Wie ein Lost Place zum Leben erweckt wurde
Viele Kunstfreunde haben am Wochenende den Weg zur Ausstellung in das frühere Pumpwerk bei Hugsweier gefunden. Dieser abgelegene Ort hat mit Kurt Hockenjos und Felix Grundhöfer zwei engagierte Betreuer gefunden.
Karin Hirschle aus Steinach zeigt das Gemälde "Wasserglas" aus dem Jahr 2017. Das Trinkglas ist halbvoll oder halbleer, je nachdem, wie man es sehen möchte. Aber dass es irreparabel kaputt ist, dass der Inhalt weniger wird, das steht fest. Ein modernes, reduziertes Vanitas-Stillleben, das wunderbar mit den alten Zink-Gießkannen korrespondiert, die Kurt Hockenjos im vorderen Ausstellungsraum an der Decke aufgehängt hat. Die vergehende Zeit ist in ihnen manifestiert. Gießkannen sind heute aus Plastik – genau wie Taucherbrille, Schwimmring und Aufblas-Ente, die die Ausstellungsmacher zwischen die Kunst geschmuggelt haben, zusammen mit vom Wasser gezeichneten Fundstücken aus Stein oder Holz. Hockenjos ist aber auch noch mit einigen seiner abstrahierten Landschaften in der Ausstellung vertreten und mit einem zusammen mit Grundhöfer erstellten Video, das die Kraft des Wassers darstellt.
Maler und Tätowierer Jan Gines Alvarez setzt erstmals auf das Medium Videokunst. Er zeigt künstlerisch veränderter Fotos als Projektion, die ästhetisch an Streetart anknüpfen. Zusammen mit dem Soundtrack, den Benjamin Fuchs alias "Cauzy" beisteuert, entsteht eine besondere Stimmung. Die atmosphärische, ruhige Klangkunst ist weit mehr als Beiwerk, sondern sorgt dafür, die zwischen dem alten Kessel und den Rohren eingepassten Exponate völlig anders zu erleben. Fuchs ist auf den einschlägigen Musikportalen vor allem mit elektronisch produzierter Chillout-Musik erfolgreich.
Harry Herzog, vielen Lahrern als Gästeführer bekannt, ist künstlerischer Autodidakt. Das Thema Wasser liegt ihm am Herzen, und zwar nicht erst, seit er Gruppen durch den Wasserpfad am Sulzbach begleitet. Der Fotograf Hans-Helmut Treek steuert ein Altrhein-Foto zur Ausstellung bei. Zwischendrin, zuweilen erst auf den zweiten Blick wahrgenommen, lugen die Fantasiewesen aus der Werkstatt von Felix Grundhöfer hervor. Skurrile Fische und Seeanemonen in Schwarz und Weiß, die eher der Tiefsee entstiegen zu sein scheinen als dem feuchten Acker bei Hugsweier.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
die Kommentarfunktion ist aktuell geschlossen, es können keine neuen Kommentare veröffentlicht werden.
Öffnungszeiten der Kommentarfunktion:
Montag bis Sonntag 6:00 Uhr - 00:00 Uhr