Viele Jüngere fühlen sich einsam
Vorübergehende Einsamkeit erleben viele Menschen einmal. In Folge der Corona-Pandemie wächst jedoch anhaltende und belastende Einsamkeit unter jungen Menschen. Fachleute sehen zudem eine scheinbar paradoxe Entwicklung.
Paula Konersmann
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Im jungen Erwachsenenalter seien Phasen der Einsamkeit normal, da in dieser Zeit viele Entwicklungsaufgaben anstünden, sagte Soziologe Janosch Schobin. So verließen junge Menschen das Elternhaus und müssten ihre eigene soziale Welt aufbauen – in äußerst dynamischen Beziehungen. Hier könne Einsamkeit einen nützlichen Impuls dazu geben, in Beziehungen zu investieren. Angesichts der aktuellen Zahlen stelle sich jedoch die Frage, warum dies zunehmend nicht gelinge und warum manche Menschen sich immer stärker zurückzögen.
Historisch betrachtet seien hochaltrige Menschen einsamer gewesen als Jüngere, dieser Trend habe sich im Zuge der Corona-Pandemie umgekehrt, so Schobin, der auch für das Kompetenznetzwerk Einsamkeit tätig ist. "Der Pandemie-Effekt ist ziemlich deutlich." Zudem beschrieb der Forscher eine Entwicklung, die zunächst paradox erscheine: In Deutschland gebe es im internationalen Vergleich eine sehr hohe Qualität von Nahbeziehungen sowie ein "stabiles Freundschaftsleben". Dies mache es besonders schwierig für diejenigen, die aus unterschiedlichen Gründen durch das Raster gefallen seien: Sie stünden anderen gegenüber, denen es gut gehe und die keine weiteren Kontakte suchten.
Chronische Einsamkeit könne krank machen, warnte der Vorstandsvorsitzende der Krankenkasse, Jens Baas. So träten Symptome wie Stress, Erschöpfung, gedrückte Stimmung oder Schlafstörungen bei einsamen Menschen deutlich häufiger auf. Laut Report ist Einsamkeit weiterhin ein Tabuthema. Jeder dritte betroffene Mann (33 Prozent) und jede fünfte betroffene Frau (20 Prozent) hat nach eigenen Worten noch nie mit jemandem darüber gesprochen. "Um so wichtiger ist es, Einsamkeit aus der Tabuecke herauszuholen", betonte Baas.
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