BZ-Interview

Was die Ökonomie zu leisten vermag – und was nicht

Ihr Ruf ist angeknackst: Seitdem die Welt in eine Finanz- und Schuldenkrise schlitterte, stehen Ökonomen am Pranger. Gebhard Kirchgässner erklärt, was Ökonomie zu leisten vermag und wo sie an Grenzen stößt.  

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Gebhard Kirchgässner  | Foto: BZ
Gebhard Kirchgässner Foto: BZ
Für manchen Kulturkritiker ist der Homo Oeconomicus der neue Feind. Für soziale Kälte und Krisen sei das von Ökonomen verwendete Menschenbild verantwortlich. Der St. Gallener Professor Gebhard Kirchgässner entzaubert die neue Hassfigur. Der Homo Oeconomicus sei keine Vorgabe, wie sich Menschen verhalten sollen. Die Vorstellung diene, das Verhalten so abzubilden, wie es oft ist.
BZ: Herr Kirchgässner, fühlen Sie sich denn noch als Wissenschaftler? Wissenschaft steht für die Entwicklung von Theorien, deren Gültigkeit anhand der Realität überprüft wird. In der Astronomie lassen gute Theorien zuverlässige Vorhersagen zu. Astronomen wissen, wo die Planeten stehen. Ökonomen haben es nicht einmal geschafft, vor der Finanzkrise zu warnen.
Kirchgässner: Die Ökonomie ist keine Wissenschaft wie die Astronomie. Planeten folgen unter bestimmten Bedingungen stets den gleichen Bahnen. Deshalb ist ihr Lauf ziemlich genau berechenbar. In der Volkswirtschaftslehre steht jedoch der Mensch im Mittelpunkt, seine Verhaltensweisen und seine Entscheidungen, die nicht immer gleich ausfallen oder genau vorhersehbar sind. Die Ökonomie ist deshalb eine Wissenschaft wie die Politikwissenschaft oder Soziologie. Sie kann ...

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Schlagworte: Gebhard Kirchgässner, Max Weber, Monika Piazzesi

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