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Ukraine und Russland, eine Familie

ZISCH-INTERVIEW mit Didi Klausmann und Norman Pankratz, die gemeinsam eine Spenden-Aktion für die Ukraine geleitet haben.  

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Die Spenden werden auf Ukrainisch und Deutsch beschriftet.  | Foto: privat
Die Spenden werden auf Ukrainisch und Deutsch beschriftet. Foto: privat

Seit mehr als zwei Wochen herrscht Krieg in der Ukraine. Seitdem sind viele Menschen auf der Flucht. Die Politiker versuchen, mit Sanktionen Russland zu stoppen und auch die Bürger und Bürgerinnen in allen Länder wollen der Ukraine helfen. Im Rieselfeld, einem Stadtteil von Freiburg, wurde eine tolle Spendenaktion organisiert. Zisch-Reporter Luca Schweizer von der Klasse F1 der Clara-Grunwald-Schule in Freiburg spricht mit Didi Klausmann, einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des K.I.O.S.K. Vereins, und Norman Pankratz von den Quartiersarbeitern im Rieselfeld über die Aktion.

Zisch: Warum machen Sie diese Aktion?

Klausmann: Die Menschen sind auf der Flucht und sind sehr verzweifelt. Sie brauchen dringend Babynahrung, Hygieneartikel, Schlafsäcke und etwas zum Essen und zu Trinken. Deshalb haben wir einen Aufruf im Rieselfeld gemacht und ganz viele Menschen haben Sachen gebracht. Ein Lkw mit 12,5 Tonnen wurde voll beladen. Der ist jetzt unterwegs und fährt in die Ukraine.

Zisch: Gefällt es Ihnen, die ganze Sache zu leiten?

Klausmann: Ja, es ist immer ein gutes Gefühl, für die Menschen etwas zu tun. Man kann schimpfen, man kann traurig sein oder man kann aktiv was tun! Wenn man hilft und merkt, man hat etwas gemacht, dann kann man besser schlafen.

Zisch: In der Ukraine herrscht Krieg. Haben Sie Angst, dass wir auch angegriffen werden?

Klausmann: Nein, da habe ich keine Angst, weil das ein großer Fehler wäre, wenn Wladimir Putin das tun würde. Aber, dass Putin so etwas tut, ein freies Volk, einen demokratischen Staat anzugreifen, ist ein Unding und deswegen müssen wir alle helfen und ihm die rote Karte zeigen.

Zisch: Wer hat diese Spendenaktion organisiert?

Klausmann: Beteiligt ist K.I.O.S.K., das ist ein Verein für die Bürger im Rieselfeld und die Kirche im Rieselfeld.

Zisch: Was wurde bis jetzt gespendet?

Klausmann: Es wurden sehr viele Schlafsäcke und Decken gespendet, Hygieneartikel von Windeln für Babys, Damenbinden, Zahnpasta, bis hin zu Verbandsmaterial und Nahrung.

Zisch: Wie läuft die Organisation der Übergabe?

Klausmann: In der Oltmannsstraße gibt es die Stadtmission und dort ist die zentrale Sammelstelle für Freiburg. Unser Lkw fährt dahin und wird vermutlich in die ukrainische Partnerstadt Lviv gebracht.

Zisch: Herr Pankratz, wann haben Sie das alles angefangen?

Pankratz: Ich habe mich mit einer Frau aus der Kirche Anfang März getroffen und wir haben diese Aktion geplant. Eine Woche später beenden wir diese Aktion.

Zisch: Ist diese Aktion gut angekommen? Wiederholen Sie die Aktion?

Pankratz: Für viele Menschen war es sehr wichtig, die eigene Ohnmacht mit dem Spenden überwinden zu können. Wir haben zwei tolle Partner: Die Apotheke und den Marktladen im Rieselfeld. Beide haben für diese Aktion zum Selbstkostenpreis verkauft, um diese Aktion zu unterstützen. Wir werden nächste Woche Ideen sammeln und überlegen, welche Aktionen noch gemacht werden können.

Zisch: Was belastet Sie am meisten?

Pankratz: Ich habe drei Kinder. Für mich war es schwierig, über den Krieg zu sprechen, und ja, es ist so nah. Zum Glück ist die Schule gut vorbereitet, dass sie den Krieg entsprechend thematisiert. Außerdem gibt es Nachrichten für Kinder wie Logo oder solche Projekte wie Zisch. Und zum Glück kann man den Kindern Wege zeigen, wie man aktiv sein und den Menschen helfen kann. Dann können sie auch die Ängste überwinden, obwohl sie eigentlich nichts dagegen machen können.
Zisch: Was war Ihr bei dieser Aktion das schönste Erlebnis?

Pankratz: Am Samstag kam ein Paar aus dem Rieselfeld. Die Frau kommt aus der Ukraine und er kommt aus Russland. Sie haben viele Sachen gebracht, die sie schon beschriftet hatten. Die Frau hat sofort angeboten, dass sie dolmetschen kann und ich habe mit dem Mann gesprochen. Er sagte, er kann nicht verstehen, was da gerade passiert. Die Russen und die Ukrainer sind Freunde. Es gibt Unterschiede, wie zum Beispiel das Essen, aber es ist für ihn unbegreiflich, warum das gerade passiert. Die Ukraine und Russland sind doch eine Familie, sagte er. Niemals soll jemandem so etwas angetan werden, und noch weniger seiner eigenen Familie.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 01. April 2022: PDF-Version herunterladen

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