Beim Henkersmahl wird's echt dramatisch
Vom Charme des Schlemmens und Schlürfens / Doch der Umgang mit Messer und Gabel ist eine zweischneidige Sache - im wahren Leben und in der Literatur.
Bettina Giessler
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OFFENBURG. "Gepriesen seien Nacktarsch und Liebfrauenmilch! Gepriesen sei auch der Schweinebauch im Gelee und Kaviar, Austern mit Champagner, am Spieß gebratenes Osterlamm, gefüllt mit kleinen Straßburger Würstchen, gebackenen Lerchen und dem Bries vorzeitig geborener Kälber, samt dem schweren Burgunderwein, die Schokoladencreme, die niedersächsische Blutwurst, der Kartoffelsalat und die weißen Bohnen mit Speck, der saure Most und die Pastete von Champignon, Trüffeln, Morcheln, Kaiserpilz, der Reis, die Madeirasauce mit Kapern, der Zizerser in kostbarem Kristall . . ."
Oh, nein. Dies ist kein Auszug aus der exquisiten Speisekarte eines deutschen Nobelrestaurants, auch nicht das Resultat des Kochduells Biolek versus Witzigmann und schon gar nicht die königliche Menüauswahl des Festbanketts anlässlich Queen Mum's 100. Geburtstag. Solche (verbalen) kulinarischen Leckereien bekommt ein Theaterbesucher vorgesetzt, der sich für ein Dürrenmattsches Drama entscheidet. "O Russischer Salat mit Thunfisch! O Steinhäger, o Sauerkraut! O junger Kopfsalat mit gekochten Zwiebeln! O Glas Stutenmilch mit Schwarzbrot . . .": Johann Bockelsons frecher Hymnus auf die Köstlichkeiten der Erde in Dürrenmatts Schauspiel "Es steht geschrieben" will kein Ende nehmen. Ein einfaches "Menü von Luft und Regenwasser" setzt der Autor Bockelson schließlich nicht vor. Da ist es nur ...