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Untergehen, auftauchen, weitermachen

Das Gefühl, im falschen Ausbildungsberuf festzustecken, sollten Jugendliche ernst nehmen – zwei Erfahrungsberichte.  

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Rettung in Sicht: Der Abbruch einer Ausbildung ist kein Weltuntergang und nichts, wofür man sich schämen muss. Foto: Andrey Kuzmin (stock.adobe.com)
Früher undenkbar, verpönt und überhaupt nicht gerne gesehen: der Ausbildungsabbruch. Doch manchmal kann ein solch schwieriger Schritt eine neue Chance eröffnen. Wann es besser ist, die Reißleine zu ziehen, das haben unsere beiden Autorinnen am eigenen Leib erlebt und berichten darüber – ein Mutmacher.
Zu Zeiten unserer Eltern hat man seine Ausbildung durchgezogen, koste es, was es wolle. Aber heutzutage ist das nicht mehr so. Unsere Arbeitswelt und Denkweise haben sich verändert. Das kam mir zugute, denn mein erster Versuch, eine Ausbildung zu machen, hat leider nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Schon nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass mir Abwechslung und selbstständiges Arbeiten fehlten. Ich war dauerhaft unterfordert und habe nur schleppend Neues gelernt. Glücksgefühle wurden nur ausgelöst durch Gedanken ans Wochenende. Die Tatsache, jeden Tag für drei Jahre in dieses Büro zu müssen, war eine totale Belastung. Tägliche Überwindung und Unglücklichsein – so sollte keine Ausbildung aussehen. Man lebt doch nur einmal. Warum sollte man seine kostbare Zeit mit etwas verschwenden, das einen nur sinnlos Jahre kostet und keine Freude bringt? In Ausbildung oder Studium investiert man so viel, da sollte es wirklich das Richtige sein.

Ich habe nach fast vier Monaten abgebrochen und es war die richtige Entscheidung, die ich keine Sekunde bereut habe. Ich habe gesucht und eine Ausbildung gefunden, die total zu mir passt, bei der ich mich entfalten kann. Ich fühle mich sehr wohl, bin angekommen und hätte den Platz nie gefunden, wenn ich nicht den Mut gehabt hätte, abzubrechen. Ein Abbruch ist kein Weltuntergang und nichts, wofür man sich schämen muss. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Mitunter braucht es eine Weile, bis man das Richtige gefunden hat. Aber dein Leben gehört dir, und nur du musst zufrieden damit sein. Ich beendete meine Ausbildung nach zwei Jahren. Damals habe ich mit mir gekämpft. Immerhin machen Millionen jährlich ihre Ausbildung und ich breche meine ab? Ich kam mir schrecklich vor, als wäre ich ein Versager. Leider hält sich der Gedanke, dass ein Ausbildungsabbruch etwas unsagbar Schlimmes ist. Mich hat das immer verwundert. Man erwartet, dass junge Leute mit 16 Jahren einen genauen Plan vom Leben haben. Es wird gefordert, dass man seinen Platz in der Welt findet und genau weiß, welchen Beruf man erlernen möchte. Man hört bei diesen Dingen meist zu viel auf andere.

Wenn du weißt, welchen Beruf du machen willst, dann bleib nicht auf der Schule, nur weil die beste Freundin das tut. Wenn die Zusage reinflattert und du zwischen zwei Berufen stehst, entscheide nach deinem Verstand, nicht nach dem Wunsch der Eltern. Denn keiner macht die Ausbildung für dich, das ist dein Weg. Und um diesen Weg zu gehen, muss man sich zuerst selbst finden. Das bedeutet: Wenn die Ausbildung nicht das Richtige ist, du dich nicht wohl fühlst oder Probleme im Betrieb hast, geh offen und ehrlich damit um. Das ist kein Kapitalverbrechen, wie ich damals dachte, sondern etwas völlig Normales und kann jedem passieren.

Deswegen: Lass den Kopf nicht hängen und verschwende deine Zeit nicht mit Dingen, hinter denen du nicht zu einhundert Prozent stehst. Beende dann lieber deine Ausbildung und such dir eine neue Stelle, mach ein Praktikum oder ein FSJ. Eine Ausbildung abzubrechen, sollte ganz normal sein, denn letztlich kann man bei mehr als 300 Ausbildungsberufen in Deutschland nicht immer auf Anhieb das Richtige finden.

Ressort: APA

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 15. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

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