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Forscher

US-Studie: Superhelden sind schlechte Vorbilder

Superman, Spiderman oder Captain America wirbeln durch das TV-Programm zahlreicher Vorschulkinder. Welche Auswirkungen hat das auf die Drei- bis Sechsjährigen?  

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Superman, hier auf einer Münze zu seinem 75. Geburtstag.  | Foto: AFP
Superman, hier auf einer Münze zu seinem 75. Geburtstag. Foto: AFP
Werden sie dadurch aggressiver? Oder schauen sich die Kindergartenkinder eventuell auch ab, dass Superhelden sich oft schützend vor Schwächere stellen?

Eine neue US-Studie hat dies jetzt untersucht und zeigt: Vor allem bei Jungen stiegen die Aggressionen – körperlich und auch sozial – signifikant an. Als Vorbilder für den Schutz Schwächerer hinterließen die Superhelden hingegen bei Jungen wie Mädchen keinen Eindruck, stellten Sarah Coyne und ihr Team von der Brigham Young University in Provo (Utah) fest.

Die Forscher hatten die Eltern von 240 Kindergartenkindern zwischen drei und sechseinhalb Jahren aus verschiedenen Einrichtungen im Abstand von einem Jahr befragt. Sie sollten Auskunft darüber geben, welche Superhelden ihre Sprösslinge bevorzugten und auch, inwieweit sie sich mit Taten oder Worten aggressiv gegenüber anderen verhielten.

Auch die Kinder sollten ihre liebsten Superhelden nennen und sagen, was sie an ihnen toll finden. Das Spektrum der Antworten reichte von: "Weil er Netze schießen kann und andere rettet" bis zu "Weil er zuschlagen und alles zerstören kann und sich nicht drum schert, denn er ist ein großer Bully (engl: jemand, der andere mobbt)". Die meisten der Kinder (70 Prozent) äußerten sich im mittleren, wohlwollenden Bereich wie: "Weil er cool ist und fliegen kann."

Jeder fünfte Junge und etwa jedes 20. Mädchen guckte diese Sendungen wöchentlich. Bei beiden Geschlechtern zeigte sich – wenn bei den Mädchen auch in wesentlich geringerem Ausmaß – dass die Aggressionen binnen des Jahres umso mehr zunahmen, je mehr sich die Kids mit Superhelden beschäftigten.

Dabei scheint es eine ungünstige Verstärkung des Effekts zu geben, weil viele Eltern die positiven, sozialen Seiten der Superhelden offenbar sehr viel deutlicher wahrnahmen als ihre Kinder. Diese seien noch zu jung, um ohne Hilfe Älterer komplexe doppelte Strukturen von Gewalt und Schutzeffekt zu verstehen, erläuterte Wissenschaftlerin Coyne.

Das bestätigen deutsche Experten. "Mich wundern die Ergebnisse nicht, denn Gewalt wird in Superheldengeschichten eigentlich immer legitimiert", sagt der Sozialpsychologe Robert Busching, der sich an der Uni Potsdam mit Mediengewalt auseinandersetzt. Die Studie habe diverse Längsschnittstudien aus den vergangenen Jahren in der Tendenz bestätigt – obwohl es die erste zu Superhelden sei.

Nicht ungewöhnlich sei ebenfalls, dass Mädchen weniger auf Superhelden ansprächen – auch weil es weniger Superheldinnenfiguren zur Identifikation gebe. Das beobachtet auch der Münchner Medienpädagoge Michael Gurt (Medienpädagogik-Institut JFF). Und: "Bereits im Vorschulalter wendet sich ein Teil der Jungen ,starken Kämpfern’ zu, etwa Star Wars oder Ninjago, während für Mädchen Geschichten rund um kleine Entdecker und Alltagsabenteuer wichtiger sind."

Es sei gut nachvollziehbar, dass Kinder Schwierigkeiten hätten, Gewaltaspekte und verteidigendes Verhalten in Geschichten zusammenzubringen. "Welche Botschaften bei den Kindern ankommen, wie sie gewalthaltige Geschichten oder Heldenfiguren beurteilen und welche Aspekte für sie wichtig sind, ist vom sozialen Umfeld abhängig." Hier sei wichtig, dass Eltern und andere Bezugspersonen beim Einordnen helfen. "Kinder brauchen Identifikationsfiguren, die ihnen am Herzen liegen, ihnen das Gefühl von Vertrautheit und Verlässlichkeit bieten", sagt Gurt. Superhelden, egal ob in Cartoonserien oder im Film, gehörten nicht dazu.

Ressort: Panorama

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