Rezo ja lol ey
Youtuber zerlegt die CDU – Parteizentrale beunruhigt
Ein junger Youtuber rechnet in einem fast einstündigen Video mit den Christdemokraten ab. Die Parteizentrale will zurückschlagen, mit Hilfe eines Nachwuchsabgeordneten aus dem Bundestag.
Mi, 22. Mai 2019, 20:43 Uhr
Deutschland
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Klar sei, dass die CDU "aktuell unser Leben und unsere Zukunft zerstört", sagt Rezo zu Beginn. Dann nimmt er sich die Klima-, Sozial- und Friedenspolitik der Union vor, geht aber auch mit anderen Parteien ins Gericht. Viel Zeit widmet er der Umweltpolitik und nicht eingehaltenen Klimazielen. "Ziele setzen und nicht einhalten ist was für Leute, die abnehmen wollen", kritisiert der junge Mann.
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Der Youtuber unterfüttert seine Anklagen mit seriösen Statistiken. Der Mittzwanziger hat für die Produktion des Videos nach eigenen Angaben "hunderte Stunden" gebraucht. Darin setzt er einige Treffer, allerdings vereinfacht und verkürzt er an vielen Stellen und lässt größere Zusammenhänge außen vor. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak wirft Rezo deswegen eine "Vermischung von Pseudofakten" vor. Ihn beunruhige aber, wie viele junge Menschen sich das anschauten, räumte der 33-jährige Ziemiak ein.
Für die CDU ist das Video ein Problem. Auf Youtube hat Rezo 675 000 Abonnenten, viele davon junge Menschen, von denen vermutlich nicht wenige der CDU im Zuge der Debatte um Uploadfilter oder der "Fridays for Future"-Demonstrationen kritisch gegenüberstehen.
Zum Vergleich: Das jüngste von der CDU auf Youtube gepostete Video wurde am Dienstag veröffentlicht und bis Mittwochmittag etwa 170 Mal aufgerufen. Darin spricht der Unionsspitzenkandidat für die Europawahl, Manfred Weber (CSU), über Freiheit im Internet.
Der Vorsitzende des unionsnahen Studentenverbundes RCDS, Henrik Wärner, sieht die Parteien gefordert, sich mit solcher Kritik in sozialen Netzwerken stärker auseinanderzusetzen. "Für die CDU und andere Parteien ist es ein Problem, wenn auf Kanälen mit solcher Reichweite Politik derartig dargestellt wird", sagte Wärner. "Denn es geht bei dem Video von Rezo nicht um Journalismus, sondern um eine überspitzte und einseitige Darstellung von Politik." Die Parteien müssten "mit Fakten dagegenhalten", sagte der 27-Jährige. "Denn die Zielgruppe ist eine Generation, die das in den sozialen Medien Gesehene in Teilen erst noch einordnen und hinterfragen lernen muss."
Dem Vernehmen nach arbeitete die CDU-Zentrale am Mittwoch an einer Erwiderung auf Rezo. Darin soll der junge Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor vorkommen, wie das Büro des 26-Jährigen bestätigte. Der jüngste CDU-Abgeordnete machte etwa von sich reden, als er die AfD in einer Rede im Bundestag rhetorisch auseinandernahm. In Unionskreisen gab es allerdings auch Zweifel daran, ob Amthor mit seinen streng gekämmten Haaren und seinen konservativen Positionen der Richtige ist, um dem blauhaarigen Baseballcap-Träger Rezo bei der jungen Zielgruppe Paroli zu bieten.
"Man kann uns natürlich kritisieren, man kann die CDU wählen oder nicht wählen – aber einfach alle Parteien und Politiker oder die Wählerinnen und Wähler der CDU in einen Sack zu stecken und für dumm oder inkompetent zu erklären, dagegen trete ich entschieden ein", sagte Ziemiak. "Populismus, Beleidigungen und falsche Vereinfachungen haben wir in den sozialen Netzwerken und in der Politik leider schon mehr als genug."
Am Ende seines Videos ruft Rezo seine Zuschauer dazu auf, weder CDU noch CSU, SPD oder AfD zu wählen. Es gebe nur "eine legitime Einstellung", nämlich die für einen drastischen Kurswechsel in der Politik. "Rezo tut so, als gäbe es überhaupt nur eine einzige richtige Meinung, nämlich seine. Das ist gefährlich", kritisierte Ziemiak.