Breisach

Tattoos: Bei welchen Motiven Vorsicht geboten ist

Arschgeweih oder Name des Ex-Partners: Tätowierer müssen immer wieder Jugendsünden überstechen. Was Neulinge und alte Hasen beachten sollten, erklärt ein Studio in Breisach.  

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„Cover ups“ brauchen in der Regel viel Platz. Foto: Carlotta Huber
Eher beschaulich geht es in Breisachs Einkaufsstraßen zu: Es gibt Bastel- und Schreibwaren, Mode für drüber und drunter, Fahrräder, Bücher und Heimtextilien. Am Rande der Fußgängerzone Neutorstraße gibt es seit 2012 allerdings einen etwas anderen Laden: Dort haben Christina und Christoph Zimmermann ein Geschäft bezogen und "The Munsta", das in der Tat mit Münsterblick aufwarten kann, eröffnet. Die 28 Jahre alte Tätowiererin und der 27 Jahre alte Piercer kennen alle Trends – und auch so manche Todsünde.

Keine anerkannte Ausbildung

"Tätowierer ist in Deutschland kein anerkannter Beruf, es gibt keine Ausbildung und keine Richtlinien", sagt Christina Zimmermann. Sechs Jahre dauerten ihre Lehr- und Wanderjahre, die sie in Tattoo-Studios im In- und Ausland verbrachte, bevor sie sich in der Lage sah, ein eigenes Studio zu eröffnen – zusammen mit ihrem Mann Christoph, der im "The Munsta" für die Piercings verantwortlich ist. "Zeichnen kann ich nicht", sagt der freimütig über die Aufgabenverteilung.

Künstlerisches Talent ist eine, wenn nicht die Hauptbedingung, um vernünftige Bilder unter die Haut zu bringen, wissen die Zimmermanns. Denn oft genug haben sie mit dem Gegenteil zu tun: den sogenannten "Cover ups" – der Übertätowierung nicht mehr gewollter Hautkunstwerke. "Ganz vorne rangiert der Name des Ex-Partners", sagt Christina lachend. Gefolgt von schlecht ausgeführten Tattoos bis hin zum "Arschgeweih".

Arschgeweihe gelten als No-Go

Diese Tätowierung – ein symmetrisches Ornament im Bereich des Steißbeins – kam mit der Bauchfreimode bei Frauen zu Beginn der 90er Jahre auf. Damals war Tätowiererin Christina gerade erst auf der Welt. Inzwischen hat sie allerdings zahllose ungeliebte "Arschgeweihe" übertätowiert. Denn rund 15 Jahre nach dem Geweih-Boom gilt die Tätowierung, die den Körperschmuck von Seeleuten, Halbweltgrößen und Rockstars als eine Art Tattoo-Türöffner unters "gemeine Volk" gebracht hat, als absolutes No-Go. Keine ganz einfache Aufgabe, ein Geweih wieder zum hoffähigen Tattoo zu machen, denn die Regel für "Cover ups" lautet allgemein, dass diese etwa die zweifache Fläche der ursprünglichen Tätowierung benötigen, um ein neues Bild zu ergeben.

Während das Tribal über dem Po inzwischen bestenfalls noch für Spott taugt, gibt es unter den Tattoos auch Klassiker. "Betende Hände gehen immer", weiß Christoph Zimmermann über das der Zeichnung von Albrecht Dürer nachempfundene Motiv. Während in den 70er und 80er Jahren fast ausschließlich Klassiker, so genannte Old School-Motive wie das Seefahrermotiv Glaube-Liebe-Hoffnung – eine bildliche Dreieinigkeit aus Kreuz-, Herz- und Ankermotiv – oder in den folgenden Jahren Ornamente wie eben das Arschgeweih in Mode waren, ist heute Individualismus angesagt.

Keine Gewähr bei fremden Sprachen

Da kommt dann auch das künstlerische Talent von Tätowiererin Christina ins Spiel. "Die Kunden kommen mit einer vagen Vorstellung, die ich zunächst einmal zeichnerisch umsetzen muss", sagt Zimmermann über Katzen- und Kinderporträts oder Feder umflogene Vögel, die besonders bei Frauen gefragt seien. Neuer Trend bei den Herren (dort stürmen, wie auch in Sachen Haar- oder Bartmode, die Bundesliga-Kicker voran) sind schwarze, armreifartige Ringe oder an die Tätowierungen der neuseeländischen Ureinwohner angelehnte Muster. Bei allem, was mit Symbolik, fremden Sprachen oder gar Schriftzeichen zu tun hat, rät Christoph Zimmermann zur besonderen Vorsicht. "Hier übernehmen wir keine Gewähr."

Richtige Maorie-Tattoos zu deuten, müsse gelernt sein. Dies gelte auch für Fremdsprachen, insbesondere wenn die Buchstaben nicht dem lateinischen Alphabet entstammen. Das kann zu peinlichen Missverständnissen führen. Überhaupt steckt in vielen Motiven viel Bedeutung, die man kennen sollte, bevor das Bild unter die Haut gelangt. "Hier machen wir das so, wie der Kunde es mitbringt, oder weisen darauf hin, dass unsere Motive reine Phantasiegebilde sind", sagt Christoph Zimmermann. "Erstlingen, gerade jungen Kunden, raten wir von Motiven ab, die nicht durch normale Alltagskleidung verdeckt werden." Ein Tattoo sollte gerade jüngeren Menschen den Berufswunsch nicht verstellen, nicht jeder kann Rockstar, Fußballer oder Tätowierer werden.

Lang sind die Wartezeiten im "The Munsta", das Studio genießt einen guten Ruf. Wer mit einem Tattoo-Wunsch vorbeikommt, muss fast ein halbes Jahr Warten. Das sei aber letztlich kein Fehler, finden Christina und Christoph Zimmermann: "Wer es dann noch will, will es wirklich!" Ohnehin rät das Duo von Tätowierern ohne Wartezeiten ab – denn außergewöhnlich schnelle Terminvergaben und erstaunlich niedrige Preise seien mit Vorsicht zu genießen.

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