Selbstversuch
Zum Poledancing braucht man Eleganz, Koordination - und sehr viel Kraft
Poledance ist seit mehreren Jahren im Trend. Der schweißtreibende Tanzsport an der Stange befreit sich langsam aber sicher von seinem verruchten Image – denn Poledance macht stark, fit und beweglich und verschafft ein hervorragendes Körpergefühl. BZ-Autorin Laura Wolfert hat den Selbstversuch gewagt – im Freiburger Poledance-Studio „Polemotion“ am Bertoldsbrunnen.
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Wenn Melanie Bitsch, eine der drei Studio-Besitzerinnen, um die Stange wirbelt, sieht das mühelos aus. Die 30-jährige hat ihre Beine um die Stange gekreuzt, hält sich mit beiden Armen fest und hängt in der Luft – ganz mühelos. Sie hat sogar noch genug Energie, um dabei entspannt zu lächeln. "Du musst Dich einfach wie ein Äffchen an der Stange festklemmen", sagt Melanie Bitsch. Als wenn das so einfach wäre! Ich schwitze.
In der großen Spiegelfront kann ich mein knappes Outfit betrachten: eine kurze, schwarze Sporthose, ein lockeres Shirt, viel nackte Haut – die brauche ich für den Tanz an der Stange; Haut verschafft besseren Halt als Stoff.
Im Januar haben Melanie Bitsch, Alisa Umhauer und Katharina Buch das zweite Pole-Dance-Studio Freiburgs eröffnet. Bitsch tanzt seit fünf Jahren an der Stange. "Ich mag, dass es eine Sportart ist, die auch elegant aussieht", sagt sie. In ihrem Studio bieten die drei Trainerinnen an elf Terminen in der Woche Poledancing für verschiede Level an.
Immer wieder hüpfe ich an der Stange hoch und quetsche meine Schenkel fest zusammen, um oben zu bleiben. Meine Beine quietschen, wenn ich versuche, mich elegant heruntergleiten zu lassen. Schon als kleines Kind habe ich es gehasst, auf dem Klettergerüst am Spielplatz herunterzurutschen. Meine Beine pochen, meine Arme ziehen und beim Umklammern der Stange ziept die Haut. Dabei soll man sich vor allem mit Beinkraft festhalten, Hände und Arme sollen nur unterstützen. Meine Hände sind weiß vom Magnesiumpulver, das für einen besseren Halt sorgen soll. Doch auch mit roten Oberschenkeln und weißen Händen falle ich immer nach unten. Plumps.
Melanie lächelt immer noch. "Damit ich mich an die Schmerzen gewöhne, habe ich mich beim Fernsehen nicht mehr aufs Sofa gesetzt, sondern an die Stange gehangen", sagt sie. "Das geht irgendwann ganz einfach." Eins wird mir schnell klar: Um Poledancing zu beherrschen, muss man trainieren. Eine Schnupperstunde bei Polemotion kostet zehn Euro, eine Zehnerkarte 300 Euro, eine Privatstunde 45 Euro. Schülerinnen, Schüler und Studierende erhalten Rabatte.
Nach einem Jahr Training, so Bitsch, laufe es für die meisten einigermaßen. "Die Arbeit lohnt sich", verspricht sie. Für Menschen mit Tanzvorerfahrung sei Poledance meist leichter. "Wer tanzt, hat große Vorteile", sagt Melanie Bitsch. "Manchmal kommen Mädchen, die das direkt können, weil sie schon eine so gute Körperbeherrschung mit sich bringen."
Ich tanze eigentlich nur in der Disko. In meiner Freizeit spiele ich Tennis, schwinge den Schläger auf dem Platz – doch jetzt schwinge ich mein Bein um eine silberne Stange. Beim Sport elegant aussehen, das bin ich nicht gewöhnt.
Doch mich hat jetzt der Ehrgeiz gepackt. Ich greife mit meiner rechten Hand weit nach oben, strecke mein linkes Bein, gleite mit dem Fuß, hole Schwung, lasse mich fallen – und gleite elegant wieder nach oben. Dann greife ich weiter nach oben, hüpfe mit den Beinen hoch, umklammere die Stange und strecke meinen Oberkörper. Ich bin oben – und rutsche nicht direkt wieder herunter. Endlich! Mit rotem Kopf und gerunzelter Stirn lächle auch ich jetzt Melanie Bitsch an. Fernsehgucken werde ich trotzdem lieber auf dem Sofa.
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