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Aufgaben statt Phasen

Wer eine geliebte Person verliert, landet in einem Strudel von Gefühlen: von Fassungslosigkeit über Wut bis zu schlechtem Gewissen. Was man selbst tun kann und wie andere unterstützen können.  

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Licht im Dunkeln: Rituale können Trost spenden.  | Foto: Christin Klose
Licht im Dunkeln: Rituale können Trost spenden. Foto: Christin Klose
Wenn ein geliebter Mensch stirbt, ganz gleich, ob überraschend oder nach einer langen Krankheit, stehen viele Trauernde zunächst vor derselben Herausforderung: "Es geht als Erstes darum, diese Realität zu begreifen, um ein Wahrhaben-Müssen", sagt Trauerbegleiterin Marei Rascher-Held.

In der Trauerpsychologie spricht man heute nicht mehr von Trauerphasen, sondern von Traueraufgaben, die sich den Betroffenen stellen – vor allem bei schweren Verlusten etwa beim Tod von Kindern, bei einem plötzlichen Tod nach einem Unfall, einer Katastrophe oder bei einem Suizid. "Der Trauerprozess verläuft keinesfalls linear, sondern spiralförmig, weil es immer wieder schleifenförmige Bewegungen gibt, die zurück in den Schmerz gehen", sagt Trauertherapeut Roland Kachler. Die erste Aufgabe für alle Trauernden ist jedoch immer die gleiche: "Es geht schlichtweg darum, das Überleben und Weiterleben zu gestalten."

Doch dazu muss man erst einmal die Wirklichkeit begreifen, im wahrsten Sinne des Wortes, meint Rascher-Held: "Es ist unheimlich wichtig, sich am Sarg zu verabschieden. Weil der Tod dann wirklich endgültig wird, selbst wenn er erwartbar war." Deshalb, sagt sie, hilft es auch, die verstorbene Person noch einmal zu sehen oder zu berühren.

1. Konkretes Handeln hilft
Außerdem braucht es Menschen im Umfeld, die meine Trauer aushalten und ihr standhalten. Und die ganz einfache Sachen tun – wie vielleicht mal für mich kochen: "Das sind ganz elementare Formen der Zuwendung", sagt Kachler. Zu sagen: "Du kannst dich immer melden" und auf ein Zeichen zu warten, helfe gar nicht. "In dieser existenziellen Situation rufen Trauernde nicht an. Weil sie so viel mit sich selbst zu tun haben und anderen nicht zur Last fallen wollen."

Nahezu kontraproduktiv sind Ratschläge wie: "Du musst loslassen lernen!" Stattdessen plädiert der Diplom-Psychologe zum Bewahren und Integrieren des Verstorbenen. Motto: Die Liebe darf bleiben, die Trauer darf gehen.

Vielen Trauernden hilft es dann, Erinnerungen zu sammeln und Fotos zu ordnen oder eine Gedenkstelle in der Wohnung einzurichten, an der sie regelmäßig eine Kerze anzünden.

2. Die Trauer fließen lassen
Die nächste Aufgabe besteht dann darin, mit dem Verlust leben zu lernen. Wenn der Platz des Mannes leer bleibt, der Schulranzen unbenutzt, wird die Realität schmerzlich spürbar. "Wichtig ist es dann, die Trauer ins Fließen zu bringen", rät Kachler.

Marei Rascher-Held, Vorstandsmitglied im Bundesverband Trauerbegleitung, hat die Erfahrung gemacht, dass auch Schreiben guttut – etwa Erinnerungen aufschreiben, ein Trauertagebuch führen, dem Verstorbenen einen Brief schreiben: "Etwas auszudrücken ist wichtig, damit die Trauer nach außen kommt."

Oft befinden sich die Betroffenen in einem Gefühlsknäuel. "Manchmal kommt wahnsinnige Wut hinzu über die Ungerechtigkeit oder ein Ohnmachtsgefühl", sagt die Trauerbegleiterin. Vor allem Trauergruppen können dann hilfreich sein. Für Männer eignen sich statt Gesprächen oft eher aktive Workshops, Wanderungen oder Fahrradwochenenden, sagt Roland Kachler: "Männer trauern handelnd."

3. Bewusst weiterleben
Und drittens folgt, wieder in das Leben zu finden. "Ganz behutsam kleine Dinge machen, die einem guttun, und die Frage der Loyalität im inneren Gespräch mit dem Verstorbenen klären." Gerade bei schweren Verlusten sei dies in den ersten eineinhalb Jahren jedoch nur ansatzweise möglich.

Ressort: APA

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 17. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

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