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Wenn Hacker dich attackieren, zieh die Vorhänge zu!

Spannung und Düsternis, aber Schwächen im Drehbuch – Eindrücke aus den ersten beiden Folgen von "You Are Wanted".  

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Wer will ihm Böses? Matthias Schweighöfer als Lukas Franke  | Foto: Stephan Rabold
Wer will ihm Böses? Matthias Schweighöfer als Lukas Franke Foto: Stephan Rabold
Das hier ist kein biederer deutscher Mehrteiler, will "You Are Wanted" von Anfang an klarstellen: Da versucht einer in fieberhafter Eile, Dateien zu löschen – und stürzt als brennende Fackel auf die Straße. Da schlägt sich einer am Spiegel die Stirn blutig, da versinkt ganz Berlin in der Dunkelheit. Der Cyberkrimi steigt ziemlich spektakulär – um nicht zu sagen: amerikanisch – ein. Wozu auch gehört, die Hauptstadt nicht kleinteilig zu zeigen, sondern als Skyline mit Fernsehturm und Gedächtniskirche: Die Welt, falls sie wie gewünscht zuguckt, soll gleich erkennen, wo die Geschichte spielt.

Ein Hackerthriller braucht die Verortung ja nur fürs Lokalkolorit, und das liefern hier Berlin (kennt jeder) und Matthias Schweighöfer (kennt auch jeder, aber leider nur in Deutschland). Er spielte bereits in der Schule Mackie Messer und mit 16 Jahren erstmals in einem Film, heute ist er der deutsche Kinopromi der jüngeren Generation. Und dreht gerne Komödien der eher seichten Art mit sich selbst in der Hauptrolle. Okay, ganz frei von Narzissmus ist auch "You Are Wanted" nicht: Die Serie startet mit dem 36. Geburtstag von Protagonist Lukas Franke, dem smarten Hotelmanager vom Waldorf Astoria – und dessen Darsteller, Regisseur (mit Bernhard Jasper) und Koproduzent Schweighöfer wurde am vergangenen Samstag selber 36...

Oder sollte der Filmgeburtstag hauptsächlich dafür sorgen, dass das Product Placement nicht übersehen wird? Lukas bekommt nämlich von seiner Assistentin (Model Toni Garrn) eine kerzengarnierte "Torte" aus Red-Bull-Dosen. Da hat er sein Leben noch im Griff. Was sich mit dem Stromausfall in Berlin radikal ändert. Ein Hacker attackiert seine Familie, seine Karriere, sein Glück: Die Ehefrau (Alexandra Maria Lara) bekommt Nacktfotos von einer Affäre, die es nicht gibt, und Lieferungen, die er nicht bestellt hat, das Söhnchen wird heimlich gefilmt, er selbst verdächtigt, einen Terrorangriff zu planen, und als Gefährder rund um die Uhr bewacht. Und warum das alles? Keine Ahnung.

Jedenfalls nicht nach den ersten beiden Folgen der Serie, die Journalisten vorab sehen konnten. Immerhin weiß man soviel: Trauen kann man niemandem, und Lukas ist nicht das einzige Opfer der Hacker. Aber während sich Leidensgenossin Lena (Karoline Herfurth) als politisch engagierte Bloggerin noch irgendwie einen Reim darauf machen kann, warum man ihr so übel mitspielt, ist Lukas einfach nur ein liebes und naives Kerlchen – wie Schweighöfer ja in den meisten seiner Rollen.

Das ist auch der entscheidende Schwachpunkt der ästhetisch ansprechenden, weil spannend und in mitunter fast surrealen Bildern düster inszenierten Serie. Über Klischees wie das von fluchenden Computerfreaks in versifften Büros könnte man noch hinwegsehen, aber dass ein junger Manager ein derartiges Christkindl sein soll, ist komplett unglaubwürdig. Durch das unvorsichtige Öffnen einer Datei bringt Lukas den Hackerangriff ins Rollen, und selbst, als er längst weiß, dass ein böser Big Brother ihn permanent beobachtet, schaltet er sein Handy nicht aus, sondern zieht die Vorhänge zu. Das ist fast so niedlich wie sein Versuch, eine zerbrochene Glasvase zu kleben. Der Junge muss noch viel lernen, wenn er alle sechs Serienfolgen überleben will. Und gar noch eine zweite Staffel.

Ressort: Computer & Medien

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