Tradition

Vogel Gryff 2025 in Basel: Alle Fragen und Antworten zum ältesten Brauchtum in der Stadt

Der Vogel Gryff ist das älteste überlieferte Brauchtum in Basel. Was steckt hinter dem volkstümlichen Feiertag? Die BZ stellt die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen.  

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Der Vogel Gryff tanzt auf der Mittleren Brücke  | Foto: Georgios Kefalas (dpa)
Der Vogel Gryff tanzt auf der Mittleren Brücke Foto: Georgios Kefalas (dpa)

Wann findet der Vogel Gryff statt?

In diesem Jahr findet das Fest des Vogel Gryff am Montag, 27. Januar, statt. Das Datum ist in einem Turnus festgelegt, so findet der Vogel Gryff abwechselnd am 13., 20. oder 27. Januar statt (falls das Datum ein Sonntag ist, am Samstag davor).

Wie ist der Tagesablauf?

In den frühen Morgenstunden wird beim "Wild-Maa-Horscht", der Fischerhütte mit der Nr. 22, das Floß für die Rheinfahrt aus zwei Langschiffen zusammen gebunden. Das Fest startet dann mit der Rheinfahrt des "Wild Maa" um circa 10.30 Uhr. Die Zeit ist abhängig von der Wasserführung des Rheins. Gegen 11 Uhr landet das Floß mit dem Wild Maa beim Kleinen Klingental, von dort führt der Umzug des Spiels dann kreuz und quer durch ganz Kleinbasel, immer wieder unterbrochen durch die Tänze. Etwa um 12 Uhr tanzen die Ehrenzeichen auf der Mittleren Rheinbrücke beim Käppelijoch. Die genaue Marschroute ist auf der Website der Veranstaltung zu finden.

Das Fest startet dann mit der Rheinfah...22;Wild Maa“ um circa 10.30 Uhr.  | Foto: Peter Gerigk
Das Fest startet dann mit der Rheinfahrt des „Wild Maa“ um circa 10.30 Uhr. Foto: Peter Gerigk

Wer sind die Figuren und wofür stehen sie?

Die Tiere sind die personifizierten Schildhalter der Ehrengesellschaften zum Greifen (Vogel-Gryff), zum Rebhaus (Leu) und zur Hären (Wild Maa). Der "Wild Maa" ist ein tannenschwingender Mann, beim Leu handelt sich um einen Löwen und der Vogel Gryff ist ein Greif mit schwerem Schuppenpanzer.

Wer steckt unter den Kostümen?

Die Tänzer unter den Kostümen sind anonym. Im Vorfeld wird nicht offiziell bekannt gegeben, welche Person hinter welchem Tier steht und wenn, dann maximal der Vorname. "Im Vordergrund stehen die Tiere", sagt Andreas Lehr, Spielchef der drei Ehrengesellschaften . Wie lange ein Tier von einer Person verkörpert wird, entscheiden die Person selbst und der Spielchef. Wer in einer Gesellschaft Mitglied ist, kann Interesse an einer Figur anmelden. Für die Besetzung gibt es eine langfristige Planung. "Eingesetzt wird man je nachdem, wo sich etwas auftut", erklärt Andreas Lehr. In diesem Jahr zum Beispiel hat der Darsteller des Wild Maa mit seinem Tambour den letzten Auftritt, kommendes Jahr wird hier ein neuer Tänzer in die Rolle schlüpfen.

Handelt es sich immer um dieselben Tänze?

Dieses Jahr zeigt das Spiel am Vogel-Gryff-Tag insgesamt 45 Tänze an rund 40 Orten. Die Tanzschritte sind historisch überliefert. Das bedeutet, die Tiere tanzen an jedem Ort den gleichen Tanz, der auch schon vor Jahren genau gleich getanzt wurde. Die Tanzschritte werden nicht schriftlich festgehalten, sondern mündlich überliefert. "Manche schauen dann ganz genau hin, wenn zum Beispiel ein neuer Tänzer dabei ist, ob er es auch richtig macht", sagt Andreas Lehr.

Wo habe ich die besten Chancen, einen guten Blick auf die Tänze zu haben?

