Wie die Gottesmutter auf seltsame Weise verschwand

Aus leicht nachvollziehbaren Gründen kann der Dezember auch als Marienmonat betrachtet werden. Ein besonders eindrucksvolles Mariengemälde schmückt die Friedhofskapelle. Das Kunstwerk war einmal abhanden gekommen.  

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Mariengemälde in der St. Blasier Fried... der Klosteranlage im 17. Jahrhundert.  | Foto: Repro: Thomas Mutter
Mariengemälde in der St. Blasier Friedhofskapelle mit Ansicht der Klosteranlage im 17. Jahrhundert. Foto: Repro: Thomas Mutter
Das Altarblatt des ungemein leuchtenden und farbenfrohen Hauptaltars der dem heiligen Michael geweihten Friedhofskapelle stellt ebenso farbintensiv die Krönung Mariens durch Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist dar. Es gilt als gesichert, dass der aus Basel stammende Maler Hans Bock (1550-1624) Schöpfer des höchst beeindruckenden Gemäldes ist und dass das Werk einstmals zu einem mehrteiligen Marienzyklus in der St. Blasier Benediktinerabtei gehörte.

Der rein materielle Wert wird als nicht übermäßig hoch angesetzt, eher schon die ideelle Bedeutung: Am Fuß des Gemäldes ist eine Ansicht der Klosteranlage des frühen 17. Jahrhunderts festgehalten, so dass der Maler Hans Bock für die Geschichtsforscher praktisch ein historisches Foto überliefert hat. Mit der Säkularisation, also der Schließung der Klöster und Aneignung von kirchlich-klösterlichem Besitz durch den Staat zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wurde zunächst die nachklösterliche politische Gemeinde und zu Beginn der 1960er Jahre die katholische Pfarrei Eigentümerin des 1625 eingeweihten Kapellenkleinods auf dem Friedhof.

Eine besondere oder auch seltsame Episode verbindet sich mit dem erwähnten Altarbild, das beim Übergang vom Gemeinde- in den Pfarreibesitz vermisst wurde. Alle in irgendeiner Form damals Beteiligten und vor allem im doppelten Wortsinn Betroffenen sind längst aus dieser Welt geschieden, so dass man niemandem mehr zu nahe treten wird. Ein vor allem historisch wertvolles und wichtiges Zeugnis der klösterlichen Vergangenheit war nicht mehr greifbar. Jeder Aktenvermerk über den Verbleib des Kunstwerks fehlte.

Durch eine glückliche Fügung – es muss ja gar nicht das schlagende Gewissen gewesen sein – kam das Bock’sche Gemälde plötzlich zurück – aus der Hand dessen, der es als eine Art Dauerleihgabe übereignet bekommen hatte. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich ein Arbeits- oder Wohnzimmer durch das St. Blasier Bild einmalig hervorgehoben und aufgewertet vorzustellen. Als Erklärung hieß es damals, man habe einer der Domstadt verbundenen Persönlichkeit eine Freude und einen Gunstbeweis machen wollen. Mehr muss über diese zweifelsfrei seltsame Begebenheit vor weit über einem halben Jahrhundert nicht berichtet werden.

Der heilige Geist schwebt nicht nur am Kopf des Gemäldes, er hat vielleicht auch den kurzzeitigen Besitzer des Kunstwerks beeinflusst und ihn zur Rückgabe veranlasst, ehe sich die Spuren vielleicht oder höchstwahrscheinlich verlaufen hätten. Für den Aufenthalt in einem Privatraum ist die vor rund 400 Jahren geschaffene "Krönung Mariä" zu wertvoll und zu wichtig, um sie der Allgemeinheit vorzuenthalten. Für die Deutung der blasianischen Vergangenheit ist die Arbeit des Basler Künstlers Hans Bock so wertvoll, dass sie nicht nur wenige Augen betrachten dürfen. Legen wir einen wohlwollenden Mantel über die Vergangenheit und sagen: Ende gut, alles gut.
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