"Wieder human werden"
BZ-INTERVIEW mit der sizilianischen Sängerin Etta Scollo über die Kraft der Poesie und den zynischen Umgang mit Flüchtlingen /.
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s gibt wenige Sängerinnen, die mit ihren Liedern und Interviews eine ganze Welt entwerfen – zwischen Lyrik, Literatur, Geschichte, Politik und Biographie. Die Sizilianerin Etta Scollo gehört zu diesen Sängerinnen, und wer das Glück hat, mit ihr zu sprechen, vergisst die Zeit. Einmal mehr beschwört sie mit ihrem neuen Album "Il Passo Interiore" die für sie zutiefst menschliche Kraft der Poesie: Sie ist die einzige Hoffnung, die wir haben, sagt sie.
EBZ: Signora Scollo, wer zum ersten Mal mit Ihrer Musik in Kontakt kommt, der wird – bevor er sich um die Texte kümmert – zuerst von Ihrer unvergleichlichen Stimme berührt. Wie würden Sie sie selbst beschreiben?
Etta Scollo: Für mich war meine Stimme immer etwas, was mehr mit der Erde zu tun hat als mit der Freiheit oder der Luft. Vielleicht, weil ich als Kind schon große Schwierigkeiten hatte mit ihr. Ich bin in einer Wolke von Nikotin aufgewachsen, mein Vater war Kettenraucher, schon als ich ganz klein war, bekam meine Stimme dadurch einen Belag. Wenn ich etwas sagen wollte, was mir am Herzen lag, war da so etwas wie ein Gewicht auf den Stimmbändern. Ich singe nicht, weil ich dachte, ich hätte großes Talent, im Gegenteil. Ich habe ...