Für die BZ unterwegs
Zeitungszusteller arbeiten, wenn andere schlafen
Wie sieht ein Morgen für Zeitungszusteller aus? Wir haben Luzia Bauer (86) und Ehemann Walter Bauer bei ihrer Arbeit begleitet. Ein Einblick zum 75-jährigen Bestehen der Badischen Zeitung.
Di, 17. Aug 2021, 17:00 Uhr
Ettenheim
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Montag, 4.30 Uhr: Im Osten wird es langsam hell, während auf den Feldern und Wiesen rund um Ettenheim noch der Nebel hängt. Auf den Straßen ist es ruhig und leer. Nur eine rotgetigerte Katze lauert im hohen Gras am Straßenrand und wartet auf ihr Frühstück. Wenn der Arbeitstag von Luzia und Walter Bauer beginnt, ist es draußen noch dunkel. Die beiden sind schon auf den Straßen unterwegs, wenn andere noch schlafen. Ihre Aufgabe ist es, in Altdorf Zeitungen und Briefe zuzustellen. Täglich sind das rund 80 Zeitungen, überwiegend die Badische Zeitung, aber auch vereinzelt andere regionale und überregionale Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung oder die Frankfurter Allgemeine. Dazu kommen rund 35 Briefe jeden Tag.
Ausgepackt und griffbereit liegen die Zeitungen auf dem Rücksitz auf einem bunt gemusterten Handtuch. Die Bauers bekommen sie jede Nacht zwischen 1 und 2 Uhr nach Hause geliefert. Früher wurden sie zusammen mit denen anderer Zusteller an einer Sammelstelle abgelegt, doch das führte teils zu Verwechslungen. Seit 1974 machte Luzia Bauer die Tour mit dem Fahrrad, bei Wind und Wetter – an sechs Tagen in der Woche. Doch vor einigen Jahren wurde es der mittlerweile 86-Jährigen zu viel. Inzwischen ist die Rentnerin daher mit dem Auto unterwegs und ihr Mann unterstützt sie.
"Hier Schatz", sagt Walter Bauer und reicht seiner Frau einen Stapel Zeitungen. Während sie aussteigt und zum nächsten Briefkasten geht, holt ihr Mann eine Taschenlampe hervor und leuchtet ihr aus dem Auto heraus den Weg. Dann steigt er selbst aus und versorgt die Anwohner auf der anderen Straßenseite mit den neuesten Nachrichten. "Zu zweit geht die Arbeit viel schneller", sagt Luzia Bauer, während sie sich wieder auf den Beifahrersitz gleiten lässt.
Bei jedem Stopp greift Walter Bauer nach der nötigen Anzahl an Zeitungen, ohne groß überlegen zu müssen. Eine Liste braucht er nicht. "Wir kennen die Route ganz genau", erzählt er. Schnurstracks läuft er zum nächsten Briefkasten und lässt die Tageszeitung durch den Schlitz gleiten. Die Streifen auf seiner orangen Warnweste reflektieren im Licht der Straßenlaterne, während er zielstrebig um die Ecke biegt.
In einigen Briefkästen oder Zeitungsrohren müssen die Bauers erst einmal Platz schaffen, stellenweise sind sie noch mit Werbeprospekten gefüllt. "Die sind irgendwie später verteilt worden, normalerweise sind die montags nicht mehr drin", sagt er. Die Bauers achten darauf, dass alles, was sie zustellen, nicht aus den Kästen herausragt: "Sonst wird es bei Regen nass", erzählt Walter Bauer. Nach rund einer Stunde fangen die Vögel an zu singen. Mittlerweile ist es hell. Nur noch wenige Zeitungen liegen im Auto. Die ersten Menschen sind unterwegs – meist mit Hund.
"Auf der Tour ist uns aber auch schon mal ein Fuchs begegnet, ein Igel oder ein Dachs", erzählt Walter Bauer. Einmal meldete sich auf die Polizei und fragte, ob sie etwas von einem Einbruch mitbekommen hätten. Wenn die Bauers Urlaub nehmen und jemand anders die Zeitungen verteilt, dann erzählen die Leser häufig, dass sie das gemerkt hätten. Einige melden sich auch, wenn sie selbst in den Urlaub fahren, damit die Bauers ihnen keine Zeitung einwerfen. Krank gewesen sei sie in all den Jahren nur ein- oder zweimal, erzählt Luzia Bauer.
Die Arbeit mache ihnen Spaß, erzählten die Bauers. Auch wenn das Zeitfenster eng ist. Bis um 6 Uhr müssen alle Zeitungen verteilt sein. Zeit, um den Sonnenaufgang zu bestaunen, bleibt da wenig. "Obwohl der manchmal schon spektakulär ist", gibt Walter Bauer zu und deutet über die Rheinebene. Mittlerweile leuchtet der Himmel blau-rosa. Und nur im Sommer gibt es ein solches Farbspiel. Im Winter arbeiten die Bauers komplett bei Dunkelheit.
6.04 Uhr: Der Rücksitz ist leer, die Arbeit für die Bauers getan. Täglich sind sie rund anderthalb Stunden beschäftigt. Nur wenn es viele Briefe zu verteilen gibt, müssen sie früher anfangen. "Die sortieren wir vor, das kann schon mal eine halbe Stunde länger dauern", erzählt Walter Bauer. Zuhause wird erstmal gefrühstückt und selbst Zeitung gelesen. Danach legt sich Luzia Bauer auf die Couch: "Sonst steh ich den restlichen Tag nicht durch."
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