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Theater

Warum Harry Potter auch Hamburg verzaubert

"Es war ein Traum", sagt John Tiffany, mit Joanne K. Rowling den achten Teil der Harry-Potter-Saga zu schreiben. Tiffany inszenierte das Stück "Harry Potter und das verwunschene Kind" in Hamburg.  

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Szene aus „Harry Potter und das verwunschene Kind“. Das Stück ist ab Mitte März erstmals in Deutschland zu sehen. Manuel Harlan Foto: Manuel Harlan

Am 15. März feiert das Theaterstück "Harry Potter und das verwunschene Kind" im Hamburger Mehr!-Theater Deutschlandpremiere. John Tiffany, Regisseur und Co-Autor der Geschichte, spricht im Interview mit Nadine Wenzlick über seine Liebe zu Fantasy, sein erstes Treffen mit J.K. Rowling und die Entstehung des Stücks.

BZ: Herr Tiffany, hatten Sie als Kind einen Zauberkasten?
Tiffany: Hatte ich! Er war aber nicht besonders. Ich hatte andere Spielsachen, die deutlich magischer waren.

BZ: Hatten Sie also schon immer eine Leidenschaft für Magie?
Tiffany: Schon, aber nicht so wie mein Kollege Jamie Harrison, der bei "Harry Potter und das verwunschene Kind" für die Illusionen zuständig war. Es war eher das Genre Fantasy, das ich geliebt habe. Ich verlor mich gerne in Büchern. Mir ging es ums Geschichtenerzählen. Das beeinflusst bis heute meinen Geschmack in Sachen Theater. In dieser Show gibt es zwar eine Menge Illusion und Magie, doch was ich daran mag, ist, dass es Teil einer großen Geschichte ist.

BZ: Wie kamen Sie zu Harry Potter?
Tiffany: Ganz einfach: Ich wurde gefragt, ob ich die Produzenten treffen möchte. Es dauerte eine Weile, bis ich mich mit der Idee angefreundet hatte. Das erfolgreichste Literatur-Franchise aller Zeiten! Darüber hinaus war ich mir nicht sicher, ob die Produzenten sich vielleicht mehr Disney wünschen. Nichts gegen Disney, Disney ist genial. Aber sowas wie "Aladdin" ist einfach ziemlich bunt. Ich hatte allerdings schon eine Verbindung zu den Romanen.

BZ: Nämlich?
Tiffany: Als ich Ende der Neunziger als Nachwuchs-Regisseur am Traverse Theatre in Edinburgh anfing, hatte die Cafeteria eine der ersten Espresso-Maschinen der Stadt. Die Leute kamen dorthin, um Cappuccino zu trinken. Ich traf dort oft Autoren und Schauspieler und sah immer diese Frau mit einem Kinderwagen, die die ganze Zeit schrieb. Wir sprachen nie, aber wir nahmen einander wahr. Sie können sich schon denken, wo die Geschichte hinführt. Zwei Jahre später las ich in der Zeitung von diesem Kinderbuch-Phänomen und erkannte, dass J.K. Rowling in unserer Cafeteria an "Harry Potter und der Stein des Weisen" geschrieben hatte.

BZ: Konnte sie sich an Sie erinnern?
Tiffany: Nach ein paar Gesprächen mit den Produzenten traf ich Jo in London und als ich reinkam, meinte sie sofort: Wir kennen uns. In dem Moment wussten wir, dass unsere Zusammenarbeit funktionieren würde. Inzwischen sind wir super gute Freunde.

