Waldorf-Schülerinnen führen vor
Theaterperformance in Dachsberg: Vom Hexenwahn zum Feminismus
Schülerinnen der Waldorfschule in Dachsberg gestalten unter dem Titel "Weird Sisters" eine eindrucksvolle Theater-Performance. Sie gerät zu einer Feier der Weiblichkeit.
So, 23. Feb 2025, 18:30 Uhr
St. Blasien
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Dabei entpuppen sich die drei unter der Anleitung von Lehrerin Judith Lürmann nicht nur als ausgesprochen ideenreiche und recherchegeübte Macherinnen und als textfeste Schauspielerinnen, die sich in Windeseile in unterschiedlichste Charaktere zu verwandeln verstehen, sondern sie beherrschen die Gabe, ihre Zuschauer in jedem Moment mitzunehmen, sei es bei dem wirkungsvollen Ausdruckstanz von Marie Schacherer, bei dem die Rollen von Mann und Frau genial umkehrenden Poetryslamvortrag von May Zapadka oder der Verkörperung des ausgestorbenen flugunfähigen Riesenvogels Dodo durch Melina Schwarz.
Ihre vornehmlichen Requisiten sind der Raum, den sie mit quirligem Leben, aber auch mit geheimnisumwittertem Flair füllen, und ihre ganz in Schwarz gekleideten Körper, die sie zueinander in Beziehung setzen. Sie kommen schleichend aus dem Dunkel, treten in eine lautlose Kommunikation ein. Plakate werden zum Sprachrohr für ihre Anliegen, die sie mit einer starken rebellischen Energie vorbringen und die unmissverständlich dazu auffordern, bestehende Strukturen und Gewissheiten zu hinterfragen. Letztlich gestalten sie in dieser Stunde eine Feier der Weiblichkeit und der Stärke, die in jedem Menschen stecken.
In ihr Programm bringen sie ebenso im Ton eines wissenschaftlichen Vortrags gehaltene Details zum ausgestorbenen Dodo oder zur Hexenverfolgung ein wie sie die unheimliche Atmosphäre beim Zitieren von Versen der Hexen aus Macbeth gestalten, Brechts Gedicht "An die Nachgeborenen" vortragen oder andererseits den Versuch von Verhaltenstherapeutin Marie in Szene setzen, die Beziehungsprobleme von Dodo Melina und Halterin Maya zu klären. Sie verkörpern Ankläger und Angeklagte in einem Hexenprozess oder bombardieren die Zuschauer mit Feminismusparolen, zitieren Virginia Woolf, die indianische Sklavin Tituba oder die isländische Sängerin Björk als Zeuginnen eines Widerstands, der nicht verbrannt werden konnte, der überlebte.
Auch die Absurditäten unserer modernen Mediengesellschaft nehmen die Drei aufs Korn. Tagesschausprecherin Marie liest Meldungen von Dodos und Einhornaktivisten vor sowie von einer Initiative, das Privatflugzeug von Friedrich Merz nachzustricken, und sie warnt vor dichtem Nebel. Dazwischen erreicht sie eine Eilmeldung über Tortenböden, und neben diesen ganzen Ansagen versucht sie ihren Kolleginnen zuzuraunen, wie sie einen Tisch richtig aufbauen müssen, auf dem sie dann zwei Tortenböden mit Sprühsahne besprühen und sie sich anschließend gegenseitig ins Gesicht klatschen. Mit dem Abwaschen der Sahne, dem Betexten der Körper mit schwarzen Stiften und dem Lied "Am Grunde der Moldau" nach einem Brechtgedicht, das als Gleichnis auf die Vergänglichkeit herrschender Zustände verstanden werden kann, schloss dieser ebenso turbulente wie gehaltvolle Theaterabend.