnik und arbeitete in einem RWE-Keller im Ruhrgebiet. Erst später zieht Nixdorf in seine Geburtsstadt Paderborn. Groß wird er mit Bürocomputern für die Datenverarbeitung. Später kommen Lösungen für Banken und Handel hinzu. Die Nixdorf AG war ein weltweit erfolgreiches Unternehmen mit Milliarden-Umsatz. Noch mit der D-Mark, versteht sich.

Mit dem PC wirtschaftlich nicht erfolgreich

Kurz nach Nixdorfs Tod beginnt auch der wirtschaftliche Niedergang der Firma. Nachfolger Klaus Luft vermeldete zwar mit mehr als fünf Milliarden DM Umsatz bei weltweit mehr als 30.000 Beschäftigen nochmals einen Rekord. Zuvor hatte Heinz Nixdorf wiederholt 20 Prozent Plus beim Jahresumsatz geschafft. Mitbewerber waren IBM, AEG, Telefunken oder Siemens. Irgendwann aber passten Umsatz und Gewinn nicht mehr zusammen.

Der Vorwurf, Nixdorf habe das Geschäft mit dem Personal-Computer (PC), also dem Rechner für den privaten Gebraucht, verschlafen, sei falsch, sagt Andreas Stolte. Der Sprecher des Museums betont, dass das Unternehmen diese Rechner samt Microsoft-Betriebssystem durchaus angeboten habe, aber damit wirtschaftlich nicht erfolgreich war. Hinzu kam, dass Hard- und Software immer häufiger getrennt entwickelt wurden. Die PC-Sparte geht später über Zwischenschritte an Fujitsu. Mit deutscher Beteiligung war Fujitsu Siemens Computers (FSC) der letzte weltweit bedeutende PC-Anbieter.

Schlagworte: Heinz Nixdorf, Andreas Stolte, Klaus Luft
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