BZ: Wie war es, zusammen mit J.K. Rowling den achten Harry-Potter-Teil zu schreiben?
Tiffany: Es war ein Traum! Ich weiß noch, wie unser Drehbuchautor Jack und ich Jo das erste Mal zuhause besuchten. Wir saßen in ihrem Schreibzimmer und sprachen plötzlich darüber, was Hermine im Jahr 2017 wohl macht. Als Jo irgendwann kurz den Raum verließ, guckten wir uns an und sagten: Treffen wir gerade wirklich Entscheidungen über Harry Potter? Es war super aufregend. Ab da arbeitete ich praktisch auf zwei Ebenen: Einerseits schrieben Jo, Jack und ich an der Geschichte, parallel musste ich mit dem Kreativteam besprechen, was möglich ist und was nicht. Wie setzen wir Zaubertricks auf der Bühne um?
"Was da passiert, ist einfach unglaublich."
John Tiffany über seinen Lieblingstrick im Stück

BZ: Haben Sie einen Lieblingstrick?
Tiffany: Ohne zu viel zu verraten: Es gibt eine Szene, in der Harry und Draco sich ein Duell liefern – dieser Moment ist phänomenal. Was da passiert, scheint einfach unmöglich.
BZ: Die Geschichte von "Harry Potter und das verwunschene Kind" spielt 19 Jahre, nachdem die Geschichte in den Romanen zu Ende gegangen ist. Geben Sie uns einen kurzen Überblick über die Handlung?
Tiffany: Harry ist inzwischen 37 Jahre alt und Mitarbeiter des Zaubereiministeriums. Er hat Ginny geheiratet und die beiden haben drei Kinder. Ihr mittlerer Sohn Albus, zu dem das Verhältnis schwierig ist, fährt das erste Mal nach Hogwarts – genau wie Rose, die Tochter von Hermine und Ron, und Scorpius, der Sohn von Harry Potters ehemaligem Erzrivalen Draco Malfoy. Das Stück erzählt von ihren Abenteuern in Hogwarts, während am Zaubereiministerium düstere Dinge vor sich gehen – und fünf Stunden später ist der Spaß auch schon vorbei (lacht).

BZ: Der erste Harry-Potter-Band ist 1997 erschienen. Warum hat es eigentlich so lange gedauert, bis die Geschichte auf die Bühne kam?
Tiffany: Jo hatte kein Interesse daran. Die Geschichte von Harry Potter passte einfach zu gut zum Medium Film – allein schon wegen der Spezialeffekte. Plus wenn Anfragen kamen, ging es immer um ein Musical und Jo hasst Musicals. Aber so toll die Spezialeffekte im Film sind, dieses viktorianische England ist einfach perfekt fürs Theater, und nichts ist besser als Magie live zu erleben. Weil man glaubt, dass gerade wirklich jemand verwunschen ist.

BZ:
Weshalb wurde Deutschland als Ort für die erste Übersetzung des Stücks gewählt?
Tiffany: Hamburg ist eine der größten Theaterstädte der Welt. Was die Besucherzahlen betrifft, ist sie in den Top 5. Als es drum ging, wo man das Stück außerhalb der englischsprachigen Länder als erstes aufführt, erschien Hamburg den Produzenten schnell logisch.

BZ: In London spielt das Stück seit der Premiere 2016 vor ausverkauftem Haus. Warum ist die Aufführung so erfolgreich?
Tiffany: Weil sie den Leuten gefällt (lacht). Die Theater-Community war anfangs sehr zynisch – aber als das Stück dann Premiere feierte, meinten alle, es sei wie ein Liebesbrief an das Theater. Es geht nicht um die Digitalisierung und Kommerzialisierung des Theaters. Wir nutzen viktorianische Illusionen wie vor 120 Jahren. Es ist wirklich pures Theater.
Zu den früheren Arbeiten des britischen Theaterregisseurs John Tiffany (Jg. 1971) gehört das Musical "Once" im Londoner West End und am Broadway in New York, wofür er zahlreiche Preise bekam. Für "Harry Potter und das verwunschene Kind" schrieb er zusammen mit J.K. Rowling und Drehbuchautor Jack Thorne die Geschichte.

"Harry Potter und das verwunschene Kind": Mehr! Theater am Großmarkt, Hamburg. Das Stück wird in zwei Teilen aufgeführt. Vorstellungen: Mi, Sa, So (beide Teile an einem Tag), Do und Fr (verteilt auf zwei Tage).
Infos: https://www.harry-potter-theater.de

Ressort: Theater

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 05. März 2020: PDF-Version herunterladen

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