Sommer-Spezial 2022
Wie viel Risiko darf es bei der Jobwahl sein?
Verlagsthema Im Spannungsfeld zwischen Traumjob verfolgen und sichere Perspektiven schaffen, hilft ein Blick nach Innen – und eine Prise Gelassenheit.
Sophia Reddig (dpa)
Fr, 12. Aug 2022, 11:30 Uhr
Verlagsthema
Thema: Die perfekte Bewerbung
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Realitätscheck: Ist das der richtige Beruf für mich?
Stefanie Rektorschek arbeitet als Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit. Sie empfiehlt, sich bei der Berufswahl folgende Fragen zu stellen: Ist dieser Beruf tatsächlich so, wie ich ihn mir vorstelle? Woher kommt meine Begeisterung dafür? Kann ich das überhaupt? Was an diesem Beruf reizt mich genau? "Manchmal merken junge Menschen im Realitätscheck, dass der Beruf eigentlich gar nicht so toll ist, wie sie es sich vorstellen. Oder, dass es gar nicht ihr Wunsch ist, Spitzensportler zu sein, sondern der Wunsch von jemand anderem", sagt die Beraterin.
Geht es um Spaß oder Glamour?
Zu einer realistischen Einschätzung gehört auch, sich ehrlich mit den eigenen Fähigkeiten auseinanderzusetzen. "Wenn man zum Beispiel Schauspieler werden will, macht es einen Unterschied, ob man schon Erfahrungen im Schultheater gesammelt hat, vielleicht sogar gutes Feedback bekommen hat, oder sich das Leben als Filmstar einfach glamourös vorstellt." Die Frage nach der inneren Motivation ist wichtig: Habe ich Spaß an der Tätigkeit an sich? Würde es mir auch Spaß machen, wenn sich der große Erfolg nicht einstellt?
Plan B für den Traumjob
"Es hilft auch, um den Traumberuf herum nach einem Plan B, C oder D zu schauen", sagt Rektorschek. In vielen Berufsfeldern gibt es neben einer risikoreichen Variante auch eine, die mehr finanzielle Sicherheit verspricht. Statt Influencer zu werden, kann man beispielsweise für Unternehmen Social-Media-Inhalte erstellen. "Oft kann man das, was einen an Traumjob Nummer Eins so reizt, zu Plan B mitnehmen", sagt Nico Rose, Coach und Professor für Wirtschaftspsychologie an der International School of Management in Dortmund. "Wenn ich es mag, vor Menschen aufzutreten, muss das nicht auf der Bühne sein. Vielleicht kann ich auch als Lehrer oder Stadtführer glücklich sein."
Eigenes Sicherheitsbedürfnis prüfen
Bei der Entscheidung, ob jemand ein berufliches Risiko eingehen will, sei es auch nicht ganz unwichtig, wie groß das eigene Sicherheitsbedürfnis ist. Das kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein und sich im Laufe des Lebens ändern. Wer nicht nur sich selbst, sondern auch eine Familie versorgt, setzt vielleicht in dieser Phase des Lebens lieber auf die sichere Bank.Wer sich mit der Zeit ein finanzielles Polster erarbeitet hat oder aus einem wohlhabenden Elternhaus kommt, kann womöglich mehr Risiko eingehen.
Lebenslauf ohne roten Faden: Ausprobieren ist erlaubt
"Wir haben in unserem Berufsleben viel Zeit, um verschiedene Dinge auszuprobieren. In den seltensten Fällen braucht jemand einen roten Faden im Lebenslauf", sagt Rose. Auch Rektorschek stellt fest: "Viele junge Leute tun sich mit der Berufswahl so schwer, weil sie glauben, eine Entscheidung für den Rest ihres Lebens treffen zu müssen." Stattdessen treffen Berufstätige der Beraterin zufolge heutzutage immer wieder aufs Neue Entscheidungen und gestalten ihren Berufsalltag aktiv mit.
Traumjob oder sichere Bank?
Der Entscheidung für einen Karriereweg darf man also manchmal nicht zu viel Bedeutung beimessen. "Ich glaube nicht, dass es eine Wahl gibt, die grundsätzlich besser ist als die andere, oder die glücklicher macht," sagt Rose. "Es kommt darauf an, den richtigen Lebensentwurf für die richtige Person zu finden." Doch wie finde ich heraus, was für ein Typ ich bin? Neben Selbstreflexion können Gespräche mit nahestehenden Personen helfen. Auch bei einem Blick in die Kindheit kann man viel lernen. "Wenn man beispielsweise als Kind mit einem Limonadenstand im Stadtpark erste Erfolge gefeiert hat, kann man daraus schon ein gewisses unternehmerisches Talent ableiten und kann sich vielleicht eher dazu durchringen, das erste eigene Start-up zu gründen", so Rose.
Einen Gang runterschalten geht immer
Auch Interessenstests, wie sie zum Beispiel die Bundesagentur für Arbeit anbietet, können in diesem Selbstfindungsprozess unterstützen. "Grundsätzlich bin ich immer dafür, dass junge Leute ihren Träumen hinterherjagen", sagt Rektorschek. Viele Zweifel und Ängste ließen sich beim genaueren Hinsehen beiseite räumen. "Und einen Gang runterschalten und doch lieber was Sichereres machen, geht immer."
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.