Zypern gerät zwischen die Fronten des Nahostkonflikts
Britische Militärbasen auf Zypern könnten bei einer Eskalation des Nahostkonflikts eine Schlüsselrolle spielen. Schlimmstenfalls könnten sie zum Sicherheitsrisiko werden.
Ganz ähnlich hatte sich vergangene Woche Hassan Nasrallah geäußert, der Generalsekretär der libanesischen Terrormiliz Hisbollah. Wenn Zypern Israel mit seinen Flug- und Seehäfen logistisch unterstütze, werde die Hisbollah Vergeltung üben.
Hintergrund der jüngsten Drohungen aus Ankara und Beirut sind mutmaßliche Pläne Israels, den Krieg auf den Süden des Libanon auszuweiten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte in einem Fernsehinterview an, sobald die Armee ihre Kämpfe im Gazastreifen beendet habe, werde man sich "nach Norden wenden". Dort beschießt die Hisbollah seit Monaten israelische Städte aus dem Libanon mit Raketen.
Die Drohungen der Hisbollah haben in Zyperns Inselhauptstadt Nikosia Nervosität ausgelöst. Zypern ist seit einer türkischen Invasion im Sommer 1974 geteilt. Im besetzten Inselnorden stehen rund 35.000 türkische Soldaten. Zyperns Staatspräsident Nikos Christodoulides erklärte, sein Land sei "weder in der Region noch anderswo an militärischen Operationen beteiligt". Er unterstrich die Rolle seines Landes als Drehscheibe für humanitäre Hilfslieferungen nach Gaza.
Tatsächlich sind der Hisbollah-Chef und der türkische Außenminister mit ihren Drohungen bei der zyprischen Regierung an der falschen Adresse. Denn es geht um die beiden britischen Militärbasen auf Zypern, Akrotiri und Dhekelia. Sie sind eine Hinterlassenschaft der britischen Kolonialherrschaft. Als London 1960 Zypern in die Unabhängigkeit entließ, verblieben die beiden Stützpunkte als britisches Staatsgebiet unter der Kontrolle des Vereinigten Königreichs. Die Basen spielen vor allem für militärische Aufklärung im Nahen Osten eine wichtige Rolle und werden auch von den USA genutzt.
Den Basen verdankt Zypern seinen Ruf als "unsinkbarer Flugzeugträger". In den Irak-Kriegen, während der Nato-Operation in Libyen 2011 und bei den Luftangriffen auf die IS-Terrormiliz spielten sie eine Schlüsselrolle. Im Januar nutzte Großbritannien die Basis Akrotiri für Angriffe auf die Huthi-Rebellen im Jemen. Über Aktivitäten auf den Basen während des gegenwärtigen Krieges Israels gegen die Hamas gibt Großbritannien keine Auskunft.
Zypern dürfe "nicht als Basis für Kriegsoperationen dienen", sagte Präsident Christodoulides jetzt. Eine Ausweitung des Konflikts auf den Libanon könnte für die Insel schwerwiegende Folgen haben. Beobachter rechnen dann mit einer massiven Flüchtlingswelle nach Zypern. Der Libanon, der nur etwa halb so groß ist wie Hessen, beherbergt außer den eigenen 5,5 Millionen Einwohnern auch 1,5 Millionen syrische Bürgerkriegsflüchtlinge.
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