"Wir sind, was unser Gehirn ist"
BZ-INTERVIEWmit dem Neurochirurgen Henry Marsh über Behandlungsfehler, Musik bei der OP und Fundstücke im Kopf.
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Nichts in dieser Wohnküche im Süden Londons deutet darauf hin, dass ihr Besitzer sich durch 8000 lebendige Menschenhirne gewühlt hat. Die Sonne scheint auf einen Holztisch, darauf wohnliche Unordnung. Geschirr, ein Brief, Honiggläser. Henry Marsh, 65, ist nicht nur ein führender Neurochirurg in Großbritannien, sondern auch Imker. Den Tisch hat er selbst gebaut. Marsh sieht sich als Handwerker – auch im Hauptberuf. Wobei die Verantwortung in der Neurochirurgie sehr viel größer ist als beim Möbelbau. In einem Bestseller schrieb Marsh sehr offen über das, was er im Gehirn seiner Patienten angerichtet hat – im Guten wie im Schlechten. Frederik Jötten sprach mit ihm.
BZ: Mr. Marsh, wenn Sie einen Schädel öffnen – wie sieht das Gehirn eines lebendigen Menschen aus?Marsh: Meistens sehe ich es durch ein Operationsmikroskop, ein Gerät, dass ich aufrichtig liebe. Ich bin so gewohnt, es zu benutzen, dass es sich anfühlt wie ein Teil von mir. Ich habe nie Computer gespielt, aber das Operationsmikroskop erschafft so etwas wie eine virtuelle Realität. Man hat das Gefühl, im Gehirn zu sein, durch Gänge ans Ziel zu kriechen.
BZ: Was sehen Sie dort?
Marsh: In seinem Inneren ist das Gehirn nicht besonders interessant, es sieht aus wie weißes Gelee. Aber wenn man zum Beispiel unter dem Gehirn ist, dann blickt ...