Wer eine gute Sicht haben will, sollte etwa zehn Minuten vor Eintreffen der Gruppe da sein. Ein fester Zeitplan mit Marschroute gibt an, wann die Gesellschaft wo anzutreffen ist. "Man kann davon ausgehen, dass der Zeitplan relativ gut eingehalten wird", sagt Andreas Lehr. Es gibt Orte, an denen es mehr Platz gibt, zum Beispiel auf dem Claraplatz, bei der Clarakirche, im Hof Lindenberg oder vor dem Claraposten. Eng hingegen wird es bei der Landung des Floßes beim Kleinen Klingental oder auf der Mittleren Rheinbrücke. "In der Rheingasse ist es auch eher eng, dafür aber sehr malerisch", weiß Andreas Lehr. Ein bisschen mache das aber auch den Reiz aus. Generell gilt: Wer früh genug kommt, bekommt schon einen Platz. Ein weiterer Tipp des Spielchefs: Wenn man das Ganze intensiv sehen will, geht man einfach der Gruppe hinterher, dann hat man auch mal die Chance, vorne zu stehen.

Die Tanzschritte beim Vogel Fryff sind historisch überliefert.  | Foto: Peter Gerigk
Die Tanzschritte beim Vogel Fryff sind historisch überliefert. Foto: Peter Gerigk

Wer sind die bunten Figuren mit den scheppernden Dosen?

Dabei handelt es sich um die vier Ueli, eine Art Narr. Sie sammeln beim Vogel-Gryff den ganzen Tag über Geld von den Zuschauerinnen und Zuschauern ein. Die gesammelten Spenden gehen an soziale Institutionen in Kleinbasel und bedürftige Einzelpersonen und Familien in Form von Gutscheinen für Kleidung oder Schuhe. Da so gut wie alle anderen einstigen Aufgaben der Ehrengesellschaften heute weggefallen sind, ist es ihnen sehr wichtig, den Brauch des sozialen Engagements aufrechtzuerhalten und durchzuführen.

Gibt es etwas speziell für Kinder?

Um 15.30 Uhr gibt es Tänze vor zwei Überraschungsgästen auf dem Messeplatz unter dem "Fenster zum Himmel". Hier gibt es viel Platz, dennoch ist es wichtig, den Kindern Vorrang zu lassen. Es werden "Schnäggeweggli", ein Hefegebäck mit Rosinen, an die Kinder abgegeben. Dafür braucht es keinen Bon und keine Anmeldung, es gilt das Motto "S'het solang s'het".

Wieso sieht man an diesem Tag so viele Hüte?

Die Tänze sind eine Art Ehrerbietung, die Tiere erweisen mit ihnen den Vorgesetzten der drei Ehrengesellschaften die Referenz. Je Ehrengesellschaft sind das sieben Personen: der Meister, der Statthalter, der Schreiber, drei Vorgesetzte sowie der Spielchef (Rebhaus), der Verwalter (Hären) und der Horstverwalter (Greifen). Früher war der Ort der Tänze an den Wohnort gebunden. "Heute legt man es nach der Route fest und es kann auch mal der Arbeitsplatz sein", erklärt Andreas Lehr. Am Ende des Tanzes verneigen sich die Tiere vor der Person, diese zieht dann den Hut. "Deshalb sieht man an diesem Tag relativ viele Hüte", erklärt Andreas Lehr.

Was sollte ich als Zuschauer beachten?

Ganz wichtig ist, den Tieren nicht im Weg zu stehen. Sie sehen wenig und die Tanzwege sind fest definiert. "Man muss ihnen den Raum lassen, sonst kann es gefährlich werden", erklärt Andreas Lehr. Aus diesem Grund sind auch Begleiter dabei, die für Ordnung sorgen. Sie sind an der schwarzen Kleidung, dem schwarzen Hut und der rot-weißen Plakette zu erkennen.

Was hat der Vogel Gryff mit der Fasnacht zu tun?

Das ist relativ schnell erklärt: gar nichts. Aufgrund der kalendarischen Nähe zur deutschen oder auch der Basler Fasnacht und den Kostümen wird dies oft fälschlich angenommen. "Tatsächlich gab es im Mittelalter mal eine Zeit, in welcher das Auftreten der Figuren rein zum Vogel Gryff nicht ganz so ernst genommen wurden", sagt Andreas Lehr. Eine Zeit lang hat auch die Tatsache, dass die Fasnachtsplaketten mit dem Tag des Vogel Gryff in den Verkauf gingen zur Annahme geführt, der Vogel Gryff und die Fasnacht hingen zusammen. "Das ist aber definitiv nicht der Fall", erklärt Lehr weiter. Heute wird wieder streng getrennt und die Tiere sind nur an diesem hohen Festtag der drei Ehrengesellschaften unterwegs.

Die Uelis gehen voran. Auf der Mittler...in Basel warten stets viele Zuschauer.  | Foto: Ansgar Taschinski
Die Uelis gehen voran. Auf der Mittleren Brücke in Basel warten stets viele Zuschauer. Foto: Ansgar Taschinski

Und was sind nun diese drei Ehrengesellschaften?

Kleinbasel war lange eine eigenständige Stadt, für die es auch eine Organisation brauchte, um Feuer zu bekämpfen, Ordnung zu halten und die Stadtmauer zu bewachen. Diese Aufgaben waren den drei Ehrengesellschaften zugeschrieben. Die erste urkundlich erwähnte Ehrengesellschaft ist die Ehrengesellschaft zum Rebhaus (1304), die beiden weiteren sind die Ehrengesellschaft zur Hären (1384) und die Ehrengesellschaft zum Greifen (1409). Im Gegensatz zu den Großbasler Zünften sind die Ehrengesellschaften zwar zunftähnlich organisiert, die Zugehörigkeit ist aber nicht an ein Handwerk gebunden.

Woher kommt der Festtag des Vogel-Gryff?

Die Entstehung geht weit ins Mittelalter zurück. Da die drei Ehrengesellschaften unter anderem die Aufgabe hatten, Kleinbasel zu verteidigen, mussten sie einmal im Jahr die Waffen und Rüstungen ihrer Mitglieder prüfen. Diese alljährliche Waffenmusterung endete mit einem Marsch durch Kleinbasel und einem anschließenden Essen. Mitte des 16. Jahrhunderts war zum ersten Mal auch ein Wappenhalter dabei, der verkleidet als Leu, Vogel-Gryff oder Wild Maa der Gesellschaft voranschritt.

Kann jeder Mitglied in den Gesellschaften werden?

Wer Mitglied werden möchte, kann einen Antrag stellen. Voraussetzungen sind die Vollendung des 18. Lebensjahrs und ein Wohnsitz in Kleinbasel. "Das macht das Wesen und den Charakter der Gesellschaft aus", erklärt Andreas Lehr. Bis vor wenigen Jahren durften nur Männer aufgenommen werden, nach einer größeren öffentlichen Diskussion spielt das Geschlecht heute keine Rolle mehr. Aktuell gibt es jedoch (noch) keine Frauen in den Gesellschaften. Denn: Jede der drei Ehrengesellschaften umfasst maximal 150 Personen, die Wartezeit bis zur Aufnahme beträgt daher mehrere Jahre. "Es sind aber bereits Frauen in der Warteschleife", weiß Andreas Lehr.

Angeberwissen, mit denen man zumindest bei Nicht-Schweizern Eindruck schinden kann:

Der Wild Maa darf jedes Jahr selbst bestimmen, ob er eine Maske mit grimmigem oder freundlichem Gesicht trägt. Die Länge der Floßfahrt richtet sich nach dem Wasserstand des Rheins und beträgt im Durchschnitt 20 Minuten. Die längste Fahrt dauerte 38 Minuten, die kürzeste nur etwas mehr als sieben Minuten. Die Glocke im Käppelijoch auf der mittleren Rheinbrücke wird nur einmal im Jahr geläutet, nämlich zum Anlass des Vogel Gryff. Der Lällekönig bei der Großbasler Schifflände, ein großer Kopf aus Kupferblech, macht sich am Tag des Vogel Gryff über den Kleinbasler Brauch lustig, indem er immer wieder die Zunge herausstreckt. Die Tiere tanzen in einer bestimmten Reihenfolge: zuerst das Tier der aktuell ausrichtenden, dann das der nachfolgenden und zuletzt das der abtretenden Ehrengesellschaft. Kostüm, Kopf und Stab des Leu wiegen insgesamt 19 Kilogramm, der Wild Maa trägt rund 20 Kilogramm mit sich herum. Allein der Kopf des Vogel Gryff wiegt 28 Kilogramm, ist aus Aluminium gefertigt und mit Leder überzogen, mit Stab und Kostüm sind es insgesamt 42 Kilogramm.

Schlagworte: Andreas Lehr

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