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Kenia

Naturschützer sichten weiße Giraffen

Johannes Dieterich
  • Mo, 18. September 2017
    Panorama

     

Tiere haben eine seltene Hautmutation namens Leuzismus.

JOHANNESBURG. In Kenia haben Naturschützer eine weibliche Giraffe und ihr Kalb gesichtet, die auf den ersten Blick unwirklich aussehen: Die Tiere sind komplett weiß – dafür verantwortlich ist eine seltene Hautmutation.

Ein Hirte im ostkenianischen Garissa-Distrikt traute seinen Augen nicht. Direkt vor ihm schien ein riesiger weißer Geist aus dem Busch zu ragen: Ein langhalsiges Wesen, das – wenn es denn das typische, in verschiedenen Brauntönen gefleckte Fell aufgewiesen hätte – durchaus als Giraffe hätte durchgehen könnte. Das verblüffende Geschöpf war allerdings völlig fleckenlos und weiß wie das Sonntagshemd des Hirten: Zu allem Überfluss stand noch ein Kind neben der farblosen Mutter, das kaum weniger auffallend wirkte. Bei dem Jungtier waren zwar noch ansatzweise Flecken auszumachen. Auch sie erschienen verblichen und fahl, als ob das Giraffenkind zu oft und heiß gewaschen worden wäre. Der Hirte alarmierte die Verantwortlichen des nahegelegenen Naturschutzgebiets Ishaqbini Hirola, das zum Schutz der letzten 500 Hirola, einer akut vom Aussterben bedrohten Antilopenart, eingerichtet wurde.

Abdullahi Ali, der Gründer des Wildparks, eilte zu der von dem Hirten beschrieben Stelle. Tatsächlich fand auch er die weiße Geister-Giraffe mitsamt ihres Kindes. "Wir haben uns fast zwanzig Minuten in unmittelbarer Nähe der Langhälse aufgehalten", teilt Abdullahi auf seiner Webseite (http://www.hirolaconservation.org mit: "Sie waren ganz entspannt und schienen von unserer Gegenwart kaum beunruhigt zu sein." Schließlich forderte die Mutter das Junge auf, sich in den Busch zurückzuziehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Abdullahi allerdings bereits das erste Video der Welt von weißen Giraffen im Kasten.

Phänomen in Tierwelt relativ weit verbreitet

Das Phänomen ist äußerst selten, in der Tierwelt jedoch keineswegs einzigartig: Die genetisch festgelegte Unfähigkeit, in der Haut Pigmente zu entwickeln wird unter Zoologen "Leuzismus" genannt. Dieser ist zwar mit dem Albinismus verwandt, unterscheidet sich jedoch insofern von ihm, dass leuzistische Lebewesen im Gegensatz zu Albinos im weicheren Bindegewebe durchaus Pigmente haben können, sodass zum Beispiel ihre Augen nicht von dem Melanin-Mangel betroffen sind und eine Farbe annehmen.

Während es beim Menschen keinen Leuzismus gibt, ist er in der Tierwelt relativ weit verbreitet: Es gibt weiße Schwarzbären, Tiger, Löwen, Alligatoren, Fische, Spinnen und sogar Pfauen, die vollkommen weiße Räder schlagen. Die erste leuzistische Giraffe wurde vor zwei Jahren im tansanischen Nationalpark Tarangire entdeckt. Ein Ranger taufte den farblosen Kleinbullen auf den Namen "Omo". Zur Freude der Tierschützer wurde Omo ein Jahr später sogar wieder gesehen: Mehr als die Hälfte aller Giraffenkinder überleben ihr erste Lebensjahr nicht, weil sie Raubtieren schutzlos ausgeliefert sind. Und wenn sie wie Omo nicht einmal Tarnfarben tragen, ist diese Gefahr noch erhöht. Naturparkgründer Abdullahi Ali verspricht indessen, dass seine Ranger die bislang noch unbenannten Weißgiraffen in seinem Park unter ihre Fittiche nehmen.

Ressort: Panorama

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