Auf den Spuren Thomas Manns und seines Zauberbergs – ein Besuch in Davos.
Mit einem leisen Quietschen öffnet sich die Balkontür im ehemaligen Sanatorium Schatzalp, Klaus Bergamin tritt hinaus an die Brüstung mit dem weiten Blick über das Hochtal. Rundherum ragen von Schnee bedeckte Alpengipfel empor, unten öffnet sich ein weiter Kessel mit saftigen grünen Wiesen – und in der Mitte, die Kirchtürme, Hotels und Bungalows von Davos, 11 000 Einwohner, 20 000 Gästebetten.
Die höchst gelegene Stadt Europas, die nie so groß geworden wäre, wenn nicht die Tuberkulose – heute durch Antibiotika behandelbar – Anfang des 20. Jahrhunderts jeden siebten Europäer umgebracht hätte. Klaus Bergamin, Jahrgang 1938, war als Kind infiziert, die Krankheit brachte ihn nach Davos, und vielleicht ist das der Grund, warum er sein Leben als Kulturbeauftragter der Stadt heute vor allem der Zeit widmet, in der sie von der Tuberkulose geprägt wurde. Es ist die Zeit, die Thomas Mann in seinem Roman "Der Zauberberg" beschreibt.
Der Schriftsteller kam vor hundert Jahren zum ersten Mal nach Davos. Damals lebten 9700 Deutsche, 3400 Russen, ...