Freizeit
Wandertipp: Eine gemütliche Wanderung auf den Kamelberg in Freiburg-Kappel
Die Wandersaison guckt so langsam um die Ecke, die Pollen fliegen. Für eine erste Runde an einem Sonntag lohnt sich ein Ausflug nach Freiburg-Kappel. Hier gibt es tolle Aussichten vom Kamelberg.
Sa, 22. Feb 2025, 16:00 Uhr
Freiburg
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Es gibt viele Wege, die im Freiburger Osten auf den Kamelberg und den Pfeiferbergsattel führen. Wir erreichen Kappel an diesem kalten Februarmittag über die Großtalstraße, biegen links in die Hagemattenstraße ein und nehmen dort in der ersten Kurve die kleine Straße links, die über den Reichenbach und auf einen Wanderparkplatz führt. Hier machen wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem Werk des Bildhauers Thomas Rees: Der Biosphärenteufel blickt uns von der großen Holzskulptur "Erderwärmung" entgegen, er grinst schadenfroh.
Ein kleiner Dufturlaub
Wir wenden uns dem Kamelberg zu und entscheiden uns für den linken, also den nördlichen Weg nach oben. Er führt in einem großen Bogen zunächst zwischen Wiesen Richtung Wald. Direkt hinter der ersten Biegung steht das nächste Rees-Werk, der sechs Meter hohe "Baum der Erkenntnis". Am Holz sind noch Brandspuren zu erkennen, hier hat jemand in der Silvesternacht gezündelt und die Krippenskulptur schwer beschädigt.
Wir kommen in den Wald, der winterüblich optisch eher karg daherkommt. Aber der Boden ist feucht und satt, es riecht intensiv – erdig, harzig, nach Nadelhölzern. Ein kleiner Dufturlaub. Über einige Kehren geht's zügig steil nach oben und uns wird trotz Temperaturen im einstelligen Bereich gut warm. Dann stehen wir vor einigen Wohnhäusern – die ehemalige Erzwäscherei (siehe Infobox).
Bushaltestelle im Wald
Wir folgen der Straße etwa 100 Meter, bis links ein kleiner Weg nach oben führt. An der Ecke steht ein verwittertes Holzschild, auf dem noch "Am ...bach70" zu erkennen ist. Ein Privatweg? Weil am Schild aber auch das Nordic-Walking-Zeichen in knalligem Blau und Gelb leuchtet, folgen wir ihm. Nach dem Anstieg geht's ein Stückchen sacht bergab, links öffnet sich der Blick zum Zartener Becken und Kirchzarten, sonnenbeschienen.
Wir stoßen auf eine Gabelung. Ortsunkundige könnten an dem verbogenen Wegweiser verzweifeln, der Schauinsland, Pfeiferberg und Kirchzarten in abenteuerliche Richtungen verortet. Wir wissen zum Glück, wo wir in etwa hin wollen und nehmen den rechten Weg. Und stoßen schon wieder auf Kunst. Eine Bushaltestelle "Kamelberg", samt Wartehäuschen. Ein serpentiniger Weg führt steil zur 527 Meter hohen Kamelberg-Kuppe. Wir bleiben aber auf unserem Waldweg, passieren den Fallerhof und erreichen schließlich den Pfeiferbergsattel zwischen Zartener Becken und Kappler Großtal.
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Meditative Minuten
An der Pfeiferalp auf 496 Meter Höhe hat Thomas Rees eine Freiluftwerkstatt und stellt Skulpturen aus. Direkt gegenüber, auf der Kappler Seite, steht eine Holzbank, stilecht mit Herzchen in der Lehne und großartigem Blick ins Tal. Perfekt für ein paar meditative Minuten. Dann folgen wir der gelben Raute Richtung Herchersattel und sind schnell wieder im Wald. Am Schlagbaum nehmen wir den schmalen Weg links, der kurz darauf noch schmaler wird, was eine Gruppe Mountainbiker jedoch nicht schreckt. Schließlich gelangen wir auf einen breiten Waldweg, der uns zum Herchersattel führt. Nochmal eine Bank, nochmal ein toller Blick ins Tal.
Lärmende Technik
Obwohl die Sonne scheint, treibt uns die Kälte jetzt wieder zurück. Dafür nehmen wir am Herchersattel den einzigen Weg, der nach unten führt und sich dann an der Westseite der Anhöhe unterhalb des Pfeiferbergsattels wieder Richtung Parkplatz führt. Auf dieser Strecke begegnen wir noch einmal Thomas Rees' Arbeit in Form der "Anima Mundi" und lernen dank Infotafeln, dass die Ruhe, die wir heute bei unserer kleinen Anderthalb-Stunden-Tour genießen, im Kappler Tal lange nicht gegeben war. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlief hier durchaus geräuschvoll die Transportseilbahn für Erze, in der Aufbereitungsanlage waren Dutzende Elektromotoren und Wasserpumpen im Einsatz – rund um die Uhr. Die Runde am Kamelberg und über den Pfeiferbergsattel war damals also lang nicht so idyllisch wie heute.
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Am Ausgang des Kappler Tals wurde 1899 eine neue Erzwäscherei zur Erzaufbereitung errichtet. Damit die Erze vom Schauinsland nicht mehr per Fuhrwerk hergeschafft werden mussten, entstand im selben Jahr eine Transportseilbahn, damals ein Meisterwerk der Technik. Sie stand auf 38 Holz- und vier großen Eisenmasten und überquerte das Kappler Tal mehrfach. 1938 begannen die Planungen des Tiefer-Stollen, der den Roggenbachschaft mit der Erzwäscherei über eine Länge von 6,7 Kilometer verbinden und unter anderem den unterirdischen Transport der Erze ermöglichen sollte, damit die kostspielige Seilbahn eingestellt werden konnte. Es fehlten noch knapp 200 Meter zum Durchbruch, als 1954 die Grube Schauinsland und in der Folge die Erzwäscherei geschlossen wurden, die Seilbahn wurde abgebaut.
cfr
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