Kriminalität

Taschendiebstähle in Bahnhöfen häufen sich

Die Tricks sind so simpel wie dreist. Und die Täter reisen oft quer durch Europa, um auf Bahnhöfen zuzuschlagen. Mit Taschendiebstählen entsteht hierzulande ein Millionenschaden.  

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Ein Griff in die Tasche im Gedränge auf dem Bahnsteig, und schon ist das Portemonnaie weg: Auf Deutschlands Bahnhöfen machen Diebe fette Beute. Die Zahl der Taschen- und Gepäckdiebstähle hat stark zugenommen. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Bundespolizei etwa 35 760 Delikte. Das waren rund 19 Prozent mehr als im Jahr 2013. Diese Tendenz hält auch im laufenden Jahr an. Im ersten Halbjahr waren es bundesweit bereits gut 20 200 Fälle – zirka 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

"Die Täter sind in der Regel bandenmäßig organisiert und agieren in mehreren europäischen Ländern", sagte ein Sprecher des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam. Taschendiebe seien oft professionelle, international reisende Täter.

Im vergangenen Jahr entstand bei den Fällen, die bei der Bundespolizei angezeigt wurden, ein Schaden von etwa 6,1 Millionen Euro – durch gestohlenes Bargeld, geklaute Personaldokumente oder dann benutzte Bankkarten. Die Aufklärungsquote lag 2014 den Angaben zufolge im "unterschwelligen Bereich". Die meisten Diebstähle würden von den Opfern erst später bemerkt, so der Sprecher. Die Deutsche Bahn wollte sich zu dem Thema nicht äußern.

Für besonderes Aufsehen hatte jüngst der Fall eines Mannes gesorgt, der vor einer Woche einen Brand in einem ICE in Mannheim gelegt hatte und sich danach als Bundespolizist ausgab, um bei den Löscharbeiten zu helfen. Statt zu löschen hatte er das verlassene Gepäck der evakuierten Fahrgäste durchforstet und Handys, Geldbeutel und Schmuck gestohlen.

Der Focus hatte jüngst unter Berufung auf die Bundespolizei berichtet, dass es allein in Nordrhein-Westfalen im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 7200 Fälle von Gepäck- und Taschendiebstählen gegeben habe – und damit 900 mehr als vor einem Jahr. Besonders betroffen seien im bevölkerungsreichsten Bundesland die Hauptbahnhöfe in Köln, Düsseldorf und Dortmund.

Oft sind die Diebe in Gruppen von drei bis sechs Leuten unterwegs. "Ein Täter beobachtet die Umgebung, ein weiterer lenkt das Opfer ab, und der dritte Täter führt dann den Diebstahl aus", beschreibt die Bundespolizei das Vorgehen. Ablenkungsmanöver gehören zum Repertoire, so der Beschmutzer-Trick: Da wird "versehentlich" ein Getränk auf die Kleidung eines Passanten gekippt, der Täter "hilft", während ein Weiterer zugreift. Oder der Antanz-Trick: Ein Dieb tut so, als sei er betrunken, torkelt gegen einen Reisenden – der Mittäter nutzt das Durcheinander.

Doch die Bundespolizei moniert auch "leichtfertiges Verhalten" bei Reisenden: Da würden Taschen einfach abgestellt, oder Handys oder Geldbeutel in offene Taschen gelegt. Um Reisende zu warnen, hat die Bundespolizei mit der Deutschen Bahn die Präventionskampagne "Achten Sie auf Ihre Wertsachen" gestartet. An Schwerpunkttatorten gibt es zudem spezielle Fahndungsgruppen.

Auch außerhalb deutscher Bahnhöfe stieg die Zahl registrierter Taschendiebstähle an. Im vergangenen Jahr wurden offiziell 157 069 Fälle von Taschendiebstahl erfasst, wie aus der Kriminalstatistik hervorgeht. Das waren 15,8 Prozent mehr als im Vorjahr 2013 (siehe Grafik). Grund für die Zunahme ist die Tatsache, dass immer mehr Touristen, die als Opfer beliebt sind, Deutschland besuchen. Zudem sind die Grenzen in Europa offen, so dass Täter leicht einreisen und wieder verschwinden können. Außerdem tragen viele Menschen wertvolle Smartphones mit sich herum. Diese Faktoren machen die Tätigkeit für Diebe interessant.

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