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"Untätigkeit ist das Schlimmste"

  • Mi, 16. Oktober 2024
    Offenburg

     

Der 16. Oktober ist der "Internationale Tag der Wiederbelebung". Wie wichtig schnelles Eingreifen bei einem Herzkreislaufstillstand ist, macht Philipp Diehl, Chefarzt am Ortenau Klinikum deutlich.

Prof. Philipp Diehl  | Foto: Ortenau Klinikum
Prof. Philipp Diehl Foto: Ortenau Klinikum
Das Ortenau Klinikum schildert einen typischen Fall: Roland B. hat immer wieder Luftnot. Anfangs nur bei körperlicher Belastung, dann zunehmend auch im Ruhezustand. Der 50-Jährige fühlt sich seit einigen Tagen nicht wohl. Roland B. geht von einem Infekt der Atemwege aus und schont sich. Trotzdem werden die Beschwerden nicht besser. Er entscheidet sich deshalb zu seinem Hausarzt zu gehen: Im Wartebereich der Praxis verschlechtert sich sein Zustand. Er bemerkt Herzrasen, anschließend wird er bewusstlos. Das Herz hat aufgehört zu schlagen. Roland B. hat einen Herzkreislaufstillstand.

In Deutschland erleiden laut Klinikum rund 200 Menschen täglich einen Herzkreislaufstillstand. Der "Internationale Tag der Wiederbelebung" am 16. Oktober macht darauf aufmerksam, dass rechtzeitige Wiederbelegungsmaßnahmen durch Laien in vielen Fällen Leben retten kann.

Häufig befinden sich Angehörige, Freunde oder Passanten beim Notfall in unmittelbarer Nähe. Trotzdem profitieren nur rund die Hälfte der Betroffenen von Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien. "Das nur bei jedem zweiten Betroffenen eine so genannten Laienreanimation erfolgt, ist absolut nicht zufriedenstellend. Je länger es dauert, und wir reden hier von Minuten, bis eine Reanimation durchgeführt wird, je weniger wahrscheinlich ist es, dass der Patient gerettet werden kann", so Professor Philipp Diehl, Chefarzt des Departments Kardiologie, Pneumologie, Angiologie, Akutgeriatrie, Intensivmedizin & Thoraxchirurgie am Ortenau Klinikums Helfen sei in einer solchen Situation einfach, Untätigkeit das Schlimmste. Jeder könne helfen, so Diehl.

Wird ein Mensch bewusstlos, muss laut Klinikum zunächst geprüft werden, ob der Betroffene Lebenszeichen hat. Beispielsweise durch Schütteln an den Schultern, kann geprüft werden, ob der Patient reagiert. Ist das nicht der Fall und atmet er nicht normal, so muss umgehend Hilfe über die Notrufnummer 112 herbeigerufen werden.

Im nächsten Schritt muss möglichst schnell mit einer Herzdruckmassage begonnen werden. Hundert bis Zweihundert Mal pro Minute muss dabei der Brustkorb auf Höhe des Brustbeins fünf bis sechs Zentimeter tief eingedrückt werden.

Sofern möglich werden nach 30 Herzdruckmassagen zwei Beatmungen durchgeführt. Diese Wiederbelebungsmaßnahmen müssen soweit fortgeführt werden, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Roland B. hatte Glück im Unglück. Das Team der Arztpraxis hat unmittelbar festgestellt, dass keine Atmung vorlag, der Rettungsdienst wurde gerufen und mit den Reanimationsmaßnahmen begonnen. Der Patient wurde unter Fortführung der Wiederbelebungsmaßnahmen in den Herzkatheter am Ortenau Klinikum Lahr zu Philipp Diehl gebracht. Ursache für den Herzstillstand war eine verschlossene Arterie, die wiedereröffnet werden konnte.

"Dank der Tatsache, dass begonnen vom Praxis-Team über den Rettungsdienst und der Versorgung bei uns in der Klinik alles optimal funktioniert hat und keine Zeit verloren gegangen ist, ist der Patient wohl auf und hat den Herzkreislaufstillstand ausgesprochen gut überstanden", so . Diehl. Dennoch sei der "Internationale Tag der Wiederbelebung" eine gute Gelegenheit, seine eigenen Kenntnisse in der Wiederbelebung zu hinterfragen.

Info: Entsprechende Kurse zur Laien-Reanimation werden unter anderem von den Hilfsorganisationen wie auch vom Ortenau Klinikum selbst angeboten.

Ressort: Offenburg

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