Berufsstart
Wie das Programm "Schule (ge)schafft" Schülern die Ausbildungsplatzsuche erleichtern will
Immer wieder mittwochs passiert es, dass Johannes Ott Talente entdeckt. Der Zimmerermeister ist seit 2012 beim Projekt „Schule (ge)schafft“ dabei, als einer von mehreren Handwerksmeistern verschiedener Bereiche, die Jugendliche jeweils drei Mal mittwochs an ihre Arbeitsgebiete heranführen.
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Fast ist er fertig: Ivelin (15) hat die nagelneuen, selbst gemachten Schlüsselanhänger aus Walnussbaumholz geschliffen und mit Öl poliert. Jetzt muss nur noch der Ring zum Anhängen rein. Ivelin geht auf die Mooswaldschule, mittwochs aber stand er in den vergangenen Wochen mit neun anderen Jugendlichen an der Werkbank im Holzatelier der Gewerbeakademie. Hier waren sie zuletzt im Einsatz, bevor sie ihre Zertifikate bekamen. Der Weg dahin war nicht immer einfach – angefangen damit, dass es sehr anstrengt, acht Stunden an der Werkbank immer nur stehen zu müssen, bilanziert Axel Comes, Konrektor der Mooswaldschule.
Speziell das Sägen war schwierig, findet Annemarie (15), eine von fünf Jugendlichen aus Stegen. Sie hat vorher nie mit Holz gearbeitet, anders als Niclas (15) von der Zarduna-Schule in Zarten, einem Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Schwerpunkt Lernförderung, das mit der Schule in Stegen kooperiert. Der Vater von Niclas ist Forstwirt, die beiden haben öfter zusammen gesägt oder Holz gespalten. Niclas will bei einem Schreiner ein Praktikum machen. Doch beim Projekt "Schule (ge)schafft" lernen die Jugendlichen mehr als bei den meisten Praktika, berichtet Axel Comes. Weil sie hier komplett mitarbeiten, Arbeitsverläufe von Anfang bis Ende erleben und gestalten. Mit Johannes Ott haben sich alle Truhen gezimmert – jeder seine eigene. Bei solchen Aufgaben wird ihnen klar, dass sie manches, was sie in der Schule eher ungern lernen, tatsächlich brauchen – zum Beispiel, wenn sie Flächen berechnen oder Winkel ausmessen.
Johannes Ott fasziniert es, wie sich die Jugendlichen unter seiner Leitung und der seiner Kollegen entwickeln: "Es gibt immer welche, die sich nicht viel zutrauen, doch durch unsere Betreuung und das Ausprobieren erleben sie sich auf viele verschiedene Arten." Dabei stößt der Inhaber des Freiburger Zimmereibetriebs "Takatukabau" immer wieder auf einzelne, denen er gern sagen würde: "Du kannst gleich morgen bei mir anfangen." Das seien oft Jugendliche, die sich bei Mathe oder Deutsch schwer tun, aber von Anfang an die Säge richtig halten und sich geschickt anstellen. "Die können das einfach!", sagt Ott. Eine Lehrstelle zu finden sei für sie in Zeiten, in denen es auch unter Handwerkern verbreitet sei, Abiturienten einzustellen, nicht leicht. Doch wer hier mitgemacht und das Zertifikat habe, werde selbstbewusster.
Ivelin hat es Spaß gemacht, Verschiedenes auszuprobieren – neben der Arbeit mit Holz gehörten dazu der Alltag bei der Verpflegung in einer Seniorenwohnanlage, Metallbau, Elektrotechnik, Innenausbau und ein Goldschmied. Beim Goldschmied war’s am besten, findet Ivelin, dort hat er einen Ring gemacht. Eine Ausbildung kann er sich aber eher als Maurer oder im Holzbereich vorstellen, und sein Traumberuf ist Lkw-Fahrer – weil er früher in Bulgarien, wo er bis vor vier Jahren lebte, oft mit seinem Vater in dessen Lastwagen unterwegs war.
Gerhard Bärmann von der Gewerbeakademie freut sich, dass alle zehn Jugendlichen ihre Zertifikate bekommen haben. Im Handwerk werden Fachkräfte dringend gesucht. Da kommt die Nachricht, dass die Arbeitsagentur künftig die Hälfte des Projekts "Schule (ge)schafft" finanziert, gelegen. Die andere Hälfte muss wie bisher über Spenden finanziert werden. Zu den Sponsoren gehören unter anderem die Handwerkskammer, die Wilhelm-Oberle-Stiftung und der Lions-Club.
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