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Job-Start-Börse

Welcher Beruf passt zu mir? Auf der Job-Start-Börse kommen Berufseinsteiger mit alten Hasen ins Gespräch

Dirk Sattelberger
  • Fr, 11. Oktober 2024, 17:20 Uhr
    Breisach

     

Zwei Tage haben sich Schüler und Ausbildungsbetriebe bei der Job-Start-Börse in der Breisgau-Halle in Breisach getroffen. Ein Thema: die Ansprüche der jungen Leute. Was sagen Vertreter der älteren Generation dazu?

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Zwei Tage lang konnten Schülerinnen und Schüler ins Gespräch mit Ausbildungsunternehmen und Institutionen wie der Polizei kommen. Foto: Dirk Sattelberger
Bereits eine Stunde nach dem Startschuss am Donnerstag um 19 Uhr waren rund 200 Schülerinnen und Schüler in die Halle geströmt, wo sich Unternehmen, Schulen und Institutionen präsentierten. Ziel der Job-Start-Börse ist es laut Projektleiterin Julia Schwab, dass junge Leute unkompliziert ins Gespräch kommen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aus erster Hand über Praktika, berufliche Anforderungen und Ausbildungsmöglichkeiten berichten. Dass die Job-Start-Börse gefragt sei, zeige sich auch daran, dass alle 54 Standplätze in der Breisgau-Halle ausgebucht seien. Dabei war es letztlich einem Zufall geschuldet, dass die Messe in Breisach überhaupt veranstaltet wird: Am ursprünglichen Veranstaltungsort in Endingen konnte vor drei Jahren die dortige Halle wegen einer Flüchtlingsbelegung nicht über die Bühne gehen. Als kurzfristiger Ausweichort bot sich Breisach an – wo die Job-Start-Börse nun jährlich einen neuen Standort gefunden hat. Veranstalter ist BZ.Medien, zu der auch die Badische Zeitung gehört, in Kooperation mit der "Erfinderin" der Börse, der AOK, sowie der Arbeitsagentur Freiburg und weiteren Partnern.

Welchen Eindruck machen die jungen Leute bei den Ausstellern? Stimmt es, dass die Arbeitshaltung und die Leistungsbereitschaft der jungen Generation nachlässt? Schließlich gibt es viele Klagen über ein mutmaßlich hohes Anspruchsdenken und eine lasche Arbeitsmoral bei jungen Leute. Die BZ fragte bei Ausstellern nach, wie ihre Erfahrungen sind.

Simone Straub, Erzieherin im katholischen Kindergarten in Merdingen: "Ja, die Anspruchshaltung ist gestiegen. Bei Bewerbungen sind zum Beispiel Fahrradleasing und Fitnessangebote ein Kriterium geworden. Auch über Urlaubstage, Tarifgehalt und Weiterbildung wird gesprochen. Ein Diensthandy gibt es bei uns im Kindergarten aber nicht (lacht). Ich habe festgestellt, dass die Motivation bei jungen Menschen sehr hoch ist, wenn eine Tätigkeit ihren Interessen entspricht."

Barbara Starz, Personaldezernentin bei der Stadt Breisach: "Auszubildende treten heute sehr selbstbewusst auf. Dies hat sich im Laufe der Jahre verändert und ist absolut in Ordnung. In Bewerbungsgesprächen mit Auszubildenden wird vermehrt nach der Möglichkeit für mobiles Arbeiten, betrieblichem Gesundheitsmanagement oder nach Parkplatzmöglichkeiten gefragt. Von den unterschiedlichen Herangehensweisen profitieren wir gegenseitig und sehen es als Bereicherung."

Georg Wilhelm, Bereichsleiter bei der Arbeitsagentur in Freiburg: "Wir stellen fest, dass das Durchschnittsalter angestiegen ist, in dem junge Menschen eine Ausbildung beginnen, weil sie zum Beispiel nach der Schule zuerst eine Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Auslandsjahr einlegen. Es gibt heute eine andere Generation, die aber auch arbeitswillig ist. Man kann nicht von ’schlechter’ oder ’schwieriger’ sprechen, wie das manchmal wahrgenommen wird. Für junge Menschen ist Orientierung ganz wichtig, und die Arbeitsagentur versucht, sie auf diesem Weg zu begleiten, auch wenn es mal holprig wird."

Axel Schüler, AOK-Geschäftsbereichsleiter: "Auszubildende definieren heute ihre Ansprüche. Das hat auch etwas Gutes, wenn sie Unternehmen zwingen, sich zu verändern und zu verbessern. Die Leistungsfähigkeit ist typabhängig. Wir haben bei uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Alter zwischen 28 und 61 Jahren – sie haben das gleiche Mindset, die gleiche Haltung. Da ist Dampf dahinter."

Sven Steinlein, Gewerbeschule Breisach: "Ich bin bei unseren Schülerinnen und Schülern optimistisch. Sie können schon viele Dinge sehr gut, zum Beispiel vortragen, präsentieren und Informationen beschaffen. Auch bei der Höflichkeit klappt es – heute hat mir ein Schüler die Tür aufgehalten, das hat mich sehr gefreut. Bei uns gibt es aber zunehmend Sprachprobleme, etwa in den Vorbereitungsklassen. Das macht es zunehmend schwerer, sie erfolgreich zum Abschluss zu führen." 

Thomas Liegibel, Ausbildungsverantwortlicher beim Mercedes-Autohaus Kestenholz in Freiburg: "Grundsätzlich kann man sagen, dass das Gros der jungen Menschen viel fordert. Wir versuchen, durch Praktika und Probearbeiten hochmotivierte Schülerinnen und Schüler zu finden. Sie treffen dann in der Regel gleich am ersten Tag eines Praktikums auf Kunden und erhalten so einen Einblick in die Tätigkeiten im Autohaus. Wir bilden zurzeit in Freiburg 37 Menschen in technischen und 18 in kaufmännischen Berufen aus."

Ressort: Breisach

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