"Teilweise ernste Probleme"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Psychologen Stefan Reinecke über seine Arbeit in Familien.
Anton Michels, Klasse 4b, Emil-Gött-Schule (Freiburg)
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Zisch-Reporter Anton Michels aus der Klasse 4b der Emil-Gött-Schule in Freiburg interessiert sich für den Beruf des Psychologen und hat daher am 28. Oktober seinen Opa Stefan Reinecke interviewt, der als Psychologe in der Familienberatungsstelle der Stadt Karlsruhe arbeitete.
Reinecke: Ich habe über viele Jahre in einer Beratungsstelle in Karlsruhe gearbeitet. Da kommen immer wieder Familien, Kinder oder Jugendliche, wenn es irgendwelche Probleme zu Hause gibt, und dann überlegen wir gemeinsam, was man machen kann, damit es besser zu Hause aussieht.
Zisch: Wolltest du als Kind schon Psychologe werden?
Reinecke: Nein, an so etwas habe ich damals noch nicht gedacht. Ich wusste auch gar nicht, dass es Psychologen gibt. Aber ich habe schon immer den Wunsch gehabt, etwas mit Menschen zu tun zu haben, und vielleicht auch den Gedanken, helfen zu wollen.
Zisch: Was macht dir an deinem Beruf Spaß?
Reinecke: Es gibt immer wieder etwas Neues, weil jede Familie anders ist. Es ist interessant und bereichernd, dass man Lebensgeschichten erzählt bekommt und wie es in einer Familie zugeht. Oft finde ich es toll, wie Familien ihre Probleme lösen, auch wenn es ganz schwer zu Hause ist oder sie schwere Bedingungen haben und schlechte Möglichkeiten. Ich habe oft Respekt, wie sie das trotzdem hinkriegen.
Zisch: Über welche Themen unterhältst du dich mit den Menschen?
Reinecke: Das sind ganz viele verschiedene Themen. Manchmal geht es um die aktuelle Situation, wie die Familie miteinander umgeht, wer was macht, wenn eine Person dies macht, und wie die anderen darauf reagieren. Man kann dann überlegen, ob man auch ein bisschen anders reagieren könnte. Manchmal geht es auch um Kindheitsfragen, wie es früher in der Familie war, wie die Kinder oder Jugendlichen aufgewachsen sind. Manchmal geht es auch darum, dass Jugendliche eigene Probleme haben. Das sind manchmal Hausaufgabenprobleme oder Streit unter den Geschwistern. Bei manchen ist vielleicht ein neues Elternteil dazugekommen und es gibt Schwierigkeiten mit der Stieffamilie. Oder ein Kind lebt alleine mit seiner Mutter oder seinem Vater. Es gibt teilweise schon Probleme, die sehr ernst sind und nicht so einfach zu lösen. Da kann es schon helfen, dass man gemeinsam überlegt, was man in solchen Situationen machen kann. Es gibt auch Jugendliche, die nicht mehr leben wollen oder sich ritzen oder sonstige Probleme habe. Da kommt es vor, dass ich mit den Jugendlichen alleine arbeite.
Zisch: Streitest du dich manchmal mit den Menschen?
Reinecke: Streiten tue ich mich eigentlich nicht mit den Menschen. Ich kann ja nicht bestimmen, was sie machen oder nicht machen sollen. Ich kann nur Vorschläge machen, und dann haben die Menschen selber die Möglichkeit, die Vorschläge anzunehmen, und sie probieren was aus, oder sie lassen das. Deshalb streite ich nicht mit meinen Klienten.
Zisch: Findest du deinen Beruf manchmal stressig?
Reinecke: Ja, manchmal finde ich den Beruf schon stressig, weil ich manchmal auch nicht immer gleich weiß, was hilfreich sein kann oder was man machen kann, und dann braucht man ein bisschen längere Zeit zu überlegen. Wenn es ernste Probleme gibt, und das ist ja öfters so, dann habe ich Sorge, ob die Familie das hinkriegt. Das sind schon Belastungen, und man hört ja doch viele verschiedene Geschichten, und manchmal ist man dann unsicher, ob alles wieder gut wird.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.