... Friederike Schulte, die im Freiburger Carl-Schurz-Haus den Deutschen die USA nahebringen will
ZWISCHEN PAPPFIGUREN MIT ...: "Die Bestürzung über Trump ist groß"
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BZ: Frau Schulte, für unser Foto mussten Sie zwischen den Pappfiguren von Donald Trump und Hillary Clinton posieren. Wer ist Ihr Favorit?
Schulte: Eine eindeutige Parteinahme sollte ich vermeiden. Offene Positionen beziehen die Experten, die wir einladen. Aber ich glaube, ich sage nichts Verbotenes: Unsere Arbeit als Vermittler von US-amerikanischer Kultur und Sprache wird die nächsten vier Jahre einfacher sein, falls die Demokraten gewinnen.
BZ: Am Donnerstag ist das dritte und letzte TV-Duell. Aber ist die Wahl nicht schon entschieden? Führende US-Republikaner wenden sich angeekelt von Trump ab. Der beleidigt sie jetzt via Twitter
Schulte: In der Tat ist das eine Verschärfung. Ob die Wahl entschieden ist? Es hat mich schon verblüfft, dass Trump überhaupt Kandidat wurde. Ich traue mich nicht mehr, irgendwelche Prognosen abzugeben. It ain’t over till it’s over.
BZ: Erklären Sie uns Deutschen: Wie konnte es so weit kommen?
Schulte: Auch wir waren gespannt, wer nach acht Jahren Obama die Demokraten herausfordern würde. Trump hat alle Mitbewerber vom Parkett gefegt – mit einfachen Parolen und eingeschränktem Vokabular. Amerikaner sind ja Meister der Slogans und Verkürzungen. Aber dass das nun auch im Politikbetrieb so zieht, hätte ich nicht gedacht.
BZ: Das zweite TV-Duell war ein würdeloses Spektakel voller Unwahrheiten. Typisch amerikanisch?
Schulte: Mich stört das Verhalten der Medien. Vieles, was nicht den Fakten entspricht, darf behauptet werden, ohne dass die Moderatoren eingreifen. Ein Faktencheck nach dem Duell ist zu spät.
BZ: Die Anfeindungen?
Schulte: Solche Angriffe aus dem Mund von Angela Merkel? Unvorstellbar! Doch man sollte nie vergessen: Individualität wird in den USA großgeschrieben. Also die Freiheit, sich selbst zu erfinden, eine Pose zu wagen. Dass Trump sich schrill inszeniert, wird prinzipiell erst einmal akzeptiert.
BZ: Wie viele US-Amerikaner leben im Südwesten? Was denken sie?
Schulte: Im Raum Freiburg sind es auch wegen der Austauschstudenten etwa eintausend, in Baden-Württemberg mehrere tausend. Schließlich ist in Stuttgart das US-Militär präsent, auch ist dort die Industrie. Einige Republikaner haben mitgeteilt, dass sie Hillary wählen. Bei manchen, die europäisiert sind, ist die Bestürzung über Trump groß. Andere sind gelassener und meinen, dass das Präsidentenamt den Gewinner einpresst. Es würde also irgendwie weiter gehen – selbst mit Trump als Sieger.
BZ: Woher rührt Ihr USA-Interesse?
Schulte: Ich habe mit 16 ein Jahr in einem Quäker-Internat in Pennsylvania verbracht. Der unaufgeregte, unaufdringliche Umgang mit Religion hat mir als Ungetaufte imponiert. Dazu kam die Begeisterung für Sprache und Literatur, Richard Ford ist einer meiner Lieblingsautoren. Und nicht zuletzt ist auch die Weite des Landes beeindruckend. Wenn man von einem Gipfel in Colorado zurückkommt in die Fachwerkstadt Tübingen, merkt man, wie eng diese Gassen sind.
BZ: Ein Vorurteil: Amerikaner sind oberflächlich.
Schulte: Wie sich Individuen in der Öffentlichkeit begegnen, ist bemerkenswert angenehm, freundlich und offen. Wenn man nach einem längeren USA-Aufenthalt am Flughafen von der Bäckereiverkäuferin angeraunzt wird, merkt man: Oh, man ist wieder zu Hause.
BZ: Was stört Sie am USA-Bild der Deutschen?
Schulte: Es ist leider oft eindimensional und beruht auf Klischees. Wir hier im Carl-Schurz-Haus dürfen alle Facetten zeigen, sowohl die des politischen Spektrums als auch kulturelle. Das macht den Job so interessant.
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