Kurzstreckenflug
Südbadens Flugpionierin startete einst von einem Brauereidach
Eine Kartoffelkiste als Cockpit, ein Dach als Startrampe: Die Oma von BZ-Redakteur Otto Schnekenburger wagte sich als Kind ans Fliegen. Die Luftfahrtgeschichte müsse ergänzt werden, meint er.
Fr, 6. Aug 2021, 11:04 Uhr
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Weit vor dem Ersten Weltkrieg hat sich der Flugversuch zugetragen, die Pilotin war noch lange nicht volljährig, die Startbahn war das Dach der Brauerei, die damals zum Gasthaus Adler im Blumberger Ortsteil Riedöschingen gehörte. Es war vermutlich um Weihnachten, denn im Saal vom Adler gab es ein Laienschauspieltheater. Die Kulisse des Bühnenbilds dazu und die Nachrichten über erste zarte Flugerfolge in aller Welt müssen die Kinder im Gasthaus zu einem Flugzeugbau animiert haben. Jedenfalls wurden die dafür brauchbaren Teile des Bühnenbildes für den Flieger entwendet, eine Kartoffelkiste diente als Cockpit.
Mit dem Eigenbau oben auf dem Brauereidach angekommen, verließ alle Buben der Mumm – Männer halt. Nur als Anschieber waren sie zu gebrauchen. So musste Oma ran. Es wurde ein Kurzstreckenflug. Aber auch Orville Wright war beim Erstflug mit seinem "Flyer" nur zwölf Sekunden in der Luft – und sein Gefährt verfügte über einen Motor. Den hatte Maria Angela Barth-Efferenn nicht. Ohnehin ist sie mit ihrer Leidenschaft, ihrem Erfindergeist und ihrem Wagemut historisch eher als frühe Vorläuferin des Korbflechters, Visionärs und Flugradbauers Gustav Meßmer einzuordnen.
Ihr Landeplatz war – unplanmäßig – ein großer Pflaumenbaum im benachbarten Pfarrgarten. Wohl nur dank diesem Gewächs hat sie ihren Erstflug um rund 80 Jahre überlebt. Neben Verletzungen gab es eine Strafe, über die sie sich ausschwieg. In Riedöschingen erinnert heute nichts mehr an ihre Pionierleistung – vielleicht ist das auch besser so. Denn auch heute noch gibt es auf den Dörfern des Öfteren Laienschauspieltheater.